Einleitung
27
der die Vollendung des Werkes nicht erlebte, sondern im Sommer
1544 im Zellerbade, wo er von einer schon seit längerer Zeit an ihm
zehrenden Krankheit Heilung suchte, gestorben war. Aus der Art und
Weise, wie Jäger später von Seitz sprach/ könnte man schließen,
daß er selbst eine wenig freundliche Gesinnung gegen ihn hegte, doch
muß man bedenken, daß es eine von Jäger für das Patriziat heimlich
verfaßte Tendenzschrift ist, in der er sich so äußerte.
In all seinen Prachtwerken läßt Jäger da, wo er fühlt, daß
sein Text etwas mager ist, den Maler einspringen. So mußte dieser
auch hier das Beste tun und die genannten Bürgermeister in schönen,
farbigen, ganzfigurigen Bildern „conterfetten". Wer dieser Maler
ist, ist noch nicht festgestellt, aber wenn man sich vergegenwärtigt,
daß der Bilderschmuck der gleichzeitig mit der Weberchronik ent
standenen anderen Prachtwerke Jägers, wie nachgewiesen wurde,
aus der Werkstätte des jüngeren Georg Breu hervorgegangen, so
liegt es nahe, auch diese Bilder mit ihr in Zusammenhang zu bringen.
Suchen wir nun, nachdem wir den Inhalt und den Charakter der
„Weberchronik" festgestellt haben, den Wert, der ihr unter den Augs
burger Chroniken zukommt, zu bestimmen, so ergibt sich: Ihr wichtig
ster Teil ist zweifellos der erste, der die ausführlichste, wenn auch mit
vielen Irrtümern belastete „Beschreibung" der Lechfeldschlacht dar
bietet, die bis dahin in der Augsburger Geschichtsliteratur erwachsen
ist, die älteste uns bekannt gewordene Fassung der Sage von dem
Hervortreten der Weber in dieser Schlacht überliefert, die von patrioti
schem Stolz erfüllte Parallele zwischen den römischen Magistraturen
und den Augsburger Ratsämtern, sowie den so überaus anschaulichen
und lebendigen Bericht über die Einführung des Zunftregiments
enthält — Stücke, die als schätzenswerte Beiträge zur Augsburger
Lokalgeschichte zu bezeichnen und vorher nirgend zu finden sind. —
Der dritte Teil ist, wie schon bemerkt, eine vielleicht aus Erwägungen
der Klugheit recht dürftig ausgefallene Leistung, deren Unzulänglich
keit wir in einer ergänzenden Beilage auszugleichen versuchen mußten.
Der Inhalt des zweiten Teils endlich erweist sich sachlich, wie aus
unsern Ausführungen hervorgeht, zum guten Teil nur als eine Ab
leitung älterer, bereits gedruckter Augsburger Chroniken und kann nur
1. In dem Ratschlag für Kaiser Karl V., die Zünfte abzuschaffen (gedruckt in
der Augsb. Chron., VI I, S. 115 ff). Daß Jäger der Verfasser des Ratschlages ge-
wesen, wird an anderer Stelle erwiesen werden.