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Weberchronik ven Clemens Jäger
nicht berieren noch melden» und solche diese erhollung sich mer auf
ain gmaine dann auf ain sondre comentari und beschreibung schicket
und dienet, habe ich gedacht, sollichs zu underlassen und in diser
cronica, die allein aufs die erber und löblich zunft von Webern gerichtet,
nichts anders, dann was das erber handwerck der Weber bedrifft, mit 5
göttlicher hilf und gnadt als der betzeugten warhait gemäß on alle
schmaichlerei, hoffierung oder liebkosen auszufieren und zu be
schreibend und im namen des allmechtigen die ungerische-- schlacht,
so durch den kaiser Otho und des reichs fürsten vor diser statt
Augspurg im neunhundert und fünfundfünstzigsten jar den sechtzehen-
den tag des Heumonats beschehen,-^ in wöllicher glücklichen schlacht
a) Sbfcfjt.: „6erictet und meldet". d> Hdschr.: „zu beschreiben vorrhabens bin".
v> Hdschr.: „ungerischen". ci> Hdschr.: „beschriben" etc.
1. Von der ziemlich umfangreichen Literatur über die Ungarnschlacht von 955
heben wir hier heraus :Düm ml er, Kaiser Otto der Große (Leipzig 1876), S. 257 ff.;
Giesebrecht, Gesch. der d. Kaiserzeit, Bd. I 4 (Leipzig 1881), S. 418 ff., 828;
Riezler, Gesch. Baierns, I (Gotha 1878), S, 350 ff.; Brunner, Die Einfälle der
Ungarn in Deutschland bis zur Schlacht aus dem Lechfeld am 10. August des Jahres
955 (Augsburg 1855), S. 24 ff.; Grandauer, Das Leben Oudalrichs, Bischofs von
Augsburg, in den Geschichtsschreibern der d. Vorzeit, Lieferung 91 (1891), S. 15 sf.;
W alln er, Der Gunzenlee und die Lechseldschlacht in der Z. S. N., Bd. XLV, S. 41 ff;
Alfred Schröder, Die Ungarnschlacht von 955 im Archiv für die Gesch. des Hoch-
stists Augsburg, Bd. I, S. 453 ff., wo die neueste, seit 1905 hierüber erwachsene
Literatur S. 454 verzeichnet ist; Ottenthal, Die Regesta des Kaiserreichs unter
den Herrschern aus dem sächsischen Hause 919—1024 inBöhmersReg.Imp., Bd. II
(Innsbruck 1893), S. 120 ff., wo S. 122 die Quellen zusammengestellt sind. Für
uns kommen von diesen in Betracht: Widukinds kies xestae Saxonicae (Mon.
Germ. SS. III), IIP. III, c. 44, 46—49; Gerhards Vita S. Oudalrici (Mon.
Germ. IV, S. 144ff.), c. 12, 13. — Jäger hat aus beiden geschöpft, aber wohl
nicht unmittelbar, sondern, wie es scheint, durch Ableitungen, und zwar aus
Widukind hauptsächlich vermittelst der deutschen von Hedio gefertigten Über
setzung der Ursp erg er Chronik und des deutschen, von Ramminger gedruckten
Meisterlin, aus Gerhard vermittelst des deutschen Ulrich-Lebens (von uns
zitiert U. L.), das im Jahre 1516 im Druck erschienen. Auch Cuspinians Kaiser
geschichte wurde benützt; die Chroniken des Otto von Freising, des Nauclerus,
des Sebastian Franck hat Jäger zwar, da er weiß, daß diese über die Raubzüge
der Ungarn berichten, in Handen gehabt, doch hier keinen Gebrauch von chnen
gemacht. Es findet sich aber bei Jäger Verschiedenes, das aus keine der genannten
Quellen zurückgeht und auch nicht durch Hinzusügung von Selbstverständlichem,
das aus ihnen herausgelesen werden könnte, entstanden ist — vor allem die als
Geschichte vorgetragene Sage von dem Anteil der Augsburger Weber an der
Lechseldschlacht. Diese Sage beruht auf einer von den Webern fortgepflanzten
Tradition, die ursprünglich sehr dürftig und verschwommen gewesen sein dürste und
erst später festere Gestalt gewann, als sie, deren Handwerk in Augsburg als das
weitaus wichtigste galt, das Bedürfnis empfanden, des „Ansehens" halber ihre
„Ansänge" möglichst weit zurückzuführen und aus ein stattliches Postament zu
stellen, wobei sie an die Lechseldschlacht, das früheste große, in aller Gedächtnis fort
lebende Ereignis der mittelalterlichen Geschichte Augsburgs, anknüpften. Zum Be
weis, daß es mit dieser „Histori" seine Richtigkeit habe, zeigte man verschiedene aus