Vorred
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das erber handwerck der Weber sein uralt, löblich schildt und Wappen,
wölliches sich die erber zunft von Webern noch heutigs tags rechtlich
geprauchet, nicht mit klainen ehren und sig überkamen und erlanget
hat, zu ainem ansang meiner beschreibung für mich zu nemen und
dieser Schlacht stammende Reliquien, die zum Teil aus dem Weberhaus verwahrt
wurden, genau so, wie sich die Mönche von St. Ulrich und die aus ihnen hervor
gegangenen Geschichtschreiber, wenn sie auf die von dem heiligen Bischof bei den
damaligen Kämpfen gespielte Rolle zu sprechen kamen, auf das Ulrich-Kreuz, das
ein Engel vom Himmel gebracht, beriefen.Ob die in Rede stehende Tradition schon
vor Jäger „in Schriften" aufgezeichnet worden oder nur mündlich im Schwange
war und von ihm zum ersten Male niedergeschrieben wurde, muß dahingestellt
bleiben. Sicher ist nur, daß die Jägersche Fassung der Sage, da die Weberchronik
auf dem Weberhaus in Verschluß gehalten wurde, über den Kreis der Zunft hinaus
nur geringe Verbreitung finden und unter „gelehrten Scribenten" nicht leicht be
kannt werden konnte. So liegt zwischen der Fertigstellung der Chronik und der
nächsten Erwähnung der Sage ein halbes Jahrhundert, Wir finden sie in der 1595
von Marcus Wels er veröffentlichten Ausgabe der G erh ardschen Vita Udalrici, wo
es in einer Anmerkung zu der in c. XII erzählten Ungarnschlacht heißt: „Veteri
fama proditum, textores Augustanos egregiam hoc hello operam navasse,
primario Ungarorum regulo occiso (hic ipse videri possit), cujus clipei insigne
luteo et rubro colore distinctum Otto Ulis virtutis testimonium concesserit.”
Daß Welser diese Sage aus der Weberchronik kennen gelernt, dünkt uns nicht
sehr wahrscheinlich; viel eher möchten wir annehmen, daß sie ihm mündlich zukam,
als die Weber gerade im Jahre 1593 nach längerer Unterbrechung ihr damit zu
sammenhängendes „Tänzelfest" wieder einmal feierten. Noch tiefer wurzelte die
Sage ein, seit im Jahre 1607 der Augsburger Bürgermeister und Maler Mathias
Kager die Außenwände des Weberhauses mit buntfarbigen Fresken versah, von
denen die die Ostwand schmückende Darstellung , der Ungarnscblacht und der den
Webern vom Kaiser angeblich verliehene Ehrenschild besonders in die Augen fiel.
Die verschiedenen Nachbildungen dieser Fresken und dichterischen Beschreibungen
derselben von Heupold und anderen sorgten dafür, daß sie bei Einheimischen
und Fremden immer mehr Beachtung fanden und mit zu den Wahrzeichen der
Stadt zählten, Wohl die früheste Erwähnung der Sage bei Auswärtigen findet
sich in des bekannten Matthaeus Dresser (Professor in Leipzig) Buch „Bon den
sürnembsten Städten deß Deutschlandes ein kurtzer aber eigentlicher Bericht"
(Leipzig 1607), wo es S. 101 bei Beschreibung Augsburgs heißt: Otto I. hat die
Stadt mit vielen Rechten und Freiheiten begabt, „unter welchen zu ihrem Hand-
werckswapen ist gegeben worden den Tuchmachern ihr Schild mit rohter vnd gelber
färben creutzweise getheilet, weil sie eines überwundenen ungerischen Herrn
Rüstung vnd Schild, der von solchen Farben gewesen, mit sich hinein in die Stadt
gebracht",— Natürlich wurde der Sage nun auch in der wissenschaftlichen Augs
burger Geschichtsliteratur oft gedacht, aber fast immer nur im Vorübergehen, bis end
lich P. Luitpold Brunner sich im Jahre 1855 daran machte, sich eingehender damit
zu beschäftigen, wodurch er die Aufmerksamkeit der neueren Historiker auf sie lenkte;
manche, wie Dümler, Giesebrecht, Riezler, Steichele, Schröder, Gran
dauer, haben in ihren oben zitierten Werken wenigstens davon Notiz genommen.
Brunnerhat die Überlieferung der Weberchronik zwar nicht schlechtweg verworfen,
aber doch sehr wohl erkannt, daß sie etwas für uns Greifbares nicht enthält. In der
Tat zeigt sich, von welcher Seite her man sie auch näher betrachten mag, daß sie auf
ganz schwachen Füßen steht und bei kritischer Prüfung wie eine Seifenblase, die man
mit den Fingern berührt, in ein nichts zerrinnt. Der berühmte Schild, den man
Brunnerzeigte, war nicht über zweihundert Jahre alt, die im Dom aufgehängte
„Hunnenfahne" stammte laut Inschrift aus den Türkenkriegen, die damals ebenfalls
im Dom aufbewahrten Wafsenstücke, die Kaiser Otto in der Schlacht getragen haben