Full text: Augsburg, Bd. 9 (1929 / 34)

Die Schlacht auf dem Lechfeld 955 
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Vom adel kinder in der jugent aller tugent, gottseligkait und erberkait 
underwiesen und gelernet werden sollten so lang, bis sie zu iren 
tagen komen, daß sie dann erlichen Herren vom adel oder sonst ver- 
heurat werden möchten, domit dem armen adel» seine kinder nicht 
& in Unfall oder untugent fielen, in solcher und kainer andren mainung 
ist das bemelt closter gebaut und gestifftet worden, wölichs dann der 
hailligen geschrifft gar nicht zuwider gewesen ist. zu wölchem closter 
und zuchtschul der lieb bischof vil seiner, auch des adels güter dem 
closter zu underhaltung verordnet hat, dann die beschließung der 
io clöster der zeit noch nicht in dem geprauch gewesen, so hat der lieb 
Herr gar ain groß mißfallen fdarobf gehapt, als dann aus seiner epistel 
an den babst Nicolai gesehen Wirt? wie es aber hernach in bemeltem 
closter überaus seltzam gaistlich bis zu irem auszug gehalten worden 
sei, das ist noch heutigs tags mencklich unverborgen, 
is Es hat auch [14b] bischof Ulrich sanct Johans kirchen für den 
gemainen man in diser statt gehauen, darein der tauffstain, auch der 
bredigstul, daruff er dem volck gepredigt hat,v von im geordnet 
worden ist? 
a) dem armen adel, der zu crhaltung des Vaterlands und andern ehrlichen fachen sein 
leben verlcurt, linder usw. d. d> Nach „gepredigt hat" in d die von Jäger gestrichenen 
Worte „deren ich zum tail von im gelesen". 
1. Gemeint ist ein das Priesterzölibat bekämpfender, an Papst Nikolaus I. ge 
richteter Brief, dessen Autor man in dem heiligen Ulrich sehen wollte (vgl. Beith, 
Bibliotheca Augustana, IV, @.225 ff.). Schon der Umstand, daß Bischof Ulrich 
im Jahre 773, Papst Nikolaus I. 867 gestorben ist, hätte zur Vorsicht mahnen sollen. 
Der Brief wurde zuerst gedruckt im Jahre 1520 und spielte später, als ihn Flacius 
Jllyricus gegen das Papsttum auszubeuten suchte, in der polemischen Literatur 
eine gewisse Rolle. — Im Gegensatz zu Jäger erkannte Gasser wenigstens, daß 
die Sache, soweit der hl. Ulrich damit in Zusammenhang gebracht wird, nicht in 
Ordnung sei, und schrieb c. 1369: „Anno salutis 848 vel circiter Udalgerus, Adel- 
gerus Olgerusve, decimus quartus pontifex, Augustanus cleri et populi electione 
fit; cum primis autem Niolai I., pontificis Romani, impiissimo decreto, quo is 
sacerdotum connubia per Germaniam satis indiscrete prohibebat, .... epistola 
viriliter restitit. ea epistola hodie St. Udalrici nomine perperam circumferitur.“ 
S. zur Sache etwa: N. Paulus, Die deutschen Dominikaner im Kampfe gegen 
Luther (Freiburg i. B. 1903), S. 253; I. Haußleiter, „Die dem Bischof Ulrich 
von Augsburg zugeschriebene Epistel ,De continentia clericorum“ in einer Witten 
berger Ausgabe mit Vorrede Luthers" in den Beitr. zur Bayer. Kirchengeschichte, V I 
<1900), S. 121 ff. 
2. Gerhard, c. 20; D. U., c. 32 (Bl. 19b>; c 296, 14; Stetten S. 44 mit 
dem 956 als Jahr der Erbauung; Braun, Gesch. der Ulrichskirche, S. 170 (bet die 
Bauzeit unbestimmt läßt); derselbe, Geschichte der Bischöfe von Augsburg, Bd. I 
(Augsburg 1813), S. 229, wo des Taufsteins Erwähnung geschieht. — Die Kirche 
wurde in der südöstlichen Ecke des Frohnhofes in Gestalt eines Kreuzes erbaut und 
im Jahre 1809 abgebrochen. Abgebildet ist sie nach einem Stich von S. Grimm bei 
Dirr, Aus Augsburgs Vergangenheit <1906), S. 10.
	        

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