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Weberchronik von Clemens Jäger
getreuem gemiet gegen ainem erberen rat erfunden werden wöllen.
[16a] Also will ich» disen Handel der Hungerischen schlacht beschließen,
aus wölichem abzunemen ist, wie unsere baptisten und genanten
gaistlichen mit iren münchischen getichten und seltzamen fabelen nicht
allain dise, sonder andre vil Historien mer verduncklet haben der
maßen, daß ire beschreibungen der Historien mer ainem märlein oder
selbs erwaxen gedicht dann ainer warhasftigen Historien gleichsehen,
dann sie imer die fachen mit visiones und mirackelen, als wie mit dem
sigkreutz, so der engel dem bischof Udalricus in diser schlacht zu ainem
zaichen des sigs vom himel gebracht haben sollt und andren stücken
mer verbliemen und zieren wollen und doch nichts mer dann die
höchst unwarhait domit fürgeben, dann kain warhaffter historicus
solichs mit kainem wort nit gedenckt. so waiß mencklich das fürgeben-
des leichnams der junckfrau Digna,^ wöliche baide stück, das sigkreutz
und leichnam, ain maister, der fürwitz genandt,^ gemacht und all
weit damit betrogen, swie sich auch ser vil gelts durch ir falsch für
geben überkumen haben, sie haben sich auch jeder zeit beflissen, daß
sie in beschreibung irer Historien den auctor, die reputation und an-
sehnlichkait aller Potentaten und reichstötten und sonders in« denen,
darinnen sie ire bischöffliche sitz habent, mit stillschweigen, also die
selben inen zu entziehen, übergehen» und dargegen dieselbe anseh-
a) Am Rande in b von Jägers Hand für den Schreiber die Anweisung: „Do facht an
mit ainem absah." b) haben sott, und das auch sanct Ulrich on harnisch in ainem ornadt
und stollen beklagdt solte gewesen sein b. c) die fürgebung b. d) Die Worte „der
fürwitz genandt" entlehnt aus b, wo sie von Jäger am Rande nachgetragen sind. e) „in"
fehlt in b. f) übergangen b.
1. Die Vita Oudalrici Gerhards und die frühesten Bearbeitungen desselben
wissen von dem Kreuz noch nichts. Erst Meisterlin erzählt: Als der Bischof bei der
Verteidigung der Stadt gegen die Ungarn hin und her ritt, „da ward jm von himel
ain creutz gesant, als vnser älteren sagent, zu ainem zaichen des siges". (Chron. Aug.
in Rammingers Druck, Bl. G1; D. U. sagt in c. 20, Bl. 14t>: „Es begab sich aber
aufs ain tag, do sy zu baiden seiten striten, daz ain engel Gots ain creutzlin sicht-
Parlich von himel herab bracht, ym von Got geschickt, und das dem Hailigen bischof
gab zu ainem zaichen und gewißhait der künfftigen überwindtnuß wider die fetttb.")
Vgl. auch Witwer, Cat. abb. 8. Udalrici in Steicheles Archiv für Gesch. des Bis
tums Augsburg, in, S. 372 und 382; Scheuermayer, Das Brustkreuz des
Hl. Bischofs Ulrich, im Jahresber. der Z. S. N., 1855 und 1856, S. 75—80 mit
Abbild.; Friesenegger, Die St. Ulrichskirche, S. 53, und desselben Schrift „Die
Ulrichskreuze" <1895).
2. St. Digna war eine der drei Mägde der hl. Afra, die ihrer Gebieterin im
Tode nachfolgten. Jäger spielt hier an auf die unter merkwürdigen Umständen
im Jahre 1064 und 1464 erfolgte Wiederauffindung und Identifizierung ihrer
Leiche. S. hierzu C. 301, 6; Sender 38, 21. — Marci Welseri Opera (Nürnberg
1682), S. 504.
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