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Weberchronik von Clemens Jäger
Hirschen 1 und andere mer so unlöblich, vileicht von den gaistlichen
dohin geraitzt, gehandlet haben, wofür sie» nach irem verdienen
billichestraffd entpfangen, so send« der Ursachen shalben) die Höchen
L) „wofür sie" nach Erfordernis der Satzkonstruktion von uns eingeschaltet statt „doch", wie
es in den Hdschr. heißt. d) „darum" nach ».straff" haben wir als sinnstörend weggelassen,
e) „so send" von uns eingefügt statt des den Satzbau störenden „aber" in den Hdschr.
der könig aus grosser notturft ain über die Massen grosse steur aufs die juden, in dem
reich wonhast, legen wollt, und wann sie sich dieselben zu geben waigern und nicht
geben wollen, so hätten die röte beschlossen, all ir leib und gut in die acht zu erclären,
auch preiß zu machen oder dieselben gar aus dem reich zu vertreiben, als nun solches
bemelter Herr H. P. verstanden, hat in sein geitz in das verderben gefuert, dann er
ain trefsenliche summa geltz allenthalben von den juden aufs Wucher entlehnt, ver-
mainend, die juden wurden sich solcher schwerer steur waigern und alsdann ir leib
und gut in die acht getan, des königs gnad verwürckt, auch gar vertrieben werden
solten. als aber die juden in der gütte den könig erstlich mit ainer hohen summa geltz
etwas milter machten und sich gegen Seiner mt. aufs zil und zeit mit ainer andern
summa gelts aussöneten, sechend, da ist das verderben von den juden ausf bemelten
Herrn Heinrichen Portner gefallen; dann als die juden sein büß vorhaben vernommen,
haben die on allen Verzug von ime bezalt sein wollen, welches bemelter H. P. nicht
vermocht, in summa: die fach weret so langk, daß diser reich Kurzer dises Handels
in gründ verdorben und darzu Haus und Hof, auch alle seine guetter in der statt
Augspurg verlassen, auch aus der stat aus das land ziehen mußt, und als er nicht
mer hatte, davon er leben möcht, da ward er ausf dem land under den bauren an
dem dorfgericht ain procurator und sürsprech, und haben die bauren, welche im
zuvor aigenthumblich sein gewesen, ime in seiner not zu mermalen umb Gottes
willen holtz zugesuert, und ist solche aufslegung der judensteuer in dem 1324. jar,
als könig Ludwig für Burgau gezogen, beschehen."— Jägers Chron. II, S. 65:
„Bürgermaister Portner hett sich in der juden aufslaufs (1348) so gefarlich [gegenj
dem rat und gemainer stat gehalten, daß er von ainem erbern rat zu red darumb
gestellt ward, darausf er dann sein entschuldigung thet, so best er möcht, als man
aber den ernst gegen im praucht, do ward die warhait von ime gefunden, deren sich
ain ersamer rat gar hart entsetzet, aus ursach daß sie die juden zu beschützen aus
kaiserlichen geschefften innhetten;... konnten derhalb nit umb, legten den Portner
in die Eisen, und ward ain versigelter briesf von ainem rat ausgericht—[bet oben
erwähnte „StrafbriesiZ—, der dann öffentlichen verlesen ward ... Also zoch der
gut her sampt seinem Weib und kindern traurig von diser stat, dann er fürwar seinem
verwürcken nach ain gnedig straff hett."—Vgl. ebenda S. 67.
1. Zu diesen Händeln s. vor allem Stetten (Geschl.) S. 38, die dazu gehören
den Urkunden aus den Jahren 1303,1304,1305 im Anhang hierzu und in M ä y e rs
Urkundenbuch der Stadt Augsburg, I, S. 150ff.— Jäger erzählt in der Vor
bereitung, Bl. 17 a: „Nachdem vor jaren ... etliche sondere ergaitzige Personen,
welche wider die göttliche ordnung aus aignem willen inen selbs gern ain reputatiou
und anhang erschöpfen und machen, auch deshalben ain Neuerung über die ander
aufspringen, dardurch sie das löblich, alt herkomen verhindern, aber hiedurch sich
selbs in die obrigkait einbringen möchten, jeder zeit erfunden worden, do hat sich
anno 1303 ain solicher Handel in der stat Augspurg zugetragen: nämlich daß ettliche
aus den alten geschlechtern der Stoltzhirschen, Schongauer und Schrötter, welche
gleichwol auch brueder und fraind an dem rat gehapt, aber auch selbs gern an dem
rat gewesen und deshalben von etlichen dahin beredt worden, daß man die regierung
verendern, bürgermaister [statt der Stadtpslegerj machen und erwölen und die
statpfleger sampt derselben ratsordnung abton solle, als aber die Herren statpsleger,
mit namen Herr Conrad Lang und Herr Hainrich Priol, sampt den ratgeben solichs
vernomen, haben die nicht allein ain klainen, alten und grossen rate, sonder zuletzt