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rückwärts zwei seitliche Querflügel anschliessen. Die
Pavillons ‚sind ebenso wie die übrigen Gebäude aus
Ziegelmauerwerk : ausgeführt, ihrer ganzen Ausdehnung
nach unterkellert, mit Doppelfenstern versehen und
mit Holzcement eingedeckt. Die Decken der beiden, im
Lichten 4:8 zz hohen Geschosse sind zwischen Eisentrágern
gewôlbt. :
Der in Tafel 49 und 50 dargestellte chirurgische
Pavillon enthàlt zu ebener Erde einen Krankensaal mit
11 Betten und einem Luftinhalte von 528 7° (12:8X6'8
x&8m) 9 Krankenzimmer mit 1 bis 5 Betten, 3 Tag-
räume, 4 Bäder und 4 Wärterzimmer; das Obergeschoss
enthält den von der Nordseite gut beleuchteten Operations-
saal mit angrenzendem Instrumentenzimmer, 2 Säle mit
11 Betten und 4 Zimmer mit 1 bis 2 Betten für kranke
Manner, 1 Ambulatorium, 2 Tagráume, 3 Báder und Neben-
riume. Der gesammte Belegstand dieses Pavillons beträgt
64 Betten. Der medicinische Pavillon ist mangels eines
Operationssaales etwas kleiner, sonst aber ähnlich einge-
richtet. Nächst den Vorräumen der bei den vorderen Ge-
bäudeecken angeordneten, vorzüglich beleuchteten Aborte
befinden sich, zum Abwurf der gebrauchten Wäsche, be-
ziehungsweise des Kehrichts dienende, bis in den Keller
reichende Schläuche,
Die Niederdruckdampf-Heizung erstreckt sich
auf diese beiden Pavillons, deren jeder eine völlig selbst-
stindige Anlage mit je 2 Kesseln besitzt, die in dem der
Stiege gegenüber befindlichen, also central gelegenen
Kellerraum untergebracht sind. Die bei den Kesseln, die
mit einander oder auch einzeln heizbar sind, beginnende
Hauptdampfleitung verzweigt sich unter der Kellerdecke
(siehe die. strich-punktirten Linien im Keller-Grundrisse)
zu den einzelnen senkrechten Steigstringen, welche den
Dampf zu den in Fensternischen aufgestellten örtlichen
Heizkórpern führen; das sich dort durch die Wármeabgabe
abscheidende Condenswasser läuft zunächst in den senk-
rechten Fallsträngen, dann in die unter der Kellerdecke
verlegten Condens-Hauptleitungen und schliesslich zurück
in die Kessel. E
Nach dem Bauprogramme war eine tiefste Aussen-
temperatur von — 22* C. der Rechnung zu Grunde zu
legen und eine Temperatur von + 20° C. für die Kranken-,
Wärter- und Baderäume, von + 25° C. für den Opera-
tionssaal und von + 15° C. für Flur, Stiege und Gänge
gefordert; bis zu einer àusseren Temperatur von — 5° C.
herab soll in simmtlichen geschlossenen Ráumen mit Aus-
nahme der Wárterzimmer eine stündlich zweimalige Luft-
erneuerung statt haben. Die einstrómende Aussenluft wird
an den órtlichen Heizkörpern auf die vorgeschriebene
Raumtemperatur vorgewärmt; die örtlichen Heizkörper
haben also sowohl die Heizung, als auch die Vorwärmung
der Ventilationsluft zu besorgen. Bei Aussentemperaturen
unter — 5^ C. begnügt man sich mit geringerer Luft-
erneuerung, deren Grósse mittelst Verschlüssen zu regeln
ist. Für die Luftabfuhr dienen über Dach gehende Schläuche
(in der Tafel mit XD bezeichnet); ausserdem sind die ent-
sprechend den von der k. k. niederósterreichischen Statt-
halterei herausgegebenen Grundsätzen für den Bau von
Spitälern ausgeführten Etagenschläuche (Z) vorhanden.
Flur, Stiegen und Gänge, sowie Wärterzimmer haben keine
besondere Luftzufuhr, jedoch Abfuhrschláuche. Die Heiz-
flachen sollen dort so bemessen sein, dass bis zu — 5° C.
Aussenkälte noch ein einmaliger Luftaustausch in der
Stunde stattfindet.
Aus diesen Forderungen des Bauprogrammes ersieht
man das Streben des leitenden Architekten, der von vorne-
herein mit einer etwas knapp bemessenen Bausumme zu
rechnen hatte, nach einer thunlichst sparsamen. und dabei
doch alle sanitären Forderungen berücksichtigenden, guten
und verlässlichen Anlage. Bei der auf Grund des Bau-
eges ace ASpdingngsverhandiung liefen
von Le ous Nn TE ote ein, unter welchen Jenes
Net, ron Vien von dem zur Beurtheilung
my ON er achmanne bezüglich Projectirung,
lon und mässiger Kosten als das Vortheilhafteste
Neubauten und Concurrenzen in Oesterreich und Ungarn. Nr. 7.
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bezeichnet wurde. Die Gemeinde St. Pólten als Bauherr
übertrug «daraufhin die nunmehr vollendete Ausführung
dieser Heizfirma, der ältesten des Continentes.
II.
Jede Heizung mittelst Niederdruckdampf besteht aus den folgen-
den drei Haupttheilen:
a) dem Dampferzeuger oder Kessel;
4) den Wärmeabgebern, das sind die Heizkörper, und
c) den Leitungen, welche die Verbindung zwischen @) und 6)
vermitteln,"
Dieser Reihenfolge gemüáss bespreche ich, zunächst vom all-
gemeineren Gesichtspunkte aus, zuerst die Dampferzeuger.
Die Kessel der Niederdruckdampf-Heizungen wurden bis in
die neueste Zeit für Innenfeuerung, zumeist mit einem in den eigent-
lichen Kessel reichenden oder denselben durchkreuzenden, vom
Kesselwasser umspülten Feuerschachte, eingerichtet. Der durch seine
heiztechnischen Schriften bekannte Professor Zergazz Fischer verficht
in der, in Dwurm's Handbuch der Architektur *) enthaltenen ausführ-
lichen Abhandlung die Ansicht, dass nur dann die Wärmeentwicklung
je nach der Grósse des Luftzutrittes zum Feuer mit Erfolg ‚geregelt
werden kann, wenn die Wände der Feuerstelle allseits durch. vom
Wasser bespülte Heizflächen begrenzt sind und dass nur Koke oder
Anthracit als Brennstoff geeignet sind. Auch Prof. Rietschel bringt in
seinem »Leitfaden zum Berechnen von Lüftungs- und Heizungs-
Anlagen« bloss Beispiele von Kesseln mit Innenfeuerung. Nachdem
in Wien die genannten Brennstoffe theurer als beste Sorten preussisch-
schlesischer Steinkohle kommen, wurde in einer städtischen Schule
Wiens trotz dieser theoretischen Bedenken im Jahre 1891 der Versuch
gemacht, bei Heizungen mit Niederdruckdampf liegende Siederöhren-
kessel mit vorgelegtem Treppenroste anzuordnen. Der Versuch glückte
bei Verwendung der vorhandenen, allerdings nicht backenden Kohle
vortrefflich und erzielte auch den Nebenzweck Kohlengries und Kohlen-
klein und zwar in einer Menge bis zu 30% oder 40% mitverfeuern
zu können,
Nunmehr bestehen. in einer Reihe städtischer Schulen Wiens
derartige Niederdruckdampf-Kesseleinrichtungen, Nothwendig ist hiebei
allerdings eine dichte Herstellung des Kesselmauerwerkes, damit nicht
durch offene Fugen desselben Luft zum Feuerherde angesogen werden
kann, oder aber die Anbringung des letzteren in einem mit Chamotte-
ziegeln ausgefütterten Blechkasten, welcher vermittelst eines aus dem-
selben Materiale hergestellten Canales bis zum Zugregler verlüngert
wird. Kessel mit Vorfeuerung versprechen gróssere Dauer bei geringeren
Anlagekosten, was den etwas grósseren Waürmeverlust durch Strahlung
reichlich aufwiegt.
Treppenroste haben gegenüber hohlen und vom Kesselwasser
durchzogenen Rosten (z. B. Donneley-Roste) den wichtigen Vorzug
wesentlich grósserer Betriebsverlásslichkeit, da ja die einzelnen Theile
des Treppenrostes im Nu auch von dem wenigst geschickten Heizer
ausgewechselt werden kónnen, wührend die Erneuerung eines wasser-
bespülten Rosttheiles erfahrene Arbeiter, Zeit und daher auch erheb-
liche Auslagen fordert und meist nicht ohne Betriebsstórung thunlich
ist. Bei solchen Rosten besteht auch noch die weitere nicht zu unter-
schützende Gefahr, dass bei Springen eines Rosttheiles das Kessel-
wasser ausrinnt und wenn dies nicht rasch bemerkt wird, der Kessel
durch Ausglühen argen Schaden nimmt.
Für das St Paltener Krankenhaus wurden seitens der
Firma 5. L. Bacem aus den obigen Gründen die nebenstehend dar-
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Niederdruckdampfkessel der Firma J. L. Bacon (Arnold Adamy).
gestellten Kessel gewühlt, von welchen jene im chirurgischen Pavillon
je 33 Siederóhren von 70 zz» lichtem Durchmesser besitzen, Die am
vorgelegten Treppenroste erzeugten Verbrennungsgase ziehen, um in
die am rückwürtigen Kesselende befindliche Umschlagkammer zu
wenden sich dieselben, in zwei Züge getheilt, und streichen längs
des Kesselmantels wieder nach vorne, dann über den Dampfraum
nach hinten, wodurch eine Ueberhitzung de Dampfes bezweckt wird,
und. durch den Fuchs zum Schornstein, von welchen jeder Kessel
einen gesonderten besitzt, Am unteren Ende des Treppenrostes liegt
HI. Theil, HI. B., S. 3(5 der 2. Auflage
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gelangen, zunüchst durch die Siederóhren. Von der Umschlagkammer
ein kurzer, behufs bequemer Reinigung der Feuerung klappbarer