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Nr. 7. Neubauten und Concurrenzen in Oesterreich und Ungarn. Seite 71.
Planrost, welcher von der seitlichen Feuerthür aus beweglich ist. Die
Feuerthür darf nur beim Anfeuern und beim Entschlacken offen stehen
und muss, ebenso wie die Aschenfallthür, wührend des Betriebes
geschlossen bleiben. Zur Reinigung der Rauchwege sind Putzkapseln,
zu jener der Siederóhren ist eine grosse Putzthür am Hinterende des
Kessels angebracht, welche durch hochkant-gestellte Chamotteziegel
geschützt wird.
Der ober dem Roste bis an die Oberfliche des Mauerwerkes
reichende, dort erweiterte Füllschacht gestattet es, nach Oeffnen der
wührend des Brandes dicht geschlossenen Deckklappe, auf einmal eine
grosse Brennstoffmenge aufzubringen, welche allmählich, gemäss dem
Fortschritte der Verbrennung nachrutscht. Der Brennstoffraum zwischen
dem unteren Ende. des gemauerten Füllschachtes und dem Roste ist
von einem starkwandigen Gusskörper begrenzt, in dessen hohle Wände
Luft aus der Aschenkammer gelangt und, durch den heissen Guss-
kórper noch weiter erhitzt, durch Oeffnungen in demselben zum Feuer
und zwar oberhalb des Rostes zustrômt. Hiedurch wird sowohl eine
vollstindigere Verbrennung oder Rauchverzehrung, als auch eine
Schonung des Gusskôrpers durch dessen Kühlung bezweckt.
Selbstverständlich bezieht das Feuer auch durch die weiten
Spalten des Treppenrostes die zur Verbrennung nöthige Luft aus der
Aschenkammer, welcher dieselbe durch einen im Kesselmauerwerk
ausgesparten Canal in einer, durch den darüber stehenden, noch zu
besprechenden Feuerregler begrenzten Menge zugeführt wird. Dieser
Canal entnimmt die Luft oberhalb des Kesselmauerwerkes, weil selbe
dort wärmer ist, als an den übrigen Stellen des Kesselhauses. Auf
dem Wege durch den Canal in die Aschenkammer steigert sich die
Temperatur, so dass die zum Brennstoffe gelangende Luft sich bereits
in einem heissen Zustande befindet. Der Brennstoff wird hiedurch
besser ausgenützt und die Rauchentwicklung in einem Masse verringert,
dass sie nicht mehr belästigend wirkt. Der gefürchtete und übelst
beleumundete Schwarzrauch ist hier durch einfache und billige Mittel
verhütet, was ja bei geschickt und dem Zwecke entsprechend gross
angelegten Feuerungen allenthalben möglich ist.
Die Gründe, weshalb in jedem Pavillon zwei Kessel angebracht.
wurden, sind maheliegende. Bei einer Heizanlage mit nur einem ein-
zigen Kessel kann eine Betriebsstórung durch mannigfache Anlässe
verursacht werden, die erfahrungsgemäss zur Zeit der strengsten Kälte,
also zugleich jener der stärksten Beanspruchung, am ehesten ein-
treten. Bis die, eine geringere oder auch grössere Zeit in Anspruch
nehmende Behebung des Kesselschadens vollendet ist, sind die zu-
gehörigen. Räume nicht heizbar, daher auch nicht benützbar. Einer
solchen Möglichkeit darf ein, wichtigen öffentlichen Interessen dienen-
des Gebäude, gleich einem Spitale, keinesfalls ausgesetzt sein und ist
es daher eine unbedingt gebotene Vorsicht, zwei Kessel anzuordnen,
Da dieselben zusammen für die niedrigsten Aussentemperaturen
auslangen, kann bei Versagen des einen Kessels mit dem zweiten bei
einer Aussenkälte bis zu 0% der Betrieb ohne jegliche Einschränkung
weiter geführt werden. Die Gemeinde Wien geht in der Vorsicht
noch weiter, indem sie bei den mittelst Niederdruckdampf beheizten
Schulgebüuden jedem der beiden nebeneinander befindlichen Kessel
eine solche Heizflüche gibt, dass derselbe allein bis herab zu einer
äusseren Temperatur von — 5° C. die Heizung anstandslos zu besorgen
vermag, Der Würmedurchlass von 1 z/ feuerbespülter Kesselheizfläche
wird hiebei mit 9000 Wärmeeinheiten berechnet.
Bei stärkstem Betriebe beider Kessel wird sonach 1 w? dieser
Heizfläche rund 7200 Wärmeeinheiten zu liefern haben.
Die Zweizahl der Kessel macht die Reinigung derselben
bequemer und gestattet es an der weit überwiegenden Mehrzahl der
Wintertage durch Befeuerung bloss eines Kessels an Brennstoff
zu sparen. .
Im chirurgischen Pavillon des St. Póltener Krankenhauses hat
jeder der beiden Kessel. eine Heizfläche von 19:5 z?; nachdem der
gesammte Wärmebedarf bei grässter Kälte rechnungsmässig 193.820 WE.
betrügt, ist 4 zz* Kesselheizfliche mit hochstens 7753 WE. beansprucht.
Das zu Niederdruck-Dampfkesseln geeignetste Materiale ist
Schweisseisen oder Martinstahl; Gusseisen soll der Moglichkeit des
plötzlichen Zerspringens wegen nicht verwendet werden. Um sich
einer grossen Dauerhaftigkeit der Kessel zu versichern, empfiehlt es
sich, dieselben trotz. des geringfügigen vorkommenden Dampfdruckes
so zu construiren, dass selbe auch für einen Dampfüberdruck von
3 Atmospháüren geeignet sind.
Das kennzeichnende Merkmal jedes Niederdruck-Dampfkessels
ist das mit dem Wasserraume des Kessels verbundene Standrohr,
welches nach den gesetzlichen Vorschriften nicht über 5 » Hóhe bei
100 mm licbter Weite besitzen darf. Dieses Standrohr hat die Aufgabe,
eine Steigerung des Dampfdruckes über 5 Wassersäule, also über
0:5 Atmospháren Dampfdruck zu verhüten. Wasser und Dampf würden,
wenn die den Dampfdruck innerhalb enger Grenzen haltenden Vor-
richtungen versagen, durch dasselbe entweichen; die Möglichkeit einer
Kesselexplosion ist also durch das Standrohr ausgeschlossen.
Die Firma 7. Z. Bacon wendet bei der obigen, wie überhaupt
bei allen ihren Anlagen Standrohre von geringerer Höhe an.
Der normale Ueberdruck in den Kesseln beträgt nämlich hiebei
bloss 043 Atm. — 1'383 Wassersäule und das Standrohr wird nur
umsoviel hóher gemacht, als die Kellerhóhe gestattet. Hiedurch werden
die Misslichkeiten der Unterbringung des 5 » hohen, also in das
Erdgeschoss reichenden Standrohres vôllig vermieden.
Jeder Kessel erhält ein eigenes Standrohr, welches auf dem
gusseisernen Schlammfänger aufsitzt, in den die Hauptcondensleitung
einmündet und welcher mit der tiefsten Stelle des Kessels verbunden
ist, (In der Figur an der linken Seite.)
Der Schlammfänger leistet insbesondere in den ersten Betriebs-
monaten, während welcher die groben, aus der Anlage sich abschei-
"denden Unreinlichkeiten, z. B. Hammerschlag, Sinter, Gusssand und
dgl. dort angesammelt werden, vorzügliche Dienste.
Zur Erhaltung des Dampfdruckes auf einem bestimmten Stande
sind zwei selbstthätig wirksame Vorrichtungen, nämlich der Feuer-
regler und der Sicherheits-Apparat C»
angebracht. Die bezüglichen Constructionen d
sind der Firma % Z. Bacom in Oesterreich- =
Ungarn, sowie in Deutschland, patentirt und
werden mit freundlich ertheilter Zustimmung
dieser Firma im Folgenden beschrieben. Der
Feuer- oder Zugregler besteht aus einem
feststehenden geschlossenen Gefässe, das theil-
weise mit Wasser gefüllt ist. Der Raum über
dem Wasser steht mit der Dampf- und mit
der Condensleitung in Verbindung; unten
mündet ein elastisches Rohr ein, welches zu
dem Boden eines oben offenen, an dem einen
Ende eines Wagebalkens aufgehängten zweiten
Gefässes führt. Ein Gegengewicht am anderen
Arme des Wagebalkens erhält dieses „beweg-
liche Gefäss“, solange dasselbe leer ist, in
seiner höchsten (in der Figur punktirten) Stel-
lung. Neben dem erwähnten Gegengewichte
ist an dem Wagebalken mittelst eines Draht-
seiles die Kurbel einer Klappe bei dem Munde Feuerregler Patent Adamy.
des die Verbrennungsluft in die Aschenkammer führenden Canales
aufgehängt. Steigt der Dampfdruck, so wird durch denselben Wasser
aus dem feststehenden in das bewegliche Gefäss mittelst des elasti-
schen Rohres gehoben, das letztere Gefäss senkt sich allmählich
infolge des Schwererwerdens und gleichzeitig schliesst sich die
Klappe des Verbrennungsluftcanales mehr und mehr. Das Feuer nimmt
ab, da zu demselben weniger Nahrungsluft gelangt; die Dampf-
erzeugung vermindert sich infolge dessen und damit auch der
Dampfdruck; das Wasser fliesst aus dem oberen Gefüss von selbst
wieder in das feststehende Gefüss, dadurch aber wird das bewegliche
Gefüss leichter, die Luftklappe &ffnet sich wieder, der Brand wird
wieder lebhafter und der geschilderte Vorgang wiederholt sich von
Neuem, wie überhaupt bei jeder Druckschwankung des Dampfes,
welcher die unmittelbar bewegende Kraft dieses einfachen, in seiner
Wirksamkeit verlässlichen und dauerhaften Zugreglers ist. Derselbe
braucht, was ihn unter der Legion verschiedener Zugregler ebenfalls
vortheilhaft auszeichnet, einmal gefüllt, keinerlei Wartung, da das im
feststehenden Gefässe durch Verdunstung verloren gehende Wasser
durch die Dampfcondensation sich ersetzt und ein allzuviel an Wasser
in die Condensleitung überläuft.
So sicher nun das Spiel dieses Apparates wührend des nor-
malen Betriebes statthat, so kännten doch Fülle plótzlicher Druck-
steigerungen vorkommen, deren der Zugregler nicht mehr Herr werden
kann, dann würde der Kessel durch das Standrohr ganz oder. theil-
weise entleert werden, wonach eine Schädigung des Kessels durch
Undichtwerden der Siederöhren oder Vernietungen, oder aber Durch-
brennen eines Theiles der nicht mehr vom, Wasser bespülten Wand-
fläche eintreten würde. Eine solche jähe Vermehrung der Dampf-
spannung kann beispielsweise bei übertrieben raschem Anheizen sich
ereignen; der in übergrosser Menge entwickelte Dampf tritt dann
stürmisch in die Leitungen, so dass die darin enthaltene Luft nicht
Zeit hat zu entweichen; bei Krümmungen, Querschnittsverengerungen
und dgl. staut sich der Dampf und sein Druck wächst so plötzlich
dass Kesselwasser ausgeworfen wird.
Dasselbe geschieht aber auch während des Heizens an Winter-
tagen, wenn sich durch den Sieg der Sonnenstrahlen über den Nebel
das Wetterregime unvermittelt ändert und man in den sonnenseitig
gelegenen Räumen plötzlich erkennt, es sei warm genug und. daher
eine grössere Zahl Heizkörper auf einmal absperrt; steht nun der
Kessel unter vollem. Feuer, ist also. die Dampfentwicklung eine kràf-
tige, so nützt die durch den Zugregler bewirkte Sperrung der Ver-
brennungsluft gegenüber der Ausschaltung erheblich vieler wärme-
abgebender, beziehungsweise dampfcondensirender Flächen nicht
mehr; der Kessel kocht durch das Standrohr über, Um die üblen
Folgen für den Kessel zu verhüten, muss der durch die selbstthätig
ertönende Signalpfeife herbeigerufene Heizer das Feuer herausziehen
— eine peinliche, oft auch gefährliche Handlung — und rasch speisen.
Wie aber dann, wenn der nicht selten überbürdete Heizer nicht an-
wesend ist?
In Erkenntniss dieser Thatsachen und zur wirk-
samen Bekümpfung derselben hat die Firma %. L. Bacon
einen Sicherheitsapparat construirt, welcher sich
seit drei Jahren bewährt hat. Von der Hauptdampf-
leitung zweigt nahe, bei dem Kessel ein zuerst auf-
steigendes, dann nach abwürts und endlich wieder auf-
wärts sich wendendes Rohr ab, dessen oberes Ende
in den Boden eines gewöhnlich leeren Gefásses aus-
mündet. In dem Deckel dieses ziemlich grossen Ge-
füsses sitzt ein in die Aschenkammer führendes Rohr
(Abblasrohr). Von dem mittleren. Schenkel dieses drei-
fachen Rohrsystems (das erste aufsteigende Rohr ist
in der Figur weggelassen) zweigt etwa in halber Hóhe
ein zu dem erwähnten Gefässe, jedoch nahe dessen
Oberkante führendes, weites Rohr ab. Durch die Con-
densation des Dampfes füllt sich der Ufórmige Theil des
Rohrsystems mit Wasser. Wenn nun der Dampídruck im
Sicherheits-
Apparat für ks var : :
Niederdruck- Kessel über das zulüssige Mass steigt, sei es langsam
Dampfkessel,
oder plótzlich, so wird so viel des in dem
Patent Adamy ! U enthaltenen
* Wassers in das Gefäss gedrängt, dass durch den Abzweig
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