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Nr. 8. Neubauten und Concurrenzen in Oesterreich und Ungarn. Seite 83.
Tafel 57: Rathhaus in Szegedin. Architekten: Pdrtos und Lechner in Budapest. Das alte, noch aus der Zeit Maria Theresia's stammende
Rathhaus Szegedins war das einzige grossere Gebäude der Stadt, welches der Verheerung der schrecklichen Ueberschwemmungs-Katastrophe
im Jahre 1878 einigermassen widerstand; doch war auch dieser Bau so stark beschädigt, dass er schon bald nach Ablauf der Theiss-
Fluthen mit Einsturz drohte. Als Graf Ludwig Tisza zum Regierungscommissär der Stadt ernannt wurde und mit ungewöhnlicher Energie
daran g an der Stelle der Trümmer eine neue moderne Stadt zu schaffen, wurde auch die partielle Niederreissung und der Wieder-
aufbau. des Rathhauses beschlossen, Aus dem diesbezüglichen Wettbewerbe gingen die Architekten Pfrtos und ecAzer. als Sieger hervor. —
Vom alten Baue verblieben nur die Fundament- und Kellermauern, und wurde auf diese ein Souterrain, ein ‘hohes Erdgeschoss und ein
Grundriss des Erdgeschosses. Grundriss des. 1. Stockes.
bergeschoss errichtet. Das Bauprogramm stellte eine Doppelforderung auf, insoferne die Raumlichkeiten, welche für Reprásentations- und
Bureauzwecke bestimmt waren, wührend eines zeitweiligen Aufenthaltes des Kónigs auch den Zwecken des Hoflagers dienstbar sein mussten.
— Die Bestimmung der einzelnen Bautheile erhellt aus beigegebenen Grundrissen des Erdgeschosses und ersten Stockes; die Rdume des
noch vom alten Baue her erhaltenen Kellers enthalten die Holz- und Kohlenlager, wáührend in dem darüber aufgeführten neuen Souterrain
die Wohnungen der Stadthusaren, eine Polizeiwachstube und Gefüngnisszellen untergebracht sind. Zu den im Nachbarhause befindlichen
Amtsriumen führt vom ersten Stocke eine Brücke hinüber. In Anlehnung an die Formen des alten Baues erhielt der Neubau wieder eine
Façade im Zopfstyle der Maria-Theresianischen Zeit: dieselbe erhielt eine Cementputzflche und Cementanstrich; das Dach wurde in
farbiger Musterung mit grünen und gelben emaillirten Dachziegeln gedeckt.
Tafel Nr. 58: Pfarrhaus in Unter-Mais bei Meran. Aufgenommen vom Architekten Anton Weber, Das alte Pfarrhaus von Unter-Mais
bei Meran, welches schon lange nicht mehr diesem Zwecke dient, soll der Demolirungswuth zum Opfer fallen. Diese interessante vielgestaltige
Anlage aus dem Mittelalter hat in der Renaissance-Epoche den schónen Zaubau erhalten. Dieser Zubau mit einer hübschen Stiegen- und
Hallenanlage ist vom Hofe durch ein einfaches Thor, mit Granit-Gewänden, zugänglich, darüber in zwei Stockwerken reizende, spät gothische
Fensterchen mit Theilsäulchen und Steingewänden von Marmor, die das Rosenbergische Wappen tragen. Möge dieses reizvolle Object, welches
unter Dach auch noch Reste von schöner Decorationsmalerei birgt, vor der Zerstörung noch recht lange bewahrt bleiben.
Tafeln 59 und 60: Palais, Rennwe
der österreichische und ungarische Adel i
Ende des XVII. oder dem Beginn des
> Nr. 25. Die Stadt Wien enthält eine Fülle von Schlössern und Palästen aus alter Zeit, welche
Reichshauptstadt aufführten, um in der Nähe des Hofes zu sein. Die meisten stammen aus dem
Jahrhunderts, Zumeist von den damals in Wien thätigen grossen Meistern herrührend, sind
diese Adelssitze wahre Perlen der specifis terreichischen Bauweise, der Barocke. Leider bedrüngt der rücksichtslose »Regulirungs-Sinn«
unserer Tage. diese Denkmäler früherer Z if allen Seiten, und nur mit Schmerz kann man die herrlichen Schôpfungen der Palast-Archi-
tektur eine um die andere fallen sehen, um oft sehr fragwürdigen Neuschópfungen Platz zu machen — Zinskasernen und Gescháftsháusern, Das
Einzelnwohnhaus, das seinem Wesen nach schon eine mehr künstlerische Ausgestaltung gewührleistet als jene, hat im moderuen Wien. bis
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Grundriss zu ebener Erde. Grundriss des I. Stockes.
kaum einen Raum gefunden. Umso lieber bieten wir daher in der vorliegenden Nummer unseren Lesern die Pline eines in jüngster Zeit
andenen Familienwohnhauses, welches ebenso beachtenswerth ist durch den äusserst praktischen, franzósischen Anforderungen und Ge-
wohnbeiten entsprechenden Grundriss, wie durch die vornehme Fagade. Ganz besonders bemerkenswerth ist die Art, wie die Architekten
Bauqué und Pio es verstanden haben, die Formen der Wiener Barocke zu verwerthen, ohne eine inhaltslose Copie oder banale Compilation
zu bieten. Es ist darum nicht übertrieben, wenn wir diesen, ursprünglich für einen bekannten, geistvollen Kunstkenner und gewiss unter
dessen Einfluss erbauten kleinen Palast zu den schönsten seiner Art in Wien zählen. In Tafel 60 reproduciren wir das am Rennwege befind-
liche Hauseingangsthor. à