ir 9. Neubauten und Concurrenzen in Oesterreich und Ungarn,
Seite 87.
Ein französischer Wettbewerb.
(Hiezu Tafel 62 und 63.)
Die Redaction der in Paris. erscheinenden Tages-
zeitung »Figaro« schrieb Ende Juli d. J. einen allgemeinen
Wettbewerb unter den franzósischen Architekten aus, zur
Gewinnung von Projecten, um das bisherige, in der Rue
Drouot Nr. 26 gelegene Redactionsgebáude zu erweitern.
Es ist zu diesem Zwecke ein dem Nr. 26 an Grösse
vollkommen gleiches Grundstück (Nr. 28) zur Verfügung,
und es entsteht die Aufgabe, ein neues Gebáude zu er-
richten, welches, mit dem alten zweckmüssig und bequem
verbunden, genau specificirten Zwecken dienen soll. .Da-
bei soll die Façade — ohne die bisherige zu copiren —
doch klar den Zusammenhang der beiden Gebäude er-
kennen lassen. Wir ergreifen gerne die sich uns bietende
Gelegenheit, um das alte Gebaude des »Figaro« unseren
Lesern im Bilde zu bringen. Es zeigt die Grundrissanlage
eine staunenswerthe Ausnützung des Raumes, aber auch,
wie sehr die Pariser Bauordnung sich von der unserigen
unterscheidet, um wie viel leichter ihre Anforderungen
und Verordnungen. zu erfüllen sind: Darauf wollen wir
in einer der nächsten Nummern noch zurückkommen.
Die Facade des vom Architekten Sauffroy erbauten Ge-
bäudes ‚erinnert — entsprechend der dem Spanischen
entlehnten Figur. des «Figaro» — an die üppige spanische
Architektur. Sie ist insoforne nicht wahrheitsgemäss, als
sie den Eindruck erweckt, dass das Haus viel weniger
Geschosse habe, als dies thatsüchlich der Fall ist; aber
sie macht ‚einen ungemein zierlichen Eindruck; auch die
Halle im Innern wirkt imposant und lisst wieder das
Haus viel grósser, weitráumiger erscheinen als es ist.
Interessant und zu Vergleichen mit hiesiger Uebung
herausfordernd sind. die Bedingungen des Wettbewerbes:
Die Grundrisse und Schnitte sind nach französischer
Uebung im Massstabe 1:50, die Facade im Massstabe 1:20
auszuführen. Also viel weitgehender als bei uns. Dagegen
wird ein Kostenvoranschlag nicht verlangt, sondern nur
ein Erläuterungsbericht. Der Einlieferungstermin ist der
letzte Tag des September. Die Projecte müssen anonym
übergeben werden.
Die Jury ist gebildet aus 11 Mitgliedern der Ver-
waltung, der Redaction und Druckerei der die Concurrenz
ausschreibenden Zeitung, aus dem Architekten des «Figaro»,
dem Erbauer des alten Hauses, aus einem Kunstkritiker,
Maler, Bildhauer und zwei berühmten Architekten und
zum Schlusse aus zwei weiteren Architekten, welche die
Theilnehmer an der Concurrenz wählen.
Als Preise sind ausgesetzt: ein erster von 5000 Francs,
ein zweiter von 3000 Frances und zwei dritte Preise im
Betrage von je 1000 Francs.
Die Redaction des «Figaro» behält sich nicht nur
die Freiheit vor, die Ausführung an wen immer zu über-
tragen, sondern sogar das Recht, aus den preisgekrönten
Elaboraten, was ihr gefillt und gut dünkt entnehmen und
verwenden zu dürfen. Ja sogar das Recht der Publication
der prämiirten Projecte ist ihr gewahrt.
Man sieht an diesem interessanten Beispiele, dass
es auch in Frankreich mit dem Wettbewerbe ebenso
schlecht bestellt ist, wie bei uns.
CONCURRENZ-NACHRICHTEN.
Das Curatorium des ostbóhmischen Gewerbemuseums in Chrudim
eröffnet einen öffentlichen Wettbewerb zur Erlangung von Skizzen für
ein neu zu erbauendes Gewerbemuseum in Chrudim. Die Beurtheilung
der eingelangten Arbeiten erfolgt durch ein Preisgericht, bestehend
aus drei Architekten, zwei Vertretern der Gemeinde und zwei Ver-
tretern des Museums und werden die zwei besten Entwürfe mit dem
I. Preis von 1200 Kronen, II. Preis von 800 Kronen honorirt. Die
preisgekrónten, beziehungsweise angekauften Entwürfe gehen in das
unbeschrünkte Eigenthum des ostbóhmischen Gewerbemuseums über.
Das Bauprogramm, die Bedingungen und Situationspline versendet
über Ansuchen das Curatorium des Gewerbemuseums. Zum Concurse
genügt die Vorlage von Skizzen. Die Concursfrist dauert bis zum
15. October 1895.
Die Stadtgemeinde Winterberg (Böhmerwald) ladet Fachleute
deutscher Nationalität ein, sich an der Concurrenz zur Beschaffung
eines Regulirungs- und Erweiterungsplanes zu betheiligen. Offerte
sind dem Bürgermeisteramte bis 18. August l. J. zu übermitteln. Aus-
künfte dortselbst.
Das Bürgermeisteramt in KOniggrütz schreibt zur Erlangung
von Plinen für den Bau: f. einer Volks- und einer Bürgerschule für
Mädchen und 2. einer Volks- und einer Bürgerschule für Knaben
einen Concurs aus. I. Preis 500 fi, II. Preis 200 fl. Behelfe sind beim
Bürgermeisteramte zu erhalten. Einreichungstermin 20. September 1895.
Ein auf die Zusammenarbeit von Architekten und Bildhauern
berechneter Wettbewerb wird für Dresden ausgeschrieben. Es
handelt sich um Entwürfe zu zwei auf dem Altmarkte zu errichtende
Bogenlichttrügern, deren architektonischer Theil aus Eisen herge-
stellt und mit reicher, in Bronze auszuführender bildnerischer Zuthat
geschmückt werden soll. Die Kosten eines Lichttrügers sollen den
Betrag von 25,000 Mark nicht überschreiten. An Preisen sind 2000 Mark,
1000 Mark und 500 Mark ausgesetzt; Ankauf zu je 300 Mark wird
vorbehalten. Preisrichter sind Oberbiirgermeister Beutler, Stadtbaurath
Bräter, Bildhauer Prof. Diez, Architekt Hofrath Gray, Baurath Richter
und Geheimer Baurath Prof. Dr. /72//o¢, simmtlich in Dresden. Ausser
den Zeichnungen in 4: 20 und 1 : 10 wird ein Gypsmodell der Licht-
trügerfüsse in 1: 10 verlangt. Centrèl. d. Buwitg.
Zur Erlangung von Plänen für den Neubau eines Rathhauses
in Hannover wird hiermit den Architekten, welche Angehôrige des
Deutschen Reiches oder Oesterreich-Ungarns sind, ein Wettbewerb
ausgeschrieben. Das Preisgericht besteht aus folgenden Herren:
1. Architekt Hauers in Hamburg,
9. Geheimer Regierungsrath, Professor X, Köhler in Hannover,
3. Koniglicher Baurath A. Schmieder in Berlin,
4. K. k. Ober-Baurath, Professor O. Wagner in Wien,
. Stadtdirector Zramm
. Stadtbaurath Bockelberg
. Senator, Architekt AZug
. Senator, Baurath Wallbrecht
Biirgerworthalter, Justizrath Bojunga
10. Biirgervorsteher, Baumeister A7üger
11. Biirgervorsteher, Architekt Weber
in Hannover.
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Zur Preisvertheilung ist eine Summe von 36.000 Mark zur Ver-
fügung gestellt, und zwar:. für einen ersten Preis 12.000 Mark, für
einen zweiten Preis 8.000 Mark, für zwei dritte Preise, je 5.000 Mark
und für zwei vierte Preise, je 3.000 Mark. Die Entwürfe sind spätestens
bis zum 18. April 1896, Nachmittags 3 Uhr, in der Registratur des
Magistrats, Friedrichstrasse 17, einzureichen. Die Bedingungen und
Pläne können gegen kostenfreie Einsendung von B Mark von der
vorbezeichneten Registratur bezogen werden. Dieser Betrag wird nach
Einsendung eines Entwurfs oder Rückgabe der unversehrten Bedin-
gungen u. s. w. zurückerstattet.
Das Baudepartement des Cantons Basel-Land eröffnet eine
allgemeine Ideenconcurrenz zur Erlangung von Plünen für Er-
weiterung und Umbau des Rathhauses in Basel Es bleibt den Be-
werbern freigestellt, für die Erweiterung des Gebäudes nur die dem
Rathhaus gehörende Grundfläche (mit Hinzuziehung des Gartens) zu
benutzen, oder mit Hinzuziehung der Liegenschaft rechts vom Rath-
haus die Riume zu disponiren oder schliesslich noch ein oder zwei
Grundstücke links vom Rathhaus in das Gebäude einzubeziehen, Die
Fagaden gegen den Marktplatz und den vorderen Hof des Rathhauses
dürfen nicht geändert werden. Das Gebäude soll enthalten: das Staats-
archiv (1800 m?), das Departement des Innern (700 m?), einen
Sitzungssaal für den Regierungsrath, einen Sitzungssaal für den grossen
Rath, einen Polizeiposten im Erdgeschoss, eine Dienerwohnung.
Sámmtliche Zeichnungen sind im Massstab 1:200 verlangt, nur von
der Marktplatzfagade ist im Falle ihrer Vergrósserung eine Zeichnung
im Massstab 1:100 gefordert, Einlieferungstermin ist der 31. De-
cember 1895. Zur Prümiirung der drei bis vier besten Entwürfe
stehen dem Preisgericht 5000 Frcs. zur Verfügung. Das Preisgericht
besteht aus den Herren Reg.-Rath Reese und Prof. Burkhardt-
Finsler-Basel, Prof. Auer-Bern, Prof. Bluntschli-Zürich und Münster-
baumeister Prof. Beyer-Ulm. Das Programm dieses Wettbewerbes
ist ausführlich und klar, hervorzuheben und anzuerkennen ist die
reichliche und ausführliche Beigabe von Unterlagen zu dem Aus-
schreiben. Conc. Nachr,
Ein Preisausschreiben zur Erlangung von Entwürfen zu einem
Placat der Berliner internationalen Kunstausstellung 1896 ergeht so-
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