SUCH EHE
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wi.
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Neubauten und Concurrenzen in Oesterreich und Ungarn.
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belästigender Weise zu fassen. und abzuleiten... Bekannt-
lich ist.der Hauptsammelcanal längs des linken Ufers des
Donaucanals schon seit mehr als Jahresfrist vollendet,
jener am rechten Ufer in Arbeit, so dass also die Rein-
haltung des die Stadt durchquerenden Donauarmes von
den städtischen Abwässern in naher Zeit durchgeführt
sein wird. Gleicherweise wird an der. Sanirung des übel-
beleumundeten und vielbespöttelten Wienflusses rüst
den Mittelweg zu finden, umsomehr, als die Baugrund-
besitzer an die bisherige Ordnung gew öhnt, also verwöhnt
sind. Hat. doch «die derzeitige Bauordnung den bedenk-
lichen Ruhm, die dichteste Verbauung der Baugründe zu
gestatten, SO dicht, wie dies in keiner anderen Grossstadt
gedul ldet wird; denn nirgends anderswo ist eine Verbauung
bis auf den Rest von bloss 15°% der Grundfläche zu-
wie selbe S$ 43 erlaubt, nach welchem auch
Grundfläche
lässig, ig
Wohnräume durch Lichthöfe von 12m?
„erhellt“ werden können. Freilich heisst es in einem Durch_ diese technischen Werke wird zweifellos. der
Athem, dass „den sanitären Anforderungen bezüglich | Gesundheitszustand eine erhebliche. Verbesserung er-
Luft und Licht vollkommen Genüge geleistet werden | fahren. Wenn aber dieselbe den Wienern wirklich aus-
soll“. Was nützt aber eine solche schönklingende Phrase, giebig zu Gute kommen soll. so‘ muss mittelst einer
wenn gleich darauf nackte Ziffern dagegen Hohn sprechen? durel 1sreifenden Umgestaltung der Bauordnung auch an-
Ebensowenig oder ebensoviel wie der Grundsatz „Wohn- vebahnt ‚yerden, dass. in Zukunft nur solche Bauten er-
räume sollen N en ventilirbar sein“ Im S 42, | stehen. welche ein durchaus gesundheitsmässiges Wohnen
welcher bekanntlich nicht zu verhüten vermag, dass in | - Ara
neuen Bauten hie und da Wohnräume ; geschaffen werden, anernd NSS
indie ‚selten ein Sonnenstrahl einzudringen vermag. Mit |
diesen. und ähnlichen traurigen Uebelständen, ‚die durch
die. Bauordnung geduldet, ja gewissermassen gr0ss-
gezüchtet worden sind, mag es zusammenhängen, dass
Wien trotz seiner gesunden Lage am Fusse des Gebirges,
trotz des durch die Hochquellenleitung gebotenen, jenem
aller anderen Grossstädte gegenüber erlesenen Wassers
geschaffen.
Die. Nothwendigkeit der Schaffung ‚einer
neuen Bauordnung gilt in allen massgebenden Kreisen
als. feststehende Thatsache. Die k. k. niederösterreichische
Statthalterei hat schon vor mehr als fünf Jahren dieser
Erkenntniss dadurch bestimmten Ausdruck gegeben, dass
selbe die berufenen Behörden und Körperschaften zur
Erstattung von Wohlmeinungen und Vorschlägen einge-
laden hat. Unter den hiedurch entstandenen und öffent-
lich zugänglichen Gutachten zeichnet sich jenes des Öster-
reichischen Ingenieur- und Architektenvereines durch be-
allerdings nach Ansicht Mancher zu weit gehende
keine besonders gesunde St: dt ist.
Ziffern reden eine eindringliche Sprache, und es regt
ernste Gedanken an, dass die Gesammtsterblichkeit
in Wien im Jahre 1891 und ebenso 1892 186 :25'0°%0; 1m
Jahre 1893 24 0% betrug, während z. B. im Zzweit-
angeführen Jahre in Paris nur 22:2, in London nur 20:6,
in Berlin nur 20:1 Todesfälle auf 1000 Einwohner vor- verwaltung jüngst die Beschlussfassung über die neue
kamen. Wäre Wien ebenso gesund wie Berlin, so hätte | Bauordnung als der künf ftigen Gemeindevertretung vor-
es nach Obigem und mit Rücksicht auf die Einwohner- | behalten bezeichnete, dürfte doch die Erörterung der
zahl von nahezu 1‘/% Millionen in einem einzigen Jahre hauptsächlichsten Mängel der derzeit giltigen Bestim-
um 6000-7000 Todesfälle weniger zu beklagen gehabt, | mungen als zeitgemäss hier am richtigen Platze sein.
oder die durchschnittliche Lebensdauer des Einzelnen
wäre nahezu. um. ein Fünftel länger gewesen:
In der politischen Parteien Zwist und Hader ist es
fast in Vergessenheit gerathen, dass einer der wichtigsten
sondere,
Gründlichkeit ‚aus..*)
Wenn auch der jetzige Leiter der Wiener Gemeinde-
Das Gemeindegebiet von Wien; welches vor der
Einbeziehung der Vororte 5540 ha umfasste und seither
17.812 ha überdeckt, hat naturgemäss in. seinen verschie-
denen Theilen ein wechselndes bauliches Aussehen. Den
Stadtkerne mit seiner ‘dichten und hohen Verbauung
Beweggründe zur Schaffung von Gross- Wien die Regelung
der sanitären Verhältnisse der Grossstadt war e ; ; ; ; - N
? . er Grossstadt war, die inso- | reihen sich nach aussen die ‚ehemaligen Vorstädte an,
lange nicht wirksam in Angriff g Ss a . h POL.
8 zSC { genommen werden konnte, | dann die einbezogenen Vororte mit zum Theile gross-
als Aunmittelh: ar an den Grenzen e 5 an ES .
X S derselben eine Reihe | städtischer Bauweise, zum Theile aber dorfmässigem Ge-
volkreicher Gemeinden sich ausdehnte, der erw: 5 aA ;
r te, deren Verwaltungen | präge, dazwischen, willkürlich eingestreut, sogenannte
as verschiedenen Gründen — der Mangel Bl Geldmitteln | Villenviertel mit einzelnstehenden Häusern oder mit
spielte eine Hauptrolle — zu einem gemeinsamen plan- | Vorgärten
mässigen Zusammenwirken mit der Hauptstadt nie sich
Durch das erwähnte Landesgesetz vom Jahre 1890
hätten entschliessen können.
bis dahin der Hauptsache nach für
Jetzt, nach Ablauf eines Jahrfünfts, schickt es sich
wohl, daran zu erinnern, dass in diesem verhältnissmässig
wurde bekanntlich die
die meisten Wohnhausbauten gleichförmige Vorschrift
einigermassen, jedoch durchaus nicht in ausreichender Art
abgestuft, und die Bestimmung einzelner genau abge-
orenzter Gebietstheile für industrielle Bauten, dann solcher
kurzen Zeitraume zu Nutz und Frommen der öffentlichen
Gesundheit bereits Bedeutendes geleistet oder doch in
Angriff genommen worden ist. Schon jetzt ist in alle
dichter verbauten Gemeindegebiete das Hochquellwasser
eingeleitet; die: technischen Arbeiten sind in vollem Zuge,
um auch den erübrigenden hochliegenden Geländen die
Segnungen dieser Wasserleitung Zu Theil werden zu
lassen. Die das verbaute Grossstadtgebiet. durchziehenden
Wasserläufe sind theils überwölbt worden, wie z. B. der
Alserbach im XVII und der Krotenbach im XVIIL Be-
zirke, theils werden längs derselben Sammelcanäle er-
baut, um die Schmutzwässer
für die -Verbauung mit Wohnhäusern, und. zwar: in ge-
schlossenen Fronten, mit Vorgärten, oder aber in offener
Bauweise angeregt, was seither auch durchgeführt worden
ist. Die so entstandenen Bauzonen umfassen jedoch zum
Theile übergrosse Gebiete, deren Verhältnisse höchst un-
gleichartige sind. In den Bezirken I bis X ist mit geringen
*) Grundlagen für die Verfassung einer Bauordnung
der k, k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien. Verlag des öster-
in unschädlicher und nicht | reichischen Ingenieur- und Architektenvereines, 1894