,JNeubauten und (oieurrenzen
Organ für das Hochbaufach und seine Interessenten.
se : Abonnementspreise:
MORITZ PERLES IN WIEN Redigirt von Architekt EMIL BRESSLER. Ganzjährig... . | 10 0. = 20 Mark,
I. Seilergasse 4.
Einzelne Exemplare . . 1 fl. — 2 Mark.
1897. Erseheint am Anfang jedes Monates, II. JAHRGANG.
Mire Alle Rechte vorbehalten. HEFT HI.
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. ARTIKEL: »Moderne Architektur« und »Moderne Architektur, Prof. Wagner und die Wahrheit über Beide«,. — NOTITZ :
INHA LT: Amerikanische Eishäuser. — WETTBEWERBS - NACHRICHTEN : Ausgeschriebene Wettbewerbe: Bezirksamtshaus in
Kôniggrätz. Vereinshaus in Neupest. Bau eines allgemeinen Krankenhauses in Komorn. Schlachthaus sammt Nebengebäuden in Torda. Errichtung
eines Nationaldenkmals auf dem Blocksberge. Neues Comitatshaus in Rimaszombat. Bau eines Forstmuseums und Fórsterheimes in Agram. Her-
stellung des zweckmässigsten Stubenofens für Gascoke. Bau eines Irrenhauses in Triest. Bebauung eines Grundstückblockes auf dem Bahnhof-
platz zu Altona a. d, Elbe. Errichtung eines Quellentempels in Giesshübl
Sauerbrunn. Canalisirungs- und Entwässerungsanlage für Pola.
Bau eines Bismarck-Thurmes auf dem Knivsberg. Bau eines Aussichtsthurmes in Remscheid. Bau einer reformirten Kirche in Aussersiehl-
Zürich. Entwurf für eine griechisch-orthodoxe Kirche in Kronstadt. Entwürfe für ein zweistóckiges Gebäude in Rustschuk, Entschiedene
Wettbewerbe: Pläne für die Ofener Redoute. Rathhausbau in Kladno. Neubau der Hochschule für die bildenden Künste und der
Hochschule für Musik in Berlin. Neubau der Bergschule in Bochum. Anlage eines Palmengartens in Leipzig. — BAUTECHNISCHE NEU-
HEITEN UND PATENTE: Fussbóden aus Papier. Die künstliche Trockenlegung von frischem Mauerwerk. Fensterverschluss. Vorrichtung
zur selbstthütigen Sicherung von Rolljalousien gegen Abstürzen, Vorrichtung zum Reinigen von Küchenausgiissen. Verstellbarer Träger für
Reissbretter u. dgl. Thürschliesser mit einstellbarem Lager und Schubstange. Vorrichtung zum Oeffnen und Schliessen von Dachfenstern.
Vorrichtung zum Oeffnen und Schliessen von Oberlichtfenstern, Aufhängevorrichtung für Hingelampen u. dgl. Abortsitz. — TAFEL-
ERKLARUNGEN: Tafel 47 und 48. Synagoge in Raab (Ungarn). Architekt Z. Schöne in Wien. Tafel 19, 20, 21. Aufnahmsgebäude des neuen
Bahnhofes in Helsingör, Architekten: C. Holsoe G
[) und X. Wenck. Tafel 22; Grosse Stiegenhalle des »Metropolitan-Club« in New-York.
Architekten: Me, Kim, Mead und White. Tafel 23 und
24. Die Geschiftsportale des Hauses »Eisgrüble. Architekt Zmil Bressler in Wien,
vei Broschüren unter diesen Titeln haben in Wenn Wagner in seiner Einleitung sagt, dass die
| allerjüngster Zeit die Kinstlerschaft Wiens Basis der heute vorherrschenden Anschauungen
j heftig bewegt. über die Baukunst verschoben werden und die
Erkenntniss durchgreifen muss, dass der einzige
Ausgangspunkt unseres künstlerischen Schaffens
das moderne Leben sein Soll, so enthält‘ dieser. Satz
absolut keine Zweideutigkeit, vielmehr nur eine lapidare
Die eine, »Moderne Architektur«, von einem Künstler
geschrieben, der mit dem Stifte besser umzugehen ver-
steht als mit. der Feder, die letztere verfasst von einem
Kunstkritiker und geschrieben in jenem brillanten Style,
der diesem Schriftsteller eigen ist und, wie man behauptet
- inspirirt von einem Architekten.
Grundverschieden ist die Tendenz dieser beiden
Wahrheit, die aber gewiss schon vorher. bekannt war.
Wie oft wird Professor Wagner die Gelegenheit wahr-
genommen haben, in seinen Vorträgen auf diesen Satz
hinzuweisen, und warum soll diese Lehre den Schülern
nicht mit auf den Lebensweg gegeben werden, nachdem
ir
Schriften. Während die erstere eine durch langjährige
Kunstpraxis herausgebildete, feste, individuelle Kunstan-
schauung wiedergibt, vom Lehrer den Schülern gewid-
met, tritt letztere als Streitschrift auf. den Plan, will von
der »Moderne« nichts wissen und eifert; rechts und links
Seitenhiebe austheilend, für welche zu danken den Be-
ja die Schrift seinen Schülern gewidmet ist?
In einem Punkte, der Schaffung einer künstlerischen
Instanz durch den aus der Genossenschaft der bildenden
Künstler Wiens hervorgegangenen Architektenclub, kann
troffenen überlassen bleibt, gegen eine neue Schule und | aber Offo Wagner nicht zugestimmt werden.
den Träger derselben, der sich als »Kunst-Experi-
mentator
Das Forum, vor welchem der Architekt sich zu ver-
antworten hat, ist einzig und allein das der Oeffentlich-
keit. Diese allein bildet sich trotz der divergentesten Einzel-
stimmen eine feste Meinung und ein massgebendes Urtheil,
ntpuppt, ein der Originalititssucht er-
ffecthascher, ein Schlepptriger der
e
gebener E
Mode, ein Huldiger des affectirten brutalen gal-
lischen Architektur-Materialismus«.
Aber erhitzt Euch nicht! Was ist denn geschehen,
das Euch so in den Harnisch bringt? Will man altüber-
wenngleich oft Jahre vergehen, bis dasselbe geläutert zum
Durchbruche kommt.
Der Architektenclub der Wiener Künstlergenossen-
schaft móge sich mit allen Fragen des Wirkungskreises
des Architekten beschäftigen, er möge Stellung nehmen
nommene Kunstüberlieferungen über den Haufen rennen?
will man Kunstdogmen zerstören?
Beruhigt Euch, nichts davon ist geschehen. in allen Angelegenheiten, welche wichtige künstlerische
Interessen. berühren, allein zum Areopag über die Lei-
anderen | stungen von Collegen móge er sich nicht aufwerfen.
Meistern in vergangener Zeit auch gelang. Einem Schmidt Das Mandat hiezu ist dem Club nicht ertheilt worden
und würde nur die:Bildung eines Gegenclubs zur Folge
haben und die Spaltung in die weitesten Kreise der
Architektenschaft tragen, umsomehr, als sich dieser Club
trotz der hervorragenden Mitelieder und solcher, die sich
dafür halten, der allgemeinen Sympathien: bisher nicht zu
erfreuen hat. Das ist jedoch nebensüchlich.
arts«, viel. reiner, als dies jemals bei Hansen und seinen Was. Otto Wagner in dem Theile »Der Architekt«
Schülern der Fall war.
Es ist nur einem Meister gelungen, Schüler um sich
Zu schaaren und Schule zu machen, was ja
und Hansen blieb dies unverwehrt, bei einem Wagner
bedeutet dies eine grosse Gefahr. Man halte sich an die
Thaten und nicht an Worte. Die Richtung der Wagner-
schen Schule ist nicht antihistorisch, wie man behauptet,
nein, sie ist streng historisch, ihre Schulprojecte athmen
den Geist der Antike, ühnlich denen der » Zo des beaux
sagt, enthilt sehr viel Wahres. Ist es nicht richtig, dass,
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