Nr. 10.
Neubauten und Concurrenzen.
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.Gebiete des feuersicheren Bauwesens handelte. Es waren
zwei vollig gleiche; durchwegs aus Holz gebaute. ein-
stóckige H: äuschen mit quadratischem Grundriss von 3:85 zz
Seitenlinge errichtet, das eine aus gewóhnlichem, das
andere aus unverbrennbar gemachtem "Holze.
Die Hauser standen auf vier Eckpfihlen, hatten
75 cm über der Erdoberflàche befindlichen Fuss-
boden, und das vierseitige Zeltdach lief in einen weiten,
ebenfalls hölzernen. Schornstein aus, der, unten und
oben offen, ‘einen vorzüglichen Zugschlot abgab. Der
Raum S PEE dem F usshoden und der Erdober! fläche
war. mit brochener Holzverkleidung versehen. Die
ände waren aussen und innen mit Brettern verkleidet,
derselben waren- mit Thüren, zwei mit Fenstern
versehen. An der Windseite dieser Háuser wurde je ein
wifeehiufter Stoss von ólgetránktem Holz und Ságespánen
angezündet. Das Haus von gewöhnlichem Holze brannte
innerhalb einer halben Stunde vollständig zu Asche. Das
laus aus imprügnirtem Holze hingegen konnte trotz der
ausserordentlich geeigneten Construction nicht in
pene werden. Die Flammen umzüngelten das
Gebäude bis über das Dach, aber sie vermochten nur
)berflàche der Bretter zu verkohlen. Dabei blieb die
M des Hauses, wahrend die Flammen das-
umloderten, durchaus unverändert, ja es war nicht
nal die innere Holzverkleidung erwärmt. Sodann wurde
ineren des Hauses eine aus 27/,cs starken Brettern
imprägnirten Holzes gezimmerte Kiste aufgestellt und
einem Stoss von ôlgetränktem Holze um- und über-
baut. Der Stoss wurde angezündet und brannte zu Asche,
ohne der Kiste oder der inneren Holzverkleidung des
Schaden gethan zu haben. Die Kiste war mit
Druckheften gefüllt
mt her
Das derart
unverbrennbar und ein ganz ausserordentlich schlechter
Wärmeleiter. Die chemische Behandlung ist in Amerika
erfunden und besteht darin, dass dem Holze unter hohem
Druck seine natürlichen Säfte entzogen werden und statt
ihrer eine gesättigte Lösung gewisser Salze eingepresst
wird, wodurch das Holz Ausser] ch keine Veränderung
erf: irt. Die Erfindung wird von ZZe Br ztish Non-Flammable
Wood Co. Limited, Nr. 2 Army & Navy. Mansions,
Victoria Street, London SW., verwerthet, und kostet die
Imprügnirung von 12° einzölliger Bretter circa 2:10 Mk
(Centrèl. d. prol)
Das làndliche Wohnhaus — eine Gefahr für den
vohner. Von Dr. € Vanselow, k. Bezirksarzt in
olfstein-Freyung. Kaum in den bayerischen Wald als
\mtsarzt befördert, fiel mir auf, dass die Aussenwände
sehr vieler Steinwände oft bis zur Höhe eines Meters vom
Erdboden ab feucht sind, dass die Grundmauern mit und
ohne Mörtelverputz abbrockeln; fast alle diese Hiuser
ind innen mehr oder weniger feucht, manche in einem
Grade, dass ein Stückchen Zucl ker auf dem Fensterbrett
dsbald zerfliesst. In diesen Gebäuden tritt häufig der
Hausschwamm auf; so waren in einer. einzigen Gemeinde
mit 80 Wohnhäusern 42 vom Hausschwamm befallen;
von 18 ganz gemauerten hatten 6 den Hausschwamm,
von 60 halbgemauerten (halb Mauer, halb Holz, meist
1 bis 2 m über dem Erdboden) 86; zwei Holz-Block-
häuser waren frei. Wenn ich: nun auch nicht glaube,
dass der Hausschwamm der Gesundheit schädlich ist, so
ist er doch ein Zeichen übermässiger Feuchtigkeit der
Wände und der Luft eines Hauses und durch seine zer-
stórende Einwirkung auf alles Holz. in einem. Gebäude
sicher ein volkswirthschaft tlicher Schaden. Meine Studien
haben nun ergeben, dass die F euchtigkeit der Gebäude
bedingt ist.1. durch die Form, die Bodengestaltung des
Baugr indes; durch die Boden- und Grundwasserverhält-
nisse; 2. durch Verwendung bruchfeuchter Steine, nicht
genügend getrockneten Holzes, des Erdaushubes als Füll-
material. Der geologischen Gestaltung entsprechend liegen
LE iss die Gebäude auf Höhenr ücken, an Gel: inden,
in der’ l'halsohle, Mulde. Der Wanderer sieht stundenweit
einen
durc
4 NY C1
Hauses
die unversehrt, ja nicht einmal er-
rausgenommen wurden.
4
chemisch behandelte Holz‘ ist demnach.
zerstreute Einzelgebäude an. den‘ Geländen — eine Eigen-
thümlichkeit, die nach erfahrenen Gewährsmännern in den
klimatischen Verhältnissen begründet ist, indem die Be-
wohner den eisigkalten Winden ausweichen, welche. die
engen und feuchten Thäler im Frühjahre, Herbst und
Winter durchziehen... Jedes Gebäude am Hange und in
der Thalsohle liegt gesundheitlich ungünstig, weil die
atmosphärischen Niederschläge auf undurchlässiger Grund-
lage im Boden, ini Erdreiche nach abwärts sich fort-
bewegen, hiebei: den Untergrund, auf welchem das Haus
steht, durchnássen, sich endlich i in der Thalsohle sammeln;
dadurch wird der Baugrund feucht. Die Niederschläge,
das Grundwasser vom Hausuntergrunde, von den Grund-
mauern des Hauses fernezuhalten, wird nun häufig eine
1 bis 277 hohe Grundmauer über dem Boden aufgeführt;
allein auch solche Häuser erweisen sich feucht, das
Grundwasser steigt eben auch in den Grundmauern in
die Höhe.
Bei vielen Gebäuden an Hingen liegt die Diinger-
stitte und der Abort hoher als die Grundmauer und der
Hof, so dass sich die flüssigen Sickerstoffe gegen den
Untergrund bewegen und so den Brunnen etc. verun-
reinigen. Vor wenigen Jahren erkrankten in einem auf
einer hohen Hügelterrasse gelegenen Dorfe in fünf Ge-
bäuden neun Personen an "Unterleibstyphus. Die Unter-
suchung ergab, dass die Hauspumpbrunnen gar nicht be-
nützt wurden, weil deren Wasser stank, denn der ganze
Untergrund war mit Sickerstoffen der Dung-, Hausunrath-
und Abortstätten erfüllt. .Die meisten dieser Bewohner
bentitzten Leitungswasser von waldbedeckten Bergrücken.:
Da alle Ne: ichforschungen das: Leitungswasser als "die Ur-
sache der Erkrankungen erscheinen. liessen, wurde die
Benützung dieses Leitungswassers amtlich | verboten;
darauf hörten die Erkrankungen auf. Später erfuhr ich,
dass die Leitung der Bergquelle auf ihrem: Wege unter
einem Rindyiehstalle im Hausuntergrunde beschädigt war
und Stal ljauche aufgenommen hatte, me zeigte sich
deutlich, wie zuweilen der ‚Untergrund. der Häuser. ver-
unre einigt ist und eine Gefahr für die RM ue werden kann.
Eine weitere, wenn auch viel unbedeutendere Quelle
der Feuchtigkeit der Gebäude liegt in der Verwendung
br uchfeuchter Felssteine und nicht genügend getr ockneten
Holzes. Die zerstreut liegenden Rol brocken; die ge-
sprengten Granitblôcke sind allen Niederschligen aus-
gesetzt, ebenso trocknet ja das im Frühjahr und Sommer,
also im vollsten Safte gefälite Holz T so schnell aus.
Bruchfeuchts Mauern und feuchte‘ Balken bieten dem
Hausschwamm sehr fruchtbaren Boden.
Leider wird auch der ausgehobene Baugrund sehr
häufig als Füllmaterial eingeworfen. Dieser Aushub ist
meist ganz durchfeuchtet und bietet zudem durch seinen
Reichthum am organischen Substanzen (Wiesen-, Acker-
erde) dem Hausschwamm hinlängliche Nahrung.
Die Gestaltung und Art des Bauplatzes und. die
meteorologischen Verhältnisse liegen ausser menschlicher
Beeinflussung. Der Landwirth bant sein Haus dahin, wo
es seinen wirthschaftlichen Zwecken am besten entspricht.
Aber von Seite der Verwaltungsbehôrden, der Bautech-
niker, der Maurer- und Zimmermeister muss angestrebt
werden, die Landwirthe darüber aufzuklären, dass die
uner Jässliche Bedingung, ein trockenes, gesundes Haus
zu erhalten, die ist, das Grundwasser von dem Anwesen,
dem Untergrund, abzuleiten und die Düngerstätte so an-
zulegen, dass ihre Sickerflüssigkeit sich vom Untergrund
weg "entsprechend dem Gefälle des Bauterrains bewegt.
Wie tief die offenen Entwässerungsgräben über die ver-
deckten Canile angelegt werden müssen, um das Grund-
wasser auch an seiner Aufwártsbewegung gegen die
Grundmauern, an der capillaren Leitung zu hindern: das
Zu erkennen ist dem Landwirth, dem "Baumeister nicht
schwierig. Es dürfte auch nicht schwierig sein, die Bruch-
steine vor dem Gebrauche auf einem trockenen, luftigen
Platze rechtzeitig zu lagern. Die Entwässerung und Aus
trocknung des "Baugrundes wird | wesentlich "unterstützt
dadurch, lass der Boden um das Anwesen mit Gras und