Full text: Architektonische Monatshefte, VII. Band (1901)

Wohn- und Gesehäftshaus Däntl 
in München. 
(Tafel 33.) 
Architekt M. OSTENRIEDER in MÜNCHEN. 
Zu den schwierigsten Aufgaben, die dem Gross- 
stadt-Architekten erwachsen, gehört wohl auch die 
geschickte Durcharbeitung jener schmalen Bauplätze / 
der Altstadt, wie sie in vorliegendem Beispiel er- ; 
forderlich. war. Besonders ist es die 
geringe Breite und die grosse Höhe 
der Facade, welche die grössten Anfor- 
derungen in Bezug auf Gestaltungskraft 
an den ausführenden Künstler stellten. 
In jeder Beziehung gelungen darf 
in‘ unserem Falle der sehr organische 5 
Aufbau des Aeusseren genannt werden. 
Viel trägt hiezu die zweckmässige Ver- 
wendung der Materialien bei. In feinem, 
gelbgrauen Muschelkalkstein sind die 
Flächen des Parterres bis zu den Bogen- 
kämpfern des ersten Stockes ausgeführt. 
Der Mittelpfeiler desselben trägt den edel 
durchgebildeten, sinnig ornamentierten 
Erker aus weissem Sandstein, welches 
Material” auch die Fensterumrahmungen 
des zweiten und dritten Stockes zeigen. 
Als besonders reizvolle Quertheilung er- 
weist sich die Loggia des vierten Stockes, nn 
deren Dreitheilung auch in dem ab- ) 
schliessenden reichen Giebel nachwirkt. 
In wohlbedachtem Gegensatz zu den 
den Erker umgebenden. hellen Putz- 
flächen, weist solche die Facade nur noch Z 
wenigeim Giebelauf, während Loggiaund 
Giebelumrahmung aus dem erwähnten 
weissen Sandstein hergestellt sind. 
Ebenso gelungen ist in Anbetracht 
der vorhandenen Schwierigkeiten die 
Grundrisslösung. Das Parterre enthält 
nach der in der Facade zum Ausdruck 
   
  
  
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Synagoge für Düsseldorf (Grundrisse). Architekt Franz Brantzky, Köln. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Synagoge für Düsseldorf (Schnitt). Architekt Franz Brantzky, Köln. 
gelangenden Hauptseite einen grossen Laden und nach der unter- 
geordneten zweiten Strassenseite noch vier Schaufenster, so dass 
der Gesammtraum in beliebiger Art, der Nachfrage entsprechend 
getheilt werden kann. Anschliessend hieran ist der Zugang zum 
Treppenhaus angeordnet. Der erste Stock hat ebenfalls ganz Ge- 
schäftszwecken zu dienen. Die drei oberen Stockwerke enthalten 
je zwei Wohnungen mit drei und vier Zimmern sammt den nöthigen 
Nebenräumen. 
Wohnhaus in Sarajewo. 
(Tafel 36.) 
Architekt HANS NIEMECZEK in WIEN. 
Wer das bosnische Occupationsgebiet bereist hat, wird zu- 
geben, dass der orientalische Charakter des Landes vorherrschend 
ins Auge fällt, und diesem Umstande ist auch hauptsächlich der 
rege Fremdenverkehr zuzuschreiben. 
Es sollte daher auch das Bestreben eines jeden Architekten 
sein, dem. Lande diesen Charakter zu wahren. Wie im socialen 
Leben sich orientalische Sitten und Gebräuche mit unseren modernen 
Anschauungen langsam verschmelzen, ebenso sollten auch die neuen 
Schöpfungen auf architektonischem Gebiete eine Verschmelzung 
orientalischer Motive mit der modernen Bauconstruction sein. Leider 
war das aber schon vom Anfang an nicht der Fall. Gleich die 
ersten Neubauten in Sarajewo (Regierungsgebäude, Hötel Europe) 
wurden in abendländischem Stil erbaut und störten den originellen 
Charakter, welchen Sarajewo bis dahin unverfälscht getragen hat; 
dasselbe ereignete sich auch gleichzeitig durch die Erbauung von 
Amtsgebäuden in den meisten Kreisstädten. Als sich die Ein- 
heimischen aus Speculation zum Bau von Zinshäusern entschlossen, 
da wählten die meisten den modernen Charakter, der ihnen — weil 
neu‘ — besser gefiel, als ihre alten, aber ‚originellen. Bauformen. 
Erst im Jahre 1884, während Architekt Niemeczek ‘die grosse 
Moschee in Sarajewo restaurierte, entwarf‘ dieser eine Facade im 
orientalischen Stil, hatte aber damit kein Glück, denn sie kam 
nicht zur Ausführung, sondern das betreffende Gebäude wurde mit 
moderner Facade ausgeführt. 
Seit dieser Zeit war Architekt .Niemeczek: bestrebt, ‘seiner 
Idee, die Occupationsepoche im Baustile zu charakterisieren, Bahn 
zu brechen. So entstanden mit der Zeit eine Reihe von Neubauten, 
ähnlich wie der in‘ der‘ Tafel 36 zur Anschauung gebrachte. Im 
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