VIIL Jahrgang. ARCHITEKTONISCHE MONATSHEFTE Heft 1;
schmücken«, gibt sich allenthalben recht lebhaft kund
und wenn es nun noch gelänge, wenigstens in der
Mehrheit auch die Wahl in richtige Bahnen zu lenken,
so wäre dies ein nicht hoch genug zu schätzender Vor-
theil für das Fortschreiten des Volkes im allmählichen
Begreifen des wirklich Schönen.
Kunstgenuss ist ja zweifellos nicht so nothwendig
als Essen, Trinken und Schlafen. Immerhin sollte man
sich doch daran gewöhnen, ihn nicht als etwas ganz
Ueberflüssiges zu betrachten; man sollte das befreiende,
erhebende Gefühl schätzen, das die Betrachtung eines
Kunstwerkes in uns hervorruft; man sollte dort, wo
solche Empfindungen noch fehlen, sie mit allen Mitteln
zu wecken suchen. Anfänge hiezu werden ja in Menge
gemacht, vor allem auch da, wo der Erfolg wohl am
sichersten zu erwarten ist, nämlich in der Schule durch
entsprechenden Wandschmuck, in der Oeffentlichkeit
lurch künstlerische Plakate etc.
Für das Heim des Mittelstandes ist es bei den
Fortschritten der heutigen Technik ebenfalls sehr leicht,
billigen und wirklich schönen künstlerischen Schmuck
zu finden. Abgesehen von Bildern, die durch muster-
giltige Reproductionen, wie Künstlerlithographien etc.
in reichster Auswahl vertreten sind, ist es wohl in
erster Linie durch vollendete Plastiken möglich, dem
Auge dauernd schöne Formen und Linien vorzuführen.
Deshalb . sollten auch berufene Kreise dafür Sorge
tragen, dass solche Stücke als unbedingt nothwendig
für die Behaglichkeit auch der Wohnung des: einfacheren
Bürgers betrachtet werden.
Da der Architekt neuerer Zeit bei der Ausstattung
der Wohnungen wesentlich mehr mitzusprechen hat, so
ist es wohl durchaus am Platze, wenn wir heute eine
„Der Wind.“ Reihe hervorragend schöner neuer Terracotten aus der Omar
Kunstanstalt Friedrich Goldscheider in Wien, Staud-
gasse 7—9 wiedergeben. Das Etablissement, welches auch in Paris eine grossartige Niederlage besitzt
und auf der letzten Weltausstellung dort hervorragend vertreten war, ist weltbekannt. Die Modelle
werden bei Hochfeuer gebrannt und nach einem patentierten Verfahren künstlerisch patiniert. Die Firma
besitzt gegen 3000 Modelle, deren Preise, angesehen die künstlerische Ausführung, sehr billig genannt
werden müssen.
Auf die dargestellten Objecte näher einzugehen, ist überflüssig, da dieselben wohl selbst für
sich. sprechen. Sie sind einheitlich an künstlerischem Wert und einheitlich ist auch die echt wienerische
Grazie und Charme, die alle Figuren umgibt.
NEUE WETTBEWERBE.
Zur Erlangung von Bauplänen einer städtischen Sparkasse
in Bremerhaven wird ein Wettbewerb ausgeschrieben, an welchem alle
deutschen Architekten sich betheiligen können. Die Entwürfe sind bis zum
1. Januar 1902. bei dem Stadtrathe in Bremerhaven einzureichen. Die Ent-
scheidung über die Zuerkennung der
Preise erfolgt auf Grund des Urtheiles
eines Preisrichter-Collegiums, welches
aus folgenden Herren besteht: Stadt-
lirector Hagemann und Stadtrath
„Die Tulpe.“
Rönne r in Bremerhaven,
Baurath Weber, Archi-
tekt Mänz und Architekt
Alb. Dunkel in Bremen.
An Preisen sind ausgesetzt:
ein erster Preis von M. 1500,
» zweiter» » » 1000
» dritter: ».. » >» 500.
Die allgemeinen Bedingun-
gen, Bauprogramm und
Lageplan sind vom Stadt-
„Frieden.“ rath Bremerhaven einzu-
fordern.
Die Thorner St. Georgen-Gemeinde beabsichtigt den Neubau einer Kirche zu
800 Sitzplätzen‘ “und eines Pfarrhauses im Vorort, Mocker.. Zur Erlangung von Entwürfen
ist ein Wettbew&fb ausgeschrieben, zu dem deutsche Architekten eingeladen werden, Das Preisgericht
‚Stolz.“