Full text: Einladungs-Schrift der K. Polytechnischen Schule in Stuttgart zu der Feier des Geburtsfestes Seiner Majestät des Königs Wilhelm von Württemberg auf den 27. September 1854 (1854)

  
  
  
  
  
  
Verfahren 
bei den 
Versuchen. 
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Fiihrungsbretter zugleich die Belastung tragen, so ist auch der anderen Bedingung entsprochen, 
wornach dieselbe nur an den Pfosten des Modelles "wirken darf. Auf die oberen Querarme jener 
Bretter sind nümlich die Küsten hh aufgestellt, welche ausser ihrem eigenen Gewichte noch mit 
Kanonen- und Kartütsehenkugeln belastet wurden. Damit diese Küsten weder ihrer Breite noch ihrer 
Länge nach aus der verticalen Lage kommen, sind sie durch die Zangen i und kk geführt, welche auf 
geeignete Weise an.den Bócken befestigt sind. — Unter jeder Führung ist ein Keil m angebracht, welcher 
auf der geneigten Fläche des Lagerholzes 1 verschoben werden kann. Wie nun auch die Biegungscurve 
im Laufe des Versuches sich bilden mochte, so war hierdurch die Möglichkeit gegeben, die Fallhöhe 
beim Bruche für jeden einzelnen Kasten auf ein sehr geringes Maass (etwa 1’) zu beschränken und 
dadurch das Modell. vor unnützen Beschädigungen zu sichern. — Zur Beobachtung der Durchbiegung sind 
vier Fühlhebel nn, zwei in der Mitte, zwei dicht neben den Auflagern, an die Rahmen ce befestigt. Sie 
umfassen gabelartig die Masstäbe oo, an welchen die Lage der Fühlhebel abgelesen, und daraus die 
Differenz der Senkungen des Balkens in der Mitte und am Ende, d. i. der Biegunspfeil, berechnet 
werden kann.*) 
Die Belastung war bei allen Versuchen gleichfürmig vertheilt, nämlich S0, dass alle Pfosten des 
Modells gleiche Gewichte zu tragen hatten; **) sie wurde, um ein möglichst genaues Resultat zu erhalten, 
in um so kleineren Portionen aufgelegt, je nüher man dem Bruche kam; dabei wurde fleissig die Stellung 
der Fühlhebel beobachtet. Die Dauer eines Versuches, nämlich die Zeit, während welcher das Modell 
belastet wurde, betrug in der Regel '^ bis % Stunden. Nach jedem Versuche wurde die Bruchstelle 
zuerst sorgfältig abgezeichnet, dann reparirt, wobei aber, wie schon oben erwühnt, keineswegs der frü- 
here Zustand wieder hergestellt, sondern eine solche Verstärkung dämit vorgenommen werden musste, 
dass an derselben Stelle ein nochmaliger Bruch nieht vorkommen konnte; denn nur so war es müglich, 
nach und nach viele verschiedene Bruchstellen zu erhalten. In welcher Weise diese Verstürkung geschah, 
hing im Allgemeinen von der Art des Bruches ab, und kann daher erst später beschrieben werden. Dass 
dadurch die Festigkeitsverháltnisse der noch nicht gebrochenen Stellen des Modells möglichst wenig alterirt 
werden durften, versteht sich von selbst. 
*) Damit etwaige Senkungen der Drehungspunkte. der Fühlhebel sogleich bemerkt, und die Rechnung darnach 
corrigirt werden konnte, stützen sich die Maasstábe unmittelbar auf den Fussboden, während die Rahmen und Böcke, 
von denen aus sie vertical gehalten sind, sich‘ daran herabschieben können. Jene Senkungen waren indessen immer 
so gering, dass sie vernachlässigt werden durften. 
") Diese Belastungsweise ist den Brücken im Grossen in so fern analog, als nicht nur das eigene Gewicht 
solcher Constructionen nahezu. gleichfórmig vertheilt ist; sondern auch jede einzelne über die Brücke sich bewegende 
Last, abgesehen von den dabei vorkommenden Stüssen, die Haupttheile der Tragbalken ungefähr ebenso in An- 
spruch nimmt wie eine doppelt so grosse gleichförmige Belastung. 
  
 
	        

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