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Es versteht sich von selbst, dass, auf solche Grundlagen basirt, namentlich die Un-
terrichtsertheilung im Schattiren ebenso mühsam als undankbar war. Man war dabei
hauptsächlich auf das Copiren von Vorlegeblättern und auf das Beobachten der Licht-
wirkung in der Natur angewiesen, da das direkte Zeichnen nach dem Runden, wenigstens
für Sonnenbeleuchtung, wegen des sich fortwährend ändernden Sonnenstandes nicht mög-
lich war. Die Schüler kamen dabei nur, sehr langsam und unsicher vorwárts; die Her-
stellung einer Zeichnung kostete wegen der Unsicherheit, mit der gearbeitet wurde, sehr
viele Zeit; die erzielten Resultate waren gering, und der Lehrer dennoch auf's Aeusserste
in Anspruch genommen; denn. wenn. derselbe nicht zufillig eine: hinlingliche Anzahl von
Vorlagen hatte, um einen jeden Gegenstand in verschiedenen Stadien der Schattirung zei-
gen zu können, so musste er in jedem einzelnen Falle dem Schüler die Arbeit nahezu
Ton für Ton speziell erläutern.
Wenn somit diese Methode selbst in der Hand geübter, künstlerisch gebildeter und
eifriger Lehrer ungenügend war, so war sie dieses in noch viel hóherem Maasse in der
Hand eines minder befihigten Lehrers. Denn ein solcher musste am leichtesten in Ver-
suchung kommen, seine Unerfahrenheit und Unkenntniss in Bezug auf die Nuancirung des
Lichts durch mehr oder weniger subjective Regeln zu ersetzen, welche bald auf eine grasse
Uebertreibung der Luftperspective, bald auf eine geschmacklose Beniitzung der Contraste
führten, wührend die Natur der schattirten Flüchen oft nur aus deren Conturen und ‘son-
stigen linearen Merkmalen gefolgert, keineswegs aber, wie das seyn sollte, aus der Schat-
tirung augenblicklich erkannt werden konnte.
Diesem haltlosen Zustande gegenüber haben namentlich einige Franzosen eine wissen-
schaftliche Behandlung. der Flüchenschattirung zu: begründen versucht. Unter den bekann-
ten: daràuf- abzielenden Abhandlungen. ist:diejenige die bedeutendste; welche in Leroy's
Stereotomie enthalten.ist.. Dieselbe behandelt diesen Gegenstand mit der môglichsten wis-
senschaftlichen Strenge; allein durch die Aufnahme eines möglichen, aber noch nicht
genügend nachgewiesenen, und bel matten Flächen „jedenfalls! nur- geringen Unterschie-
des zwischen der absoluten und scheinbaren Helle der Flächenelemente in dieselbe
würden. die entwickelten Formeln so complicirt, dass Leroy selbst von der Anwendung
derselben auf specielle Fille abstrahiren musste.
Da somit auch durch die Leroy'sche Arbeit für die Praxis des Schattirens lediglich
nichts gewonnen wurde, und da es bei dér immerhin nicht geringen praktischen Bedeutung
des Gegenstandes von. Werth ist, wenigstens eine annähernd richtige. Methode, die
aber leicht und ohne grossen Zeitaufwand auszuführen seyn muss, zu gewinnen; | so hat
es. der Verfasser dieser Abhandlung für angemessen gehalten, im. Nachfolgenden die Grund-
züge derjenigen Behandlung der Flichenschattirung mitzutheilen, welche er seit vier Jahren