Der Bewegungsmechanismus
des
Parr-Curtis Selfactors.
Die zur Verwandlung des Vorgarns in Feingarn dienende Feinspinnmaschine hat drei Funktionen auszuführen.
Sie hat die Vorgarnfáden bis zur geforderten Feinheit zu verziehen oder zu strecken, die verzogenen Füden in
einem dem Material und der Verwendung angemessenen Grade zu drehen und endlich die hierdurch erzeugten
Feingarnfüden in einer für das Abhaspeln und den Transport geeigneten Weise aufzuwickeln.
Bei der hier zu betrachtenden zum Spinnen von Baumwolle dienenden Feinspinnmaschine werden diese drei
Funktionen nicht gleichzeitig sondern in verschiedenem Zeitperioden ausgeführt. In der ersten Periode findet das
Verziehen statt und zugleich wird den Fäden ein gewisser Grad von Drehung ertheilt, in der zweiten Periode
wird die Drehung vollendet, in der dritten Periode wird die Vorbereitung für das Aufwinden getroffen, und in der
vierten Periode findet das Aufwinden statt. Die Maschine ist selbstthütig, d. h. sie führt alle diese Funktionen
ohne menschliche Beihilfe aus und wird in der Praxis kurzweg mit dem Namen Selfactor belegt.
Wir betrachten zunüchst ganz im Allgemeinen die Anordnung der Maschine und die Tháàtigkeit ihrer einzelnen
Organe in den verschiedenen Perioden mit Beziehung auf die beigegebenen Zeichnungen.
Die Vorgarnfüden w,, von den an der hintern Parthie der Maschine aufgesteckten Vorgarnspulen ablaufend
werden dem aus 3 Cylinderpaaren bestehenden Streckwerk zugeführt, durch dasselbe bis zu dem geforderten Fein-
heitsgrad verzogen und dann nach den auf dem Wagen W angebrachten Spindeln S geleitet, auf denen wir uns
bereits eine gewisse Parthie Garn aufgewickelt denken. Zu Anfang der ersten Periode steht der Wagen W unter
dem Streckwerck und die Spitzen der Spindeln S befinden sich ganz nahe an dem Vordercylinder, während die
Fäden v,, über die Spindelspitzen gleiten, so dass sie gezwungen sind an der Drehung der Spindeln Theil zu nehmen.
In demselben Moment wo die Rotation der Streckcylinder beginnt fängt auch der Wagen an sich nach rechts hin
Zu bewegen und zwar mit einer Geschwindigkeit, die nur äusserst wenig grösser ist, als die Umfangsgeschwindigkeit
des Vordercylinders um die Fäden in gewissem Grade zu spannen. Dieser Zustand dauert fort bis der Wagen
an das Ende seines Weges gekommen und damit die erste Periode, das Ausfahren, beendigt ist. Hat der Wagen
das Ende seines Weges erreicht und ist zum Stillstand gekommen, so hört die Rotation der Streckcylinder auf,
die Bewegung der Spindeln dauert aber noch einige Zeit mit der frühern Geschwindigkeit und in der frühern
Richtung fort, bis die Füden die noch fehlenden Drehungen angenommen haben. Der hierzu nóthige Zeitraum
bildet die zweite Periode, das Nachdrehen oder Nachzwirnen. Ist dieser Zweck erreicht, so gehen die Spindeln
für einen Moment in den Ruhezustand über, werden aber sofort wieder in Rotation gesetzt und zwar in einer
Richtung, welche der früheren entgegengesetzt (rückgängig) ist; in Folge dessen wird eine geringe Menge des auf
die Spindel bereits früher aufgewundenen Garnes abgewickelt und die bisher zwischen Streckwerk und Spindeln
straff ausgespannten Füden werden in einen schlaffen Zustand übergeführt. Gleichzeitig bewegen sich zwei an
gekrümmten Armen befestigte, längs der ganzen Spindelreihe hinlaufende Drühte a und g naeh den in Fig. 8 und 9
durch Pfeile angedeuteten Richtungen, so dass der Draht a die Füden niederdrückt, der Draht g dieselben aber
emporhebt, wodurch die schlaffen Füden wieder in gewissem Grade angespannt werden. Den Draht a nennt man
den Aufwinder, den Draht g den Gegenwinder. Ersterer hat den Zweck die Füden an diejenigen Stellen der Spindeln
zu führen wo das Aufwinden des eben vollendeten Feingarnes beginnen soll, letzterer bewirkt nur die Anspannung
der Füden und verhindert dadurch die Bildung von Sehleifen. Haben Auf- und Gegenwinder ihre entsprechenden