Zur Theorie der Tonnengewölbe.
Die nachstehende Abhandlung ist ein kurzer Auszug aus einem Abschnitte der an unserer polytechnischen Schule
gehaltenen Vorträge über Brückenbau. Sie soll zeigen, wie ein nicht eben leichtes Capitel aus der Theorie der
Constructionen schon seit einer Reihe von Jahren in jenen Vorträgen behandelt wird. Gewiss auf wenigen Gebieten
des technischen Wissens begegnet man so unklaren Begriffen, als in der Gewölbtheorie, was‘ seinen Grund wohl
darin hat, dass Viele dabei nur den statischen Gesichtspunkt einnehmen, von welchem aus eben die Hauptauf-
gabe‘ der Theorie, die Pressung an einem bestimmten Punkte im Innern des Gewölbes zu finden, unbestimmt und
desshalb nicht zu lösen ist. Diese Unbestimmtheit hervorzuheben und den Werth, welcher der statischen Betrachtung
beigelegt werden darf, auf das richtige Mass zurückzuführen, andererseits aber den wesentlichen Einfluss in klares
Licht zu stellen, welchen gewisse der Statik fremde Umstände, vor Allem die unvermeidliche Ungenauigkeit bei der
Ausführung, auf die Druckvertheilung im Innern der Gewülbe ausüben, hat der Verfasser als seine erste Aufgabe
betrachtet. Es ergibt sich daraus, wie wenig die Theorie überhaupt auf diesem Felde zu leisten vermag, nämlich
immer nur die Bestimmung der unteren Grenze für die wirklich; im Gewölbe vorkommende Maximalpressung. Wie
dabei zu verfahren ist, lässt sich sodann leicht erkennen, zugleich aber auch, dass der Schaden, welchen jene un-
berechenbaren Umstände in der Praxis verursachen kônnen, nicht so erheblich ist, als dass die Mängel der Theorie
sehr ins Gewicht fielen.
Die vorliegende Arbeit enthält vielleicht manches Neue, allerdings neben vielem Bekannten, welches der logischen
Folge wegen nicht wohl weghleiben konnte. Doch hat sich der Verfasser müglichster Kürze befleissigt, und das
weniger Wesentliche, z. B. mehrere dem Vortrag einverleibte Uebungsbeispiele, und die Ausdehnung der Theorie auf
die Widerlaeer, welche in dieser Beziehung nur als Fortsetzung der Gewölbe selbst zu betrachten sind. weggelassen.
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Rein statische Betrachtung.
Eigenthümlichkeit des Gleichgewichts der Tonnengewölbe. — Die Gewölbe unterscheiden sich von den
freistehenden Mauern in statischer Beziehung dadurch,. dass sowohl das ganze Gewölbe, als auch jeder beliebige,
zwischen zwei Lagerfugen A und B, Fig. 1 der beigegebenen Tafel, gelegene Theil desselben, nicht in einer einzigen,
sondern in zwei Fugen unterstützt ist, dass also. die auf den Gewülbtheil wirkenden aktiven Krüfte, weJche in einer
Resultante R. zusammengefasst werden künnen, statt durch einen einzigen, durch zwei Widerstände W und W“ im
Gleichgewicht gehalten werden.