Full text: Jahres-Bericht der Königlichen Technischen Hochschule zu Stuttgart für das Studienjahr 1895/96 (1895)

  
  
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graphischen Darstellungen an Stelle bestimmter und anschaulicher sprachlicher Darstellung, denkt zuweilen mehr 
mathematisch als ästhetisch, ohne damit die Sache wesentlich zu fördern. Trotzdem bringt er zu seiner Arbeit nicht 
nur einen gesunden ästhetischen Sinn mit, sondern auch eine verhältnismässig reife allgemeine Weltanschauung, eine 
offenbare Anlage zu wissenschaftlich methodischem Vorgehen, eine fleissige und doch kritische Benützung der vor- 
handenen Litteratur und eine ernste, von schnellfertigem Phrasenmachen weit entfernte Bemühung um die Sache, 
Und so stellt sich seine Arbeit im Ganzen dar als ein fleissiger, tüchtiger, ernster und warmer Versuch, die gestellte 
Aufgabe zu lösen — ein Versuch, der zwar nicht vollständig und bis ins Einzelne gelungen ist, aber doch die ans- 
schlaggebenden Gesichtspunkte richtig fasst und wissenschaftlich begründet und so mit den gegebenen Mitteln der 
Lösung so nahe rückt, als billigerweise erwartet werden kann. 
Auf Grund dieses Gutachtens wurde der Arbeit mit dem Kennzeichen: ! — ? der Preis 
zuerkannt. Ihr Verfasser ist Karl Frank von Oberaspach O.-A. Hall, im 8. Semester ordentlicher 
Studierender der Architekturabteilung. 
Die von den übrigen drei Abteilungen gestellten Preisaufgaben sind sämtlich unbearbeitet 
geblieben; sie lauteten: 
IV. An der Abteilung für Bauingenieurwesen. 
Auf einem der Plattform-Pfeiler am Siidende des Hochschulgebäudes ist astronomisch zu bestimmen die 
Polhóhe und das Azimut einer von diesem Punkt ausgehenden Richtung. 
Der mittlere Fehler der Polhohe soll nicht über 0,3", der des Azimuts nicht über 0,8" betragen. Bei den 
Messungen ist auf möglichst vollständige Elimination systematischer Fehlereinflüsse Bedacht zu nehmen. 
Die Reduktionen für Polhöhe und Azimut vom Standpunkt auf den Blitzableiter der Kuppel sind ebenfalls 
zu bestimmen. 
Durch Horizontalwinkelmessung zwischen der bei der Azimutbestimmung benutzten Mire und einigen genügend 
weit entfernten Zielpunkten, deren Landes-Vermessungs- Koordinaten gegeben oder scharf zu bestimmen ‚sind, sollen 
die astronomischen Azimute der Richtungen nach diesen Zielpunkten ermittelt werden, Nachdem der Standpunkt über 
nahe Zielpunkte mit gegebenen Landes-Vermessungs-Koordinaten genügend scharf rückwürts eingeschnitten ist (mit 
Ausgleichung), sind die Azimute jener Richtungen auch geodàtisch zu bestimmen. (Winkel zwischen der x-Axe der 
Landesvermessung und dem Nullpunkts-Meridian = 15,6"). 
Endlich ist die relative Lotablenkung in Stuttgart mit Zugrundlegung der folgenden Bohnenberger'schen 
Zahlen zu ermitteln: 
Polhôhe des Nullpunkts der württemb. Landesvermessung — 48? 31' 12,4" 
Azimut (N über E) Nullpunkt-Kornbühl = 1699 19' 59.9". 
V. An der Abteilung für chemische Technik. 
Wie von Reinsch, Guignet, Siepmann u. A. gezeigt worden ist, lässt sich Gaskohlen verschiedener Provenienz 
mittelst Benzol, Chloroform ete. ein Gemenge von organischen Substanzen entziehen, deren Natur jedoch bislang 
nicht aufgehellt ist. 
Die Versuche, aus dem nach dem Verdunsten des Benzols ete. hinterbleibenden Rückstand mit Hilfe von 
verschiedenartigen Lösungsmitteln Körper von einheitlicher Zusammensetzung zu isolieren, sind ohne Erfolg geblieben 
und es muss angenommen werden, dass eine Zerlegung des fraglichen Gemenges in einzelne Bestandteile auf diesem 
Weg überhaupt nicht gelingt. 
Dagegen darf vermutet werden, dass entweder die durch Einwirkung von rauchender Schwefelsäure auf das 
Gemenge entstehenden Sulfosäuren sich in Form ihrer Salze von einander trennen lassen oder dass aus dem Gemenge 
durch Behandeln mit Reduktionsmitteln Verbindungen gebildet werden, welche einen Schluss auf die Zusammensetzung 
der ursprünglichen Substanz zulassen, 
Es soll nun auf experimentellem Wege festgestellt werden, in wie weit sich die lóslichen Bestandteile der 
Gaskohlen mit Hilfe der angedeuteten Methoden chemisch charakterisieren lassen. 
  
  
 
	        
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