Full text: Jahres-Bericht der Königlichen Technischen Hochschule zu Stuttgart für das Studienjahr 1895/96 (1895)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
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Bauplatz 
Als Platz für den Neubau wurde das in nächster Nähe des Hauptgebäudes der Technischen Hochschule, 
neben dem K. Realgymnasium und der K, Baugewerkeschule gelegene, im Besitze der Staatsfinanzverwal- 
tung befindliche Grundstück gewählt und diese Wahl von den Landständen genehmigt. Das Grundstück, auf drei 
Seiten an Strassen grenzend, bot eine nutzbare Baufläche von rund 2460 qm und ermöglichte, dem Gebäude 
von allen Seiten Luft und Licht zuzuführen. Aus Form und Lage dieses Platzes entwickelte sich nun die allgemeine 
Raumdisposition des neuen Gebäudes. 
Die bebaute Grundfläche beträgt rund 1720 qm, die gesamte nutzbare Fläche des ganzen Ge- 
biudes ohne Ginge und Treppen rund 3365 qm, wovon 362 qm auf die Dienerwohnungen und die Zentralheizung 
kommen. 
Allgemeine Gestalt des Grundrisses. 
Der Grundriss des Gebäudes. bildet im allgemeinen die Form eines an den Enden einwárts gebogenen Huf- 
eisens, so dass ein rund 700 qm grosser Hof entsteht, der den von der Strasse abgelegenen Räumen Licht und Luft 
in reichlichstem Masse zuführt. Da die beiden hinteren, nach einwirts gebogenen Flügel einen 21 m breiten Raum 
zwischen sich frei lassen, so kann zwischen dem Hofe und dem angrenzenden Garten der Baugewerkeschule ein un- 
gehinderter Luftwechsel stattfinden. Im Innern ist das Gebäude durch eine senkrecht zur Lindenstrasse gerichtete 
massive Scheidewand nach seiner ganzen Höhe in zwei, annähernd gleich grosse, vollständig von einander unabhängige 
Teile getrennt. Der gegen die ruhigere Militärstrasse hin gelegene Teil ist für das elektrotechnische Institut, 
der an der Schellingstrasse gelegene für das chemische Laboratorium bestimmt. Ihre Eingänge haben die beiden 
Institute von entgegengesetzten Seiten des Gebäudes aus durch einfache. Vestibüle erhalten, die sich nach aussen in 
besonderen Portalbauten aussprechen. 
Was die Disposition der einzelnen Räume im allgemeinen betrifft, so wurde der grosse Hörsaal eines jeden 
der beiden Institute möglichst entfernt von dem Lärm der verkehrsreichen Lindenstrasse gelegt; ebenso mussten die 
Messräume des elektrotechnischen Instituts nach hinten verlegt werden, um vor störenden Erschütterungen möglichst 
geschützt zu sein. Die grossen Arbeitsräume des chemischen Laboratoriums und der Accumulatorenraum des elektro- 
technischen Instituts wurden so angeordnet, dass sie, durch die ganze Tiefe der betreffenden Flügel greifend, an 
gegenüberliegenden Seiten Fenster erhalten konnten. Es ist damit ein doppelter Zweck erreicht, einmal konnten die 
einzelnen Arbeitsplätze möglichst hell beleuchtet werden und dann ist die Möglichkeit gegeben, die Räume ausgiebig 
zu lüften. In die Mittelpunkte eines jeden der beiden Institute wurde die geräumige, helle Haupttreppe gelegt, in 
deren nächster Nähe, und zwar im ersten Stocke, sich die Zimmer für die Vorstände befinden. An die so festgelegten 
Räumlichkeiten schliessen sich die übrigen Unterrichts- und Arbeitsräume in zweckentsprechender Reihenfolge an, 
In den Hof ist beim elektrotechnischen Institute eine glasgedeckte, offene Halle für Messungen im Freien, sowie ein 
Drehkrahn für 2500 kg Last zum Auf- und Abladen von Maschinen, und beim chemischen Laboratorium eine Ab- 
dampfhalle eingebaut. 
Äusserer Aufbau, 
Für die Gestaltung der nach den Strassen liegenden Fassaden waren mannigfache Erwägungen massgebend. 
Einerseits sollte der Bau, als Nutzbau geltend, bei grösster Einfachheit der aufzuwendenden architektonischen Mittel 
ein schlichtes Äussere erhalten, während andererseits seine bedeutenden Dimensionen sowie seine Lage zwischen dem 
K. Realgymnasium und der K. Baugewerkeschule etwas gewühltere Formen verlangten, die nicht allzuweit von denen 
der beiden Nachbargebüude abstehen durften. Der Bau wurde demgemüss als Backsteinrohbau mit hellgelben Frank- 
furter Verblendern unter Verwendung von Lettenkohlensandstein in einfachen Formen der italienischen Renaissance 
ausgeführt. Indem der an der Lindenstrasse liegende Flügel über die beiden an den Seitenstrassen gelegenen vorsteht, 
und diese wieder durch vorspringende Eckrisalite und Portalbauten belebt sind, ist eine wirkungsvolle Gliederung 
des an sich einfachen Bauwesens.erzielt. Uber einem hohen, krüftig behandelten Werksteinsockel erhebt. sich das 
aus Verblendern hergestellte, im Licht 4,95 m hohe Erdgeschoss, an dem nur die Fenstereinfassungen und Portale 
sowie die Gurte in Werkstein ausgeführt sind. Der erste Stock, im Lieht 4,90 m hoch, ebenfalls in Backstein aus- 
geführt, ist durch eine Pilasterstellung in Werkstein, durch die steinernen Fensterbogen mit ihren Schlusssteinen und 
  
  
  
  
 
	        

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