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IV. An der Abteilung für chemische Technik
war folgende Aufgabe gestellt:
Es sollen die wichtigeren Methoden zur Bestimmung und Trennung der Metalle Silber, Kupfer, Blei, Eisen,
Mangan, Kobalt, Nickel und Zink auf elektrolytischem Wege einer kritischen Untersuchung unter Angabe
einer genügenden Anzahl von Beleganalysen unterzogen werden.
Sie hat eine Bearbeitung gefunden, die das Kennwort trägt:
Nach ewigen, ehernen
Grossen Gesetzen
Müssen wir Alle
Unseres Daseins
Kreise vollenden. Gôthe.
Die Kritik lautet:
Der Verfasser hat dem Wortlaut der Aufgabe entsprechend die wichtigeren Methoden zur Bestimmung und
Trennung der gebräuchlicheren Metalle auf clektrolytischem Wege an der Hand einer grossen Zahl won Belegana-
lysen eingehend geprüft und sie teilweise durch eigene, nicht unwesentliche Modifikationen erheblich verbessert und
erweitert.
Auf Grund seiner kritischen Untersuchung kommt der Verfasser zu dem Ergebnis, dass die elektrolytische
Bestimmung des Kupfers in schwefelsaurer oder salpetersaurer oder in Ammoniumoxalatlósung, die Bestimmung
des Zinks in alkalischer Losung oder in einer solchen von Ammoniumoxalat, die Bestimmung des Bleis als Super-
oxyd in stark salpetersaurer Losung, die Bestimmung des Silbers in salpetersaurer oder in Cyankaliumlósung, die
Bestimmung des Nickels und Kobalts in ammoniakalischer Losung, was Genauigkeit, Bequemlichkeit und Raschheit
der Ausführung anbelangt, nicht leicht von einer anderen quantitativen Bestimmungsmethode übertroffen werden
dürfte; die elektrolytische Bestimmung des Eisens und Mangans dagegen mit grösseren Schwierigkeiten verknüpft
sei, indem entweder eine zu lange Zeitdauer oder eine fortdauernde genaue Überwachung des Verlaufs der Elektro-
lyse der bequemen Ausführung der Analyse entgegenstehen.
Bezüglich der Trennung der Metalle auf elektrolytischem Wege findet er, dass namentlich die in neuerer
Zeit vielfach angewandte auf der verschiedenen Lósungstension der Metalle beruhenden Abscheidung oder Nichtab-
scheidung derselben je nach der vorhandenen Spannung, in der Praxis dadurch zu wünschen übrig lässt, dass erstens
die anfangs für die Abscheidung des einen Metalls notwendige sehr niedrige Spannung sehr lange Zeit für die
Fällung erfordert, und dass zweitens gleichzeitig eine genaue Überwachung der Stromverhältnisse nicht entbehrt
werden kann, wodurch die Analyse umständlich und zeitraubend wird.
Sehr gut gelangen jedoch die Trennungen solcher Metalle, von denen das eine aus saurer Lösung ab-
geschieden wird, während das andere unter diesen Bedingungen nicht ausfällt wie beispielsweise die Trennung des
Kupfers von Zink oder Nickel, die des Cadmiums von Zink u. s. w. Die Trennung des Zinks und Nickels nach der
Methode von Vortmann in alkalischer Seignettesalzlósung gab ebenfalls ziemlich zufriedenstellende Resultate. Auch
die Trennung des Bleis aus stark salpetersaurer Lósung durch Abscheidung als Superoxyd an der Anode von anderen
Metallen, die entweder in der sauren Lósung nicht, oder an der Kathode zur Ausfällung kommen, ist wenigstens,
was das Blei anbetrifft, eine vollstàndige. Für die gleichzeitige Bestimmung der andern Metalle empfiehlt es sich
jedoch, vorher durch Abdampfen den grossen S&ureüberschuss zu entfernen bezw. durch Versetzen mit Schwefelsäure
und Eindampfen das salpetersaure Salz in ein schwefelsaures überzuführen, und dann erst der Elektrolyse zu unterwerfen.
Die Arbeit kann in gewissem Sinne als ein wertvoller Beitrag für die Anwendung der Elektrolyse zu
quantitativen Metallbestimmungen angesehen werden. Aus diesem Grunde und mit Rücksicht auf die fleissige, ge-
schickte und zielbewusste Ausführung der einzelnen Versuche glaubt der Referent den Preis beantragen zu sollen.
Diesem Antrag entsprechend wurde der Arbeit der Preis zuerkannt. Ihr Verfasser ist:
Ludwig Wolmann von Frankenthal, Pfalz, von Herbst 1894/96 ordentlicher Studierender der Phar-
mazie und Chemie an der hiesigen Technischen Hochschule.