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Der Autor gibt in der Einleitung eine kurzgefasste, klare Darlegung des Entwicklungsganges der Sexualitäts-
hypothese und zeigt, dass er die einschlägige, sehr umfangreiche und zugleich sehr zerstreute Literatur vôllig beherrscht.
Sich auf die Erwin Baurschen Untersuchungen an Collema crispum stützend, verwirft er mit Recht die Lindausche
Deutung des Trichogyns. Der Vermittlungsversuch des Verfassers zwischen Anhängern und Gegnern der Sexualitäts-
hypothese ist zwar recht scharfsinnig, wird aber das angestrebte Ziel sicherlich nicht erreichen. Die Untersuchungen
erstrecken sich der Reihenfolge nach auf Solorina saccata. Acarospora glaucocarpa, Verrucaria calciseda, Imbricaria
physodes und Peltigera canina, also auf Flechten von sehr verschiedenem anatomischen Aurbau. Die Zahl der unter-
suchten Arten ist zwar nicht gross, dafür sind die Untersuchungen selbst um so eingehender und mit grosser Gründ-
lichkeit durchgeführt worden. Die reife, sichere Kritik und die Objektivität des Autors in der Diskussion seiner Unter-
suchungsergebnisse und derjenigen früherer
Forscher legen ein günstiges Zeugnis für seine Befähigung zu entwicklungs-
eschichtlichen Forschungen ab.
g
Dem Verfasser gelang es, einwandsfrei zu beweisen, dass bei allen von ihm unter-
suchten Flechten die Fruchtentwicklung auf asexuellem Wege erfolgt und zwar nach dem Peltigera-Typus. Sehr wertvoll
ist ferner die Klarstellung des Entwieklungsganges der Paraphysen bei Solorina saceata im Hinblick auf die neuesten
Untersuchungen Wahlbergs bei anderen Arten. Endlich führt der Verfasser drei neue Reagentien in die mikrosl
Technik ein, indem er zeigt, dass bei Behandlung der Prüparate mit Para-Amidophenol, Para-Anisidin oder Tetra-
methylparaphenylendiaminchlorhydrat die Fruchtprimordien als solche erkannt werden können. Die Darstellung ist
durchweg klar und im ganzen korrekt, nur an einigen Stellen etwas unbeholfen. Die überaus fl
liche Untersuchung stellt einen wertvollen Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Lichenen
Zuerkennung eines Preises.
copische
eissige und gründ-
dar und verdient die
Der Senat erkannte dementsprechend der Arbeit den Preis zu. Ihr Verfasser ist: Dr. Otto
Mezger von Stuttgart, Studierender der Pharmazie von Herbst 1898/1901 und im Winters
1902/08.
emester
VI. Aufgabe der Abteilung für Allgemein bildende Fächer.
Zwei nach der Natur in Wasserfarben künstlerisch ausgeführte Architekturstudien (A1
1ssen- oder Innenansicht).
Grösse nicht unter 0,60 zu 0,45 m. Begleitschrift beizugeben.
Neun Bearbeitungen dieser Aufgabe sind rechtzeitig eingegangen. Sie wurden wie folgt
beurteilt:
1. Arbeit mit dem Kennwort: Durch Nacht zum Licht
1. Kirche zum $t. Dionys in Esslingen.
2. Altes Rathaus in Esslingen.
Beide Arbeiten zeigen noch zu wenig Naturbeobachtuns. Der Verfasser kann noch nicht die richtigen Tone
fir Licht, Schatten und Reflexbeleuchtung finden, weswegen die Bilder nicht den Eindruck machen, nach der Natur
gemalt worden zu sein. Sie haben etwas unangenehm wolliges. Die angebrachte Staffage ist gleichfalls nicht studiert.
2, Arbeit ohne Kennzeichen,
1. S. Spirito in Florenz.
2. Treppe von S. Lorenzo in Rom.
Der Verfasser zeigt mit seinen Arbeiten wenig Studium, keine Naturbeobachtung.
Es fehlt ihm noch jedes
künstlerische Können.
3. Arbeit mit dem Kennwort: Architektur.
1. Berner Stadtbibliothek.
2. Hof im alten Schloss in Stuttgart.
Der Verfasser nimmt einen erfreulichen Anlauf zur Naturstudie. In dem Blatte 1 sind die arel
Formen mit Fleiss und Verständnis gezeichnet und ist die Bildwirkung eine klare, Die
Nr. 2 ist über die erste Untermalung nicht herausgekommen.
itektonischen
Staffage ist etwas zu gross.