Full text: Bericht der Königlichen Technischen Hochschule in Stuttgart für das Studienjahr 1906/1907 (1906)

  
  
  
  
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Einleitung. 
Der Mangel von Einrichtungen zur Prüfung und Untersuchung der Konstruktionsmaterialien war beréits in 
den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts von den Angehörigen der Technischen Hochséhule empfunden worden. 
Wiederholt hatten Verhandlungen hierüber stattgefunden, ohne daß es jedoch gelungen war, das vorliegende Be- 
dürfnis auf dem normalen Wege, d. h. durch Errichtung einer Materialprüfungsanstalt auf Rechnung von Staats- 
mitteln, der Befriedigung zuzuführen. Es wurde dies umsomehr bedauert, als die benachbarte Technische Hochschule 
München eine mit umfassenden Mitteln ausgerüstete Versuchsanstalt schon seit 1871 besaß und auch das eid- 
genössische Polytechnikum in Zürich im Jahre 1879 ein derartiges Institut erhalten hatte. 
Im November 1881 stellte Professor Bach bei dem württembergischen Bezirksverein Deutscher Ingenieure 
den Antrag, derselbe wolle an den Exekutivausschuß der damaligen Landesgewerbeausstellung in Stuttgart die Bitte 
richten, sich dafür zu verwenden, daß aus dem Überschuß der Ausstellung ein Betrag von 15000 bis 20000 Mark 
zur Errichtung einer Materialprüfungsanstalt am Polytechnikum Stuttgart bewilligt werden möchte. Dank der 
Aufnahme und der Unterstützung, welche die Sache fand, hatte der Antrag 1882 die Gewährung von 10000 Mark 
zur Folge. Durch einen Zuschuß von 6000 Mark, den das Königliche Finanzministerium bewilligte, wurden die 
Mittel auf diejenige Höhe gebracht, welche nach dem auf das nötigste beschränkten Plan die Kosten der ersten 
Einrichtung zu decken imstande war. 
Zur Verfügung stand ein Souterrainraum der Technischen Hochschule von 81 qm Grundfläche, der mit 
dem zu gleicher Zeit sich entwickelnden Laboratorium für Elektrotechnik zu teilen war. 
Am 24. Februar 1884 konnte die Anstalt dem óffentlichen Betriebe übergeben werden. 
Ihr Zweck bestand in der Hauptsache zunächst darin, auf Grund eingehender Aufträge Materialien zu prüfen. 
Nahezu 6 Jahre wurde sie von dem Vorstande mit einem Arbeiter allein geführt. Anfang 1890 trat ein Assistent hinzu. 
Stetig wurde die Anstalt weiter entwickelt; auch gelang es dem Vorstand, sie allmählich zu einer Arbeitsstätte für 
Unterrichts- und Forschungszwecke zu machen. Im Laufe der Zeit (1886, 1887, 1889, 1892, 1893, 1894, 1897) 
konnten weitere 35000 Mark auf maschinelle Einrichtungen und fiir MeBinstrumente verwendet werden. An Raum 
wuchsen in der Hochschule zu 254 qm, so daß die Anstalt schließlich über 335 qm verfügte, die im Hauptgebäude 
der Technischen Hochschule zerstreut sich hatten gewinnen lassen. Nach einiger Zeit reichte auch dieser Platz 
nicht mehr aus, den stetig zunehmenden Bedürfnissen der Technik und der Behörden, für welche Untersuchungen 
durchzuführen waren, gerecht zu werden. 
Die Anzahl der Prüfungszeugnisse, welehe die Anstalt für Untersuchungen, die sie auf Antrag von auDen 
zur Durehführung brachte, ausgestellt hat und die im ersten Jahre 48 betragen hatte, war im Etatsjahr 1902/1903 aut 
reichlich 500 gestiegen. 
  
Versuche mit Fallwerk und die Benützung der Schmiede im Hauptgebäude mußten ganz unterbleiben, 
bzw. sehr beschränkt werden. Überdies wurde der Raum, den die Anstalt in der Hochschule einnahm, für andere 
Bedürfnisse derselben dringend gebraucht. 
Unter diesen Umständen wurde die Errichtung eines neuen Institutes erforderlich. Die dahingehende von 
der Königlichen Regierung im Entwurf des Hauptfinanzetats 1903/1904 eingebrachte Forderung in der Höhe von 
250000 Mark, wovon 110000 Mark für die maschinellen Einrichtungen vorgesehen waren, fand die Genehmigung 
der Stände. 
Über die von der Anstalt seit 24. Februar 1884 ausgeführten Untersuchungs- und Forschungsarbeiten geben 
die Jahresberichte der Technischen Hochschule von 1883/84 bis 1906/07 zu einem großen Teile Auskunft, 
 
	        
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