Full text: Deutsche Konkurrenzen (1894/95, Bd. 4, H. 37/48)

  
zu viel Zug bei gleichzeitigem Oeffnen entsteht. Der Konfirmandensaal und die 
Sakristei liegen zweckmäfsig zusammen. Das Innere wird einer interessanten 
Wirkung nicht entbehren, eine gewisse Grossräumigkeit wird ihm nicht abzu- 
sprechen sein. Das Aeussere frühgotisch in seinen Formen wirkt ansprechend und 
hat hübsche künstlerische Qualitäten, Unruhig wirkt die Chorpartie, nicht glücklich 
ist die Anordnung des Vierungsdaches hinter der Breitseite des Hauptturmes, der 
wieder in seiner obern Endigung nicht befriedigend ist. Selten wird in Wirklich- 
keit der Turmbau ein so relativ günstiges Bild darbieten, als es die Perspektive 
ausweist, bei der die nichts weniger als schöne Breitseite so glücklich verkürzt 
ist. Nach der kubischen Berechnung stellen sich die Kosten für die Ausführung 
des Baues auf 447000 Mark, was angesichts der gewählten einfachen Bauformen 
möglich erscheint. ki 
Nr. 17. „Rıte.‘“ Abgesehen von dem Widerspruch, der in der Anordnung 
des Gestühles gegenüber dem Prinzip des Aufbaues liegt, ist der Grundriss in 
knapper Anlage sehr gut disponiert und erfüllt bezüglich der Thüren, Treppen- 
anlagen u. s. w. alle Erfordernisse in durchaus praktischer Lösung. Die Betonung 
der Centralanlage und die hieraus sich ergebende glückliche Anordnung der Em- 
poren in Kreuzform sind ein bedeutsamer Vorzug dieses Projektes, welcher bei der 
ganzen Entwickelung des schön und stimmungsvoll ausgestalteten Innenraumes be- 
sonders wirksam zum Ausdruck gelangt. Als besonders wohlgelungen darf die 
ausgiebige Beleuchtung der Emporen hervorgehoben werden. Konstruktive Be- 
denken können nicht geltend gemacht werden; das Projekt wird bei sorgfältiger 
statistischer Berechnung auszuführen sein. Der architektonische Aufbau gestaltet sich 
bei einheitlicher, edler und würdiger Formgebung in konsequentester Durchführung 
zu einem schön gruppierten Bilde und kennzeichnet den Entwurf als eine durch- 
aus reife, wohldurchdachte, in ihrer Gesamtwirkung harmonische Arbeit von 
grosser Auffassung und hoher künstlerischer Bedeutung. Es muss hier namentlich 
noch betont werden, dass die ganze Bauanlage als eine für den Bauplatz vorzugs- 
weise geeignete vor allen andern Entwürfen sich auszeichnet. Bei diesen Vor- 
zügen des Entwurfes muss umsomehr bedauert werden, dass dessen Ausführbarkeit 
um die limitierte Bausumme absolut ausgeschlossen ist, da hierzu ein Mehraufwand 
von rund 100000 Mark sicherlich erfordert würde. Der Entwurf ist seiner künst- Pi 
lerischen Vorzüge wegen unbedingt mit 1 zu prädizieren, kann jedoch wegen der 
Kostenfrage zu einer Preiserteilung bedauerlicherweise nicht vorgeschlagen werden. 
Nr. 21. „1715.“ Der in seiner Raumverteilung übersichtliche Grundriss ent- 
spricht, insbesondere unter Berücksichtigung der Akustik, den Programmforderungen 
und weist eine ausreichende und praktische Anlage von Ausgängen und Treppen 
auf, Das Projekt ist ohne irgendwelche konstruktiven Bedenken unschwer auszu- 
führen. Bei aller Einfachheit der in den Formen des Uebergangsstiles sich be- 
wegenden Aussenarchitektur, welche unter Verzicht auf grossen dekorativen Apparat 
in einer sorgfältigen Massenverteilung ihre Hauptwirkung sucht, ist Aufbau und 
Gruppierung doch sehr ansprechend. Die einheitlich durchgeführten, reichliches 
Licht spendenden Fenstermotive tragen zur guten harmonischen Gesamtwirkung 
wesentlich bei, indem sie insbesondere zur Hebung der ganz bedeutsam ausge- 
stalteten Innenraumes ausschlaggebend mitwirken. Nach Ausweis der sorgfältigst 
bearbeiteten Kostenberechnung ist der Entwurf um die ausgeworfene Bausumme 
wohl ausführbar und wird ihm deshalb das Prädikat 1 zugeteilt. 
Nr. 42. „Doppelkreis.‘““ Die allgemeine Grundrissanordnung ist gut. Aus- 
gänge und Treppen sind hinreichend breit, dagegen sind die wendelartigen Anfänge 
der Treppen unstatthaft. Grosses Bedenken erregt die Stellung der Orgel unter 
und neben der grossen Rose. Die Konstruktion des schweren Vierungsturmes steht 
mindestens an der Grenze des statisch Zulässigen. Die Architektur zeigt eine etwas 
weitgehende freie Verbindung früh- und spätgotischer Formen. Die allgemeine 
Erscheinung des Bauwerkes ist malerisch und reizvoll, sowie insbesondere dem 
Bauplatz gut angepasst. Die gewählte Ausbildung ist für die veranschlagten Ein- 
heitssätze nicht herstellbar. 
Nr. 45. „Grüner Sandstein.“ Der Grundriss ist in seiner allgemeinen An- 
ordnung sowohl wie in Bezug auf den Verkehr als einwandfrei zu betrachten. Die 
  
  
  
  
 
	        

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