Full text: Deutsche Konkurrenzen (1894/95, Bd. 4, H. 37/48)

  
— 5 — 
Stellung der Kanzel ist dagegen kaum als richtige Konsequenz des Grundgedankens 
anzuerkennen. Ebenso entspricht die Unterbringung des Altars in resp. vor 
einer niedrig gehaltenen Nische nicht der Bedeutung desselben und nicht der 
sonstigen Grossartigkeit des Innenraumes. Auch die Orgel stört sich und die da- 
hinter liegenden Rosen und bildet einen wenig glücklichen Abschluss des Hinter- 
grundes. Das Konstruktionsprinzip im ganzen ist zwar gut, doch würden Ver- 
stärkungen bei der Ausführung notwendig werden. Besonders lobenswert ist die 
klare Entwickelung des Aufbaues aus dem Grundriss. In der Monumentalität des 
Ausdrucks ist der Verfasser fast zu weit gegangen, namentlich enthält die Höhen- 
entwickelung des Haupthelms eine Uebertreibung. Die Formengebung ist reif und 
würdig. Da bei der Berechnung sowohl das Honorar fehlt als die massiven Helme 
vernachlässigt sind, die Ansätze schon an sich gering, so ist die Ausführung für 
die Bausumme nicht möglich. 
Nr. 48. ‚Eine feste Burg.“ Der Grundriss hat die Form eines lateinischen 
Kreuzes. Der Querarm ist jederseits mit einem halben Achteck geschlossen. Der 
mittlere Arm ist an der Westendstrassenseite mit einem sechsseitigen Turm und 
an der gegenüberliegenden Seite mit einem halben Sechseck als Chor geschlossen. 
An den hinteren Seiten des Chores liegen der Raum für die Sakristei und derjenige 
für die Konfirmanden. Das untere Geschoss des Turmes bildet eine geräumige 
Vorhalle zu der Kirche und zu den Emporentreppen. Zwei weitere Emporentreppen 
befinden sich in den hinteren Ecken der Kreuzarme neben dem Chor. Das Schiff 
der Kirche hat jederseits schmale Seitenschiffe für die seitlichen Gänge, neben 
denen an den Seitenwänden Kirchensitze sich befinden, die aber nicht alle einen 
freien Ausblick auf Altar und Kanzel haben. Der Altar befindet sich in dem 
geräumigen Chor, die Kanzel seitlich am sog. Triumphbogen. In diesen und den 
sonstigen Beziehungen entspricht der Plan den Bedingungen des Programmes hin- 
Jänglich. Die Zahl der Sitzplätze ist 1200. Auf der Führung des Kreuzes ist 
nur ein kleiner dekorativer Dachreiter. Die Architekturformen sind frühgotisch 
und mit Geschicklichkeit entworfen, jedoch im Hinblick auf die Bausumme etwas 
zu reich. Mit weniger als 480000 Mark wird die Ausführung im ganzen nicht 
möglich sein. Der Wert des Entwurfes an sich ist zu 2 zu schätzen. 
Nr. 60. „Facıt.‘“ Dem ersten Entwurf ist eine Variante (siehe Grundriss und 
Seitenriss) beigegeben. Der Herr Planverfasser hält diese Variante für eine wesent- 
liche Verbesserung seiner Arbeit und da wir ihm hierin beistimmen, so ist im 
Nachfolgenden nur von seinem Plan mit dieser Variante die Rede. Dieser Plan 
hat die Form eines griechischen Kreuzes mit gerade geschlossenen Kreuzarmen. 
An der Front gegen die Westendstrasse schliesst sich ein hoher schlanker Turm 
an, dessen unteres Stockwerk eine sehr stattliche Eingangshalle bildet. Rechts und 
links schliessen sich letzterer zwei niedere geräumige Wendeltreppen an, die zu 
den Emporen führen. In dem Kreuzarm gegenüber der Vorhalle befinden sich 
auf der Längenachse hintereinander Altar, Kanzel, Sängerraum und Orgel. Letztere 
beiden haben keine Räume unter sich. Die Sakristei und der Konfirmandenraum 
liegen in den Winkeln hinter dem Querraum und dem hintern Kreuzarm. Von 
fast allen Sitzen des Kirchengestühles kann man völlig ungestört nach dem Altar 
und der Kanzel sehen. Die Anzahl derselben ist 1200, Wozu noch mehr als 100 
Plätze für die Sänger kommen. Im Kostenanschlag erscheinen die Einheitssätze 
von 16 Mark und 26 Mark pro Kubikmeter für das Schiff bezw. für den Turmbau 
etwas zu nieder. Doch ist bei der Einfachheit der gewählten gotischen Formen 
und in Erwägung, dass sich im Notfall der Turm etwas verkürzen lässt, anzu- 
nehmen, dass dieser Bau, einschliesslich des Architektenhonorars mit ca. 470 bis 
480000 Mark bestritten werden könnte. Die architektonische Ausbildung und 
ganze Gestaltung dieses Planes zeigt die Hand eines entschieden geschickten und 
erfahrenen Architekten, Wir glauben den Wert des Planes mit I taxieren zu 
sollen. 
Nr. 62. „Glück auf.“ Dieses Motto deckt einen glänzend dargestellten und 
auch bezüglich der künstlerischen Gestaltung hervorragenden gotischen Entwurf, 
der aber mit seinen unleugbaren Vorzügen zwei nicht unerhebliche Fehler verbindet. 
Nämlich den, dass er für 450000 Mark nicht hergestellt werden könnte — es 
Fortsetzung auf Seite 32. 
 
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.