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für die Entwürfe zum Bau einer Lutherkirche in Zwickau im hiesigen
Ratssitzungszimmer vereinigt,
Die sämtlichen zu den 6 Projekten gehörigen Pläne waren
ausgelegt.
Nach einer einleitenden Bemerkung des Herrn Pastor Francke
wurde an das erinnert, was bei der letzten Zusammenkunft des Preis-
gerichts über die verschiedenen Projekte bemerkt worden ist und ins-
besondere darauf aufmerksam gemacht, dass man sich damals dahin
geeinigt habe, zunächst ohne Rücksicht auf die erforderlichen
Baukosten, demnach lediglich aus praktischen und künstlerischen Er-
wägungen, das Schilling & Gräbner’sche Projekt an erste Stelle, das
Neumeister’sche Projekt an zweite Stelle, die übrigen 4 dagegen hinter
diese beiden zu stellen.
Herr Stadtbaurat Kretzschmar berichtete, dass er der über-
nommenen Aufgabe gemäfs das erste, Schilling & Gräbner’sche, Projekt
einer Prüfung hinsichtlich der Baukosten unterworfen und dabei gefunden
habe, dass die in den Anschlag aufgenommenen Vordersätze, soweit sich
hat erkennen lassen, wohl: entsprechende seien, mit den eingesetzten
Preisen bei den hiesigen Verhältnissen durchaus nicht ausgekommen
werden könne. Durch die an hiesige Gewerken abgegebenen und von
denselben ausgefüllten Preislisten habe sich eine Bausumme von
520000 M. ergeben, Wenn man bei einer öffentlichen Ausschreibung
auch etwas, vielleicht bis 20000 M. ersparen könne, sind .die Baukosten
immerhin nicht zu 400000 M., sondern zu 500000 M. zu veranschlagen,
Bezüglich des Neumeister’schen Projekts bemerkte Herr Stadt-
baurat: Kretzschmar, dass eine Prüfung des Anschlags ergeben habe,
dass die Ausführung desselben für die angenommene Bausumme wohl
eher erfolgen könne.
Eine Prüfung der übrigen Projekte sei hiernach nicht mehr
notwendig erschienen,
Herr Pastor Francke teilte mit, dass die Herren Schilling &:Gräbner
von dem Ergebnis der Prüfung des Herrn Stadtbaurat Kretzschmar
in Kenntnis gesetzt, ihr Projekt etwas verkleinert, zur anderweiten Be-
urteilung vorgelegt, den Prüfungsresultaten teilweise widersprochen und
sich schliesslich erboten hätten, den Bau der Lutherkirche nach ihrem
IL Projekte für den Betrag von 460000 M. zur Ausführung zu über-
nehmen.
Herr Baurat Rossbach sprach sich dahin aus, dass er empfehle,
das I. (grössere) Projekt der Herren Schilling & Gräbner zur Ausführung
zu bringen, da dasselbe den frischen Gefühlen des Künstlers entsprungen
sei und schon die Zeichnung des II. (kleineren) Projektes eine Ab-
minderung der harmonischen Raumgestaltung befürchten lasse, und zwar
umsomehr, als eine wesentliche Abminderung der Baukosten bei dem
kleineren Projekte nicht zu erwarten stehe, da alle reich und künstlerisch
gestalteten Teile der Kirche (Turm, Vorhalle, Treppen, Chor etc.) genau
so bleiben, wenn eine Abminderung der im I. Projekte angegebenen |
Mafse beliebt werden sollte. d