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Aus dem Gutachten des Preisgerichts der Oberneustädter
Gemeinde.
Es waren 54 Entwürfe rechtzeitig eingeliefert worden. Bei Entwurf
„1. Könige 8. 13“ fehlte die Kostenberechnung und der Erläuterungsbericht. Bei
No. 51 fehlte das Schaubild. Diese beiden. Entwürfe wurden infolgedessen auf ein-
stimmigen Beschluss des Preisgerichtes wegen Unvollständigkeit ausgeschlossen.‘ Bei
2 Ent fen war je ein Schaubild mehr eingeliefert als verlangt. Diese Schaubilder
wurden auf eiästimmigen Beschluss von der Beurteilung und Ausstellung ausgeschlossen.
Bei der nun folgenden gemeinsamen Besichtigung und Beurteilung der Ent-
wurden einstimmig 27 Entwürfe ausgeschieden. Der Ausschluss erfolgte wegen
;tlerischer und technischer Mängel oder wegen auffälliger Anlehnung an: vor-
handene Entwürfe,
Bei der zweiten eingehenden Beurteilung schieden weitere 12 Entwürfe aus.
Der Ausschluss geschah wegen Mängel in der Gesamtdisposition der Sitzplätze und
des Kirchenraumes, sowie wegen ungünstiger Anordnung der beiden Konfirmanden-
säle und Nebenräume oder auch wegen Schwächen in der architektonischen Ausbildung.
Es verblieben zur weiteren Beurteilung demnach 13 Entwürfe.
Bei erneuter sorgfältiger Prüfung und Durchsicht fielen weitere 5 Entwürfe
aus, weil sie in praktischer, technischer und künstlerischer Hinsicht den verbleibenden
8 Entwürfen nachstanden. In engste Wahl kamen somit die Entwürfe: No. I:
„HFür’s Eck“. No.2: „Strebepfeiler“. No. 15: „Tradition“. No. 32: „Hebr. 13,8“.
No. 45: „Renaissance“, No. 47: „Rundbau“, No. 48: „Zeitgeist — Ewigkeit“.
No. 49: „Dreigeteilter Kreis“.
No. 1. Kennwort: „Für’s Eck“, Die Stellung der Kanzel ist ungünstig
mit Rücksicht auf das tiefe Seitenschiff. Die Treppe neben dem südlichen Eingang
ist unzweckmässig angeordnet, weil sie zu nahe an den unteren Verbindungstüren
liegt. Die Ostansicht ist nicht bedeutungsvoll genug und der Turmaufbau zu un-
bedeutend. Die Mauern entsprechen nicht der Gewölbkonstruktion. Der Innenraum
ist günstig für die Predigtkirche gestaltet. Die Konfirmandensäle liegen zweckmässig.
Das Aeussere ist in einheitlichen modernen Formen gut gruppiert, vermeidet aber
dabei nicht ganz den Charakter der Dorfkirche. Die Bausumme ist eingehalten.
No. 2. Kennwort: „Strebepfeiler“, Die Eingänge zum Schiff und zur Ost-
empore sind zweckentsprechend, dagegen ist ungünstig die weite Entfernung der
Zugänge und Treppen, der Querschiffemporen. Die Konfirmandenzimmer liegen von
einander getrennt. Die Architektur erreicht mit wenigen Mitteln in engsten Grenzen
malerischen Gesamteindruck. Der Aufbau zeigt die Formen der Frühgotik. Die
Kosten sind eingehalten.
No. 15. Kennwort: „77adıtion“. Die Eingänge sind genügend, die Konfir-
mandensäle liegen günstig. Der Innenraum entspricht in seiner Saalform den
Forderungen der Predigtkirche. Das Aeussere ist mit knappen Mitteln in frühgotischen
Formen reizvoll durchgeführt. Die Kosten reichen aus,
No. 32. Kennwort: „Hebr. 13, 8“. Der Entwurf löst die Aufgabe der
Gestaltung der Predigtkirche in glücklicher Weise, namentlich die räumliche Wirkung
des Innern ist zweckentsprechend und schön. Die Eingänge sind der Oertlichkeit
angepasst und ausreichend, das Bauwerk ordnet sich sehr günstig der Lage des
Platzes ein. Der Aufbau bringt die Grundrisslösung in seinen derben Barockformen
zum klaren Ausdruck unter kirchlichem Gepräge. Der Entwurf kennzeichnet sich
als eine frische selbständige Leistung. Empfehlen würde sich die Verlegung der
Konfirmandensäle an die Orgelempore, um auch diese entsprechend zu vergrössern.
Der Entwurf ist für die eingesetzten Preise ausführbar. >
No. 45. Kennwort: „Renazssance“. Die Eingänge sind gut angeordnet.
Das Innere hat den Charakter der Predigtkirche. Die Anordnung der Konfirmanden-
säle mit Licht von der Schmalseite ist unzweckmässig, ausserdem wird durch diese
Lage der Säule im Turmgeschoss die Festigkeit des Turmes beeinträchtigt. Der
Aufbau zeigt mafsvolle Renaissanceformen mit glücklicher Gruppierung. Die Kosten
sind kaum ausreichend,
No. 47. Kennwort: „Rundbau“, Der Entwurf stellt sich dar als ein wert-
voller Beitrag zur Lösung der Gestaltung der evangelischen Predigtkirche. Er ist
eine selbständige. Leistung von einheitlichem Gepräge. Die Eingänge sind zweck-
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