Full text: Deutsche Konkurrenzen (1905, Bd. 18, H. 205/216)

    
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
       
       
    
     
     
      
  
  
  
     
     
      
  
  
  
  
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Beurteilung der zur engeren Wahl gestellten 
Entwurfsskizzen. 
Bei den gemeinsamen Besprechungen der Skizzen und den von den Vertretern 
der Israelitischen Religionsgesellschaft gegebenen Erläuterungen ergaben sich für die 
Beurteilung folgende allgemeine Gesichtspunkte: 
Die Form und Lage des Grundstücks lassen eine architektonische Lösung der 
Aufgabe sowohl als Zentralbau als auch in der Form eines Saalbaues zu. In jedem 
Falle ist auf reichliche Zuführung des Tageslichts Bedacht zu nehmen, 
Wenngleich die Vertreter der Synagogengemeinde „Israelitische Religions- 
gesellschaft“ ihre Meinung dahin abgaben, dass eine ganz genaue Einhaltung der 
West-Ost-Richtung des Hauses nicht durchaus erforderlich sei, so erscheint doch 
diejenige Bebauung am glücklichsten, welche: den vorderen Bau parallel der Strassen- 
front anordnet und mit dem dahinterliegenden Hauptraum in die Richtung der 
Nachbargrenze einschwenkt, weil hierdurch eine Orientierung der Synagoge und 
damit die Absicht vollständig erreicht ist, welche die Israelitische Religionsgesell- 
schaft bei Ankauf des Grundstückes geleitet hat. 
Ausserdem ergibt eine Raumentwickelung lotrecht zur Strassenfront Schief- 
heiten in der Flächenausnützung des hinteren Gebäudes, welche besser zu vermeiden 
sind, da eine künftige Bebauung der Nachbargrundstücke die gleichmässige Licht- 
zuführung beeinträchtigen könnte, 
Für die Unterbringung der Sänger, deren Mitwirkung keinen wesentlichen 
Bestandteil des Gottesdienstes bildet, ergab sich ein Platz im Rücken der Männer- 
versammlung ebenerdig oder erhöht als die zweckmässigste. Bei einer erhöhten Lage 
dürfen die Plätze nicht derartig angeordnet sein, dass sie einen Einblick in die 
Frauenempore gestatten. 
Bezüglich der äusseren Gestaltung war es durch die Aufgabe nicht geboten, 
fremdländische Formensprachen zu wählen. Vielmehr haben die meisten Verfasser 
mit Recht heimische und historische ‚Stilfassungen bevorzugt, Bei der Wahl eines 
zentralen Aufbaues empfiehlt sich grösste Mässigung in der Höhenentwicklung, einer- 
seits in Anbetracht der verfügbaren Mittel, andrerseits in Berücksichtigung der 
Baustelle, die einen architektonischen Reichtum an zurückliegender Stelle nicht zur 
Wirkung gelangen lässt. 
Da die Front des Gebäudes zwischen zwei Wohnhäusern üblicher Art liegt, 
wird eine gesteigerte Formensprache, die den Kultus - Charakter des Gebäudes zum 
Ausdruck bringt, am eindruckvollsten nahe der Strassenfront ihre Stelle finden. 
Aber auch dann ist bei der Schmalheit der Strasse Mafs in den Höhensteigerungen 
zu empfehlen, Jedenfalls ist zu vermeiden, den Aufbauten Formen zu geben, die 
sie als Glockenträger charakterisieren würden, da Glocken bei israelitischen Gottes- 
häusern nicht gebräuchlich sind. 
Bei der Preisverteilung musste angesichts der verhältnismässig knapp bemessenen 
Bausumme Gewicht darauf gelegt werden, dass die Skizzen für den ausgesetzten 
Betrag entweder in einfachster Ausführung möglich schienen, oder ohne Schädigung 
des Gesamtcharakters leicht vereinfacht werden könnten. 
Das Bauprogramm hat zu einer besonders zahlreichen Beteiligung an dem 
Wettbewerb mit einer grossen Anzahl ausserordentlich tüchtiger Arbeiten geführt. 
Eine Vereinfachung der architektonischen Durchbildung der Baugedanken 
würde indessen bei fast sämtlichen Entwürfen nicht nur den Nachweis erleichtert 
haben, die Bausumme einhalten zu können, sondern vermutlich auch den künst- 
lerischen Wert der Entwürfe gesteigert haben. 
  
  
  
No. 27. Kennwort: „Modell 1904“. 
Die Gesamtanlage erfüllt mit klarer Uebersichtlichkeit die Forderungen des 
Programms. Die Lage der Sängerbühne entspricht den Wünschen der israelitischen 
Religionsgesellschaft. Die Garderoben und Klosettanlagen im Erdgeschoss sind 
knapp bemessen. 
  
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