von molekularer Konstitution. 355
such zur elektrodynamischen Erklärung aller früher elektrostatisch be-
trachteten Erscheinungen überhaupt grosse Schwierigkeiten findet,
namentlich wegen mangelnder Hülfe von Seiten der Mathematik, die
bei so komplicirten Vorgängen noch lange Zeit als machtlos sich er-
weisen dürfte.
Aus gleichem Grunde ist aber auch bei Begründung der Klektro-
statık ebensowenig ein Versuch gemacht worden, von der Konstitution
des sogenannten neutralen Flwidums und vom Scheidungsprocesse dieses
Fluidums in den Konduktoren genauere Rechenschaft zu geben, sondern
man hat sich auf eine allgemeine Annahme von der gegenseitigen Be-
weglichkeit der beiden Bestandtheile des neutralen Fluidums, auch bei
ihrer Vermischung, beschränkt, wodurch man die Entwickelung der
elektrischen Vertheilungsgesetze von der näheren Kenntniss der Kon-
stitution des im Innern der Konduktoren überall verbreiteten neutralen
Fluidums unabhängig zu machen gesucht hat.
Im Grunde wird aber durch diese in der Elektrostatik gemachte
Annahme von der gegenseitigen Beweglichkeit der beiden Bestandtheile
des neutralen Fluidums, über die innere Konstitution dieses Fluidums
selbst gar nichts bestimmt und festgestellt, besonders nichts darüber,
ob die beiden Bestandtheile vor ihrer Scheidung sich in Ruhe und
Gleichgewicht, oder ob sie sich in Bewegung gegen einander, z. B. in
drehender Bewegung um einander, befinden, so dass die Vorstellung
von beharrlichen Molekularströmen durch die in der Elektrostatik ge-
machte Annahme von der gegenseitigen Beweglichkeit der beiden Be-
standtheile des neutralen Fluidums im Grunde noch gar nicht ganz
ausgeschlossen erscheint; vielmehr könnte die Vorstellung von beharr-
lichen Molekularströmen als ein Erklärungsversuch von der angenom-
menen gegenseitigen Beweglichkeit beider Bestandtheile angesehen
werden. Es steht hiernach die KElektrostatik, wie sie von Porsson
entwickelt worden, ungeachtet sie als die Lehre von der Vertheilung
der in Konduktoren zur Ruhe und zum Gleichgewicht gelangten Elek-
tricität definirt zu werden pflegt, doch mit der Existenz beharrlicher
Molekularströme der Elektricität im Innern der Konduktoren in keinem
direkten Widerspruche. Wir haben eine Statık fester Körper, eine
Hydrostatik und Aerostatik, welche auch fest begründet erschienen und
von denen ganz dasselbe gilt. Auch sie werden als die Lehre von der
Ruhe und dem Gleichgewichte dieser Körper definirt, womit es jedoch
nicht in Widerspruch steht, dass diese Körper in ihrem Innern von
Theilchen erfüllt sind, die sich nicht in Ruhe, sondern fortwährend in
Bewegung befinden und zwar in grosser Bewegung. Denn gerade so
wie die magnetischen und diamagnetischen Erscheinungen der Körper
auf fortwährende innere Bewegungen (elektrische Molekularströme) in
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