Full text: Galvanismus und Elektrodynamik (4)

  
  
  
Ueber Elektrothermismus. Nachlass. 623 
tingen 1862 „Zur Galvanometrie“ Art. 33,*) und 10. Bd. der Abhand- 
lungen der math.-phys. Klasse der Königl. Ges. der Wissenschaften, 
Leipzig 1871. „Elektrodynamische Maassbestimmungen, insbesondere über 
das Princip der Erhaltung der Energie“, Art. 19 u. 20 ?) in der Annahme 
der AMPERE’schen Hypothese von Molekularströmen und in einer weiteren 
Entwickelung dieser Hypothese gesucht worden. 
Die Annahme ‚von Molekularströmen in allen magnetischen und 
diamagnetischen Körpern führt nämlich, wie man leicht sieht, konse- 
quenter Weise zu einer ganz neuen Ansicht von dem Verhalten der 
elektrischen Fluida in Konduktoren bei den sogenannten elektrostati- 
schen Gleichgewichtszuständen. Man wird dahin geführt, niemals Ruhe 
der elektrischen Fluida, sondern stete Bewegung derselben in Kreis- 
bahnen um die einzelnen Moleküle anzusehen, wonach die ganze von 
Porssonx entwickelte Elektrostatik umzugestalten ist. 
Ferner wird man aber auch zu einer neuen Ansicht von den gal- 
vanischen Strömen geführt, nämlich dass die gesammten elektrischen 
Fluida im Stromleiter, bei sogenannten konstanten Strömen, keineswegs 
mit konstanter Geschwindigkeit sich bewegen, sondern dass nur einzelne 
Theilchen der elektrischen Fluida von den Molekularströmen, denen sie 
angehören, losgerissen, ruckweise zu den nächsten Molekularströmen 
übergehen, denen sie dann angehören, bis sie wieder losgerissen 
werden u. s. W. 
Die elektromotorische Kraft, die das Losreissen bewerkstelligt, be- 
schleunigt die Bewegung der losgerissenen Theilchen bis zu ihrem Ein- 
tritt in den folgenden Molekularstrom. Es ergiebt sich daraus eine Zu- 
nahme von lebendiger Kraft, welche der durch das Produkt der elektro- 
motorischen Kraft in den Abstand der beiden Molekularströmen bestimmten 
mechanischen Arbeit äquivalent ist. 
Nun hat sich aber ergeben, dass die so bestimmte mechanische 
Arbeit das mechanische Arbeitsäquivalent der vom Strome im Leiter 
erzeugten Wärme ist, woraus gefolgert werden kann, dass Wärme und 
lebendige Kraft der in den Molekularströmen bewegten elektrischen Fluida 
identisch sind. Hierin besteht im Wesentlichen die auf die AMPERE’- 
schen Molekularströme begründete Theorie der zweiten Fundamental- 
erscheinung des Elektrothermismus. ; 
Ist nun aber nach dieser Theorie der zweiten jFundamentalerschei- 
nung des Elektrothermismus Wärme die lebendige Kraft der in den 
Molekularströmen bewegten elektrischen F lüssigkeiten, so ergiebt sich, 
dass die verschiedenen Temperaturgrade bei einem und demselben Körper 
  
1) [WıLneLM WEBErR’s Werke, Bd. IV, p- 91.] n 
?) [WıLHELM WEBER’s Werke, Bd. IV, p. 291 und 294.] 
 
	        
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