Full text: ARCH+ : Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung (1968, Jg. 1, H. 1-4)

Dies bedingt die Zusammenführung aller Erkenntnisse 
einschlägiger Disziplinen zu einer integrierten '"Stadt- 
wissenschaft!''. 
Zwischenbereiche und unerforschte Teilgehiete mag 
diese Wissenschaft in eigener Zuständigkeit selbst 
ausfüllen und damit die angestrebte Zusammenschau 
herstellen. Diese neue, aber bereits heraufkommende. 
eigenständige Wissenschaft wird mit Hilfe einer inter- 
disziplinären Zusammenarbeit wie jede andere Wissen- 
schaft zwei Aufgaben zu erfüllen haben. nämlich eine 
ganzheitliche "Stadttheorie'' darzustellen und analy- 
tisch forschend tätig zu sein. 
Doch auch eine "Stadtwissenschaft'' und die "Stadt- 
forschung" werden keine Antwort auf die Frage, wie 
die Menschen in der Stadt leben sollen, geben können. 
wollen und sollen. 
Wissenschaft ist wertfrei. Die Verdichtung einer 
Stadttheorie zu einem Stadthbegriff, die Entscheidung 
zu einer Zielvorstellung erfolgt in politischem Raum, 
dort wo gesellschaftspolitisch Entwicklungsfragen über- 
haupt entschieden werden, nämlich von der Gesellschaft 
selbst. 
Stadtwissenschaft und Stadtforschung haben Systement- 
würfe und alternative Prognosen aufzustellen. Ihre 
Theorien sind fundamentale Voraussetzungen und Vor- 
bedingungen für die Lenkung der Stadtentwicklung, für 
die politische Entscheidung, sind der geistige Überbau 
für die Praxis, sind Darbietung der verschiedenen 
Entwicklungsmöglichkeiten. 
Erst wenn die Gesellschaft in Erfüllung ihrer Aufgabe 
ihren optimierten Zielvorstellungen alle Vorausset- 
zungen geschaffen hat, kann die Stadtplanung diese 
übernehmen und in konkrete Planvorstellungen ver- 
dichten und darstellen. 
Die Aufgabe der Stadtplanung ist also die methodische 
Umsetzung der gesellschaftlichen Zielvorstellungen 
in Planungsinstitutionen, während der Städtebau end- 
lich die Durchführung der Planungskonzeption in der 
Realität übernimmt, Form und Gestalt prägt und damit 
eine Selbstdarstellung der menschlichen Gesellschaft 
als gebaute Umwelt gibt. Diese selbstgeschaffene Um- 
welt bestimmt wiederum einschneidend ihre - der Ge- 
sellschaft - Entwicklung, womit der Kreis geschlossen 
wäre: Stadtwissenschaft - Stadtentwicklung - Stadtpla- 
nung - Städtebau, und auch die Verbindung von Wissen- 
schaft und Politik zur "politischen Planung'' nachge- 
wiesen ist. 
Eine umfassende Stadtwissenschaft 'Urbanistik'' - ist 
mit aller Dringlichkeit zu begründen, auszubauen und 
zu fördern. Sie hat die Aufgabe, alle Einzeldisziplinen 
zu integrieren, die notwendige '"Sprachregelung' zwi- 
schen den Disziplinen herbeizuführen, die vielfältigen 
Bereiche der Stadt und ihre Komplexität zu erfassen, 
zu sichten, zu verdichten, zu ordnen, zu objektivieren 
und geschichtliche, gegenwärtige und zukünftige Ent- 
wicklungsprozesse zu erforschen. 
di 
eben weile die ZEITUNG 1st 
Die Stadtforschung ist anderen Forschungsaufgaben 
mit gesellschaftspolitischer Zielsetzung gleichzuset- 
zen. 
ARCH + 1(1968)H3
	        

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