Full text: ARCH+ : Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung (1968, Jg. 1, H. 1-4)

Architektur 
Forschung 
ZUR UMFRAGE 
in Heft 1 Seite 4 bis 14, Heft 3 Seite 3 bis 13 
| Was umfaßt nach Ihrer Meinung der Begriff 
Architektur ? 
Halten Sie Forschung in der Architektur für 
notwendig ? 
J. Janssen schrieb dazu: "Die Interviews reflektieren 
die obsolete Fragestellung. Jeder redet daher etwas 
über seine Verhältnisse.' Und C. Fahrenholtz erwi- 
derte: "Ich weiß auch wirklich nicht, ob die gestell- 
ten Fragen von mir in einer Form beantwortet wer- 
den können, die nicht nur kurz, sondern auch in 
ausreichendem Mass erschöpfend ist; die in Heft 1 
abgedruckten Antworten lassen mich etwas am Sinn 
der Fragestellung überhaupt zweifeln. ' 
Form und Zweck der Fragen werden hier bekrittelt, 
während W.Spatz sich gegen den Inhalt der ersten 
Frage wendet: "Ist der Begriff Architektur nicht 
überhaupt überholt, Requisit längst vergangener 
Baukunstepochen? Hochbauwesen erschiene mir nahe- 
liegender. 
Und die zweite Frage, die nach der Forschung, 
stößt gleich auf drei Gegenfragen: "Was würden Sie 
davon halten, wenn eine Zeitschrift - sagen wir 
mal - für Menschenkunde eine Umfrage hält, um 
die Meinung der Befragten darüber zu wissen, ob 
Nahrungsaufnahme für die Existenz des Menschen 
notwendig ist?'' (J. Joedicke) - "Ich frage mich, wel 
che Antworten man (und ob man überhaupt Antwor- 
ten) erhielte, wenn man einen Komponisten danach 
fragte, was der Begriff Musik umfaßt" (K.Sage) - 
"_ fragte ich mich zunächst, ob wohl auch - bei- 
spielsweise - ein Mediziner einen Mediziner fragen 
könnte, was er unter Medizin versteht" (H.W. Theil). 
Wiewohl diese Hinweise auf eine überzeugende Beant- 
wortung gut gemeint sind, so gibt doch die Literatur 
in den entsprechenden Disziplinen, zumindest in der 
Medizin und der Musik, ein ganz anderes Bild: 
Mediziner und Komponisten bemühen sich heute 
gleichfalls, Inhalt und Umfang der ihren Fächern 
zugehörigen Begriffe neu zu formulieren und den 
Vorstellungen unserer Gesellschaft anzupassen. 
Architekten allein sind also nicht nur gezwungen, 
ihr Credo zu modernisieren, die Bewegung greift 
tiefer; sie führt - wiederum für Architekten - dahin, 
was G. Gruben andeutet: "Diese Tastversuche sind, 
ebenso wie die divergierenden ’ Architektur-Definiti- 
onen’ des ersten Heftes dieser Reihe, im günstig- 
sten Fall ein Zeichen dafür, daß sich eine konzise 
Sprache und Grammatik der Architektur- Forschung 
heranzubilden im Begriffe ist. '' 
Wir hatten es in der Fragestellung dem Leser über- 
lassen, welchen Bedeutungsgehalt er dem Wort For- 
schung geben wollte. Wir hatten den Begriff For- 
schung nicht getrennt von dem einer Untersuchung, 
wir waren auf Methoden der Forschung nicht einge- 
gangen, um eine unbefangene Antwort zu erhalten: 
grundsätzlich Ja oder grundsätzlich Nein zur wissen- 
schaftlichen Arbeit in der Architektur. Die Frage 
wurde allgemein bejaht; am weitesten vorgestoßen 
scheint mir dabei G. Peschken, wenn er verlangt: 
"Was jetzt wichtiger, aber nicht akzeptiert, sondern 
zwanzig Jahre lang mit Fleiß vermieden worden ist, 
- ist Theorie. - Formulierte Theorie kann allein das 
Bindeglied werden zwischen der Forschung, die uns 
mit Kenntnis unserer Grenzen und Möglichkeiten ver- 
sieht, und der Politik, die die Möglichkeiten ver- 
wirklichen kann.' Die Gefahr, welche sich hier an- 
kündigt - wieder einmal - deckt H.G. Schütte in dem 
nachfolgenden Artikel auf, 
Die erste Frage, die Janssen so veraltet findet, for- 
derte zu Antworten heraus, die "an das Gewicht von 
Konfessionen grenzen würden'' (Fahrenholtz). Glau- 
bensbekenntnisse allgemeiner Art zeichnen sich in- 
dessen dadurch aus, daß sie an Wert gewinnen, so- 
bald Energie erkennbar wird, die durch das Credo 
schimmert. So fielen die Stellungnahmen recht ver- 
schieden aus. 
Die Entgegnungen mit der Formulierung "Architektur 
ist ...' waren von uns weniger gemeint; wir dachten 
mit dem Wort ’umfassen’ eher die Addition einzel- 
ner Merkmale zu erhalten, die den Bedeutungsgehalt 
einengen; wir dachten an die Abgrenzung, was denn 
als Architektur heute - gemäß den analogen Diszi- 
plinen - anzusehen ist. Die Antworten brachten mehr, 
weit mehr, als wir zu erreichen gehofft hatten: Sie 
zeigten die Schwierigkeiten auf, gemeinsame Merk- 
male gedanklich in einer Einheit zu erfassen. 
F. Eller setzte die Festlegung des Begriffs Architek- 
tur pragmatisch als lohnendes Objekt der Forschung 
ARCH + 1(1968) H.4
	        
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