Full text: ARCH+ : Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung (1968, Jg. 1, H. 1-4)

Für die meisten Bautypen existieren aber weder geeig- 
nete Kostenrichtwerte noch verfügen Architekten über 
Kostenmodelle. 
2. Vorstudien 
Hat man sich entschieden, einen Neubau zu planen, so 
sind im allgemeinen verschiedene Bebauungsmöglich- 
keiten eines Grundstücks zu erwägen, bzw. konkurrieren- 
de Grundstücke zu bewerten. 
Den jetzt aufzustellenden Vorstudien kommt bei aller Vor- 
läufigkeit und Unschärfe größte Bedeutung für die Ge- 
samtwirtschaftlichkeit zu. Betrachtet man daraufhin die 
gängige Planungspraxis, so stellt man fest, daß haupt- 
sächlich nach technisch-aesthetischen Gesichtspunkten 
bei der Aufstellung und Beurteilung der Vorstudien ver- 
fahren wird: Erschließung, Belichtung, innere Funktion, 
Massenverteilung, städtebauliche Einbindung usw. Eine 
vergleichende Gegenüberstellung der Bau- und Betriebs- 
kosten möglicher Lösungen fehlt fast immer, ebenso die 
einfache Aufstellung der grundlegenden Verhältniszahlen, 
die über die Wirtschaftlichkeit Aus kunft geben können. 
Da der Bauherr nicht weiß, daß man derartige Angaben 
machen könnte, wird er nicht darauf bestehen. Eine Aus- 
nahme bilden Investmentgesellschaften 0.ä., deren 
eigentliches Bauinteresse nicht die Nutzung selbst, son- 
dern die zu erzielende Rendite ist. Über die Praxis die- 
ser Gesellschaften ist in Architektenkreisen jedoch fast 
nichts bekannt. 
3. Planungsphase 
Wird während der Planung von Kosten gesprochen, meint 
man ohne Zusatz die Baukosten, von den Nutzungskosten 
wird nur gesprochen, ohne daß eine feste Vorstellung 
über Größe , zeitlichen Anfall und Beeinflußungsmöglich- 
keiten besteht. Ausnahmen gibt es nur bei der Projek- 
tierung von Heizungs- und Lüftungsanlagen und einigen 
Betriebseinrichtungen. Die Baukosten selbst werden wäh- 
rend der Planungszeit in drei Phasen punktuell betrach- 
tet: Kostenvorschlag zum Vorentwurf‘, Kostenanschlag 
zum Entwurf und schließlich in der Ausschreibungs- und 
Angebotsphase. Liegt schließlich die Abrechnungssumme 
im Bereich des Kostenvoranschlages,so ist man zufrieden 
Dabei liegt in der Einhaltung großzügig aufgestellter An- 
schläge kein besonderer Verdienst, der Bau kann trotz- 
dem in jeder Weise unwirtschaftlich sein. Wie man 
bessere Kostenplanung betreiben kann, zeigen die eng- 
lische und amerikanische Praxis (3). Wie B. Wendland 
in (4) forderte, ist vom Bauplaner ein erhöhtes und diffe- 
renziertes Kostenbewußtsein zu verlangen. Einige Grund- 
forderungen für den Weg dahin können aufgestellt wer- 
den: 
e Das Investionsziel, d.h. die Bauaufgabe, muß nach 
Art, Umfang und Lebensdauer ausreichend genau be- 
stimmt sein. 
» Die Beobachtung der Kostenarten während der Planung 
muß kontinuierlich, nicht wie bisher punktuell erfol- 
gen. Kostenplanung muß ein Begleitinstrument der 
Planung sein. 
a Es sind alle Kostenarten zu betrachten, die für die 
Wirtschaftlichkeit des Gebauten wesentlich sind. Es 
sind das die Baukosten einschl. Nebenkosten, die Ge 
bäudebetriebskosten, die Bauunterhaltungskosten, die 
Bauänderungskosten durch Nutzungsänderungen, evtl. 
auch die Organisationskosten. Letztere sind nach O. 
Gottschalk (5) die durch das Gebäude beeinflußbaren 
ARCH + 1(1968) H.4 
Kosten des Nutzungsbetriebes, 
» Die Kostenarten sind in gestuften Genauigkeitsklassen 
verfügbar zu halten, die den Planungsphasen angepaßt 
sind. Solche Klassen können innerhalb der Kostenarten 
sein (Reihenfolge mit wachsender Genauigkeit): 
- Kosten je Nutzungseinheit (z.B. je Arbeitsplatz) 
- Kosten je qm-Nettonutzfläche 
Kosten je qm- Nettonutzfläche in Abhängigkeit vom 
Bautyp 
Kosten wie vor, jedoch unter Berücksichtigung ver- 
schirden ausgestatteter Flächenarten innerhalb des 
Gesamtgebäudes 
- Kosten für einzelne Baukomponenten (Tragwerk, 
Wände) 
Einzelpreise des Baumarktes. 
Verfügt der Planer über ein derart vom Groben zum 
Feinen abgestuftes Kosteninstrumentarium, so bedeutet 
seine Anwendung nicht einfach eine zusätzliche Kon- 
trolle der Planung. Wie K. Herzog in (3) zeigte, än- 
dert sich durch das Arbeiten mit Kostenlimits die Auf- 
Fassung des Planers von der Planungsaufgabe selbst. 
Ähnliches yilt für die anderen Kostei,werte. 
Die Schwierigkeit liegt weniger in ihrer Anwendung 
als in ihrer Beschaffung. Die Planungsbüros arbeiten 
isoliert und an ständig wechselnden Aufgaben. Es ist 
damit weder der Wille noch die Möglichkeit gegeben 
auf der Basis eines einzelnen Büros das umfangreiche 
statistische Material zu erarbeiten, aus dem Kosten- 
werte entwickelt werden können. Dazu gibt es in der 
BRD einige Ansätze (6,7), doch ist man mit der Her- 
ausgabe detaillierter Kostendaten noch zurückhaltend 
Von einem Bautenvergleich analog einem industriel- 
len Betriebsvergleich ist man noch weit entfernt. 
» Größere Planungsbüros sollten Kostenplaner beschäfti- 
gen. Diese können entweder Architekten mit ver- 
tieften Kenntnissen in Kostenplanung sein oder es 
können in geeigneter Weise ausgebildete Wirtschafts- 
wissenschaftler eingesetzt werden. Zurzeit spielen je- 
doch ökonomische Probleme des Bauwesens und spe- 
ziell der Bauplanuna in den Wirtschaftswissenschaften 
nur eine untergeordnete Rolle, die der Bedeutung des 
Bauwesens in keiner Weise entspricht. Eine andere 
Möglichkeit wäre die Bildung eines neuen Berufs- 
standes, ähnlich dem der angelsächsischen Quantity 
Surveyors, auch in dieser Richtung gibt es bereits 
einige Ansätze durch die Bildung spezialisierter Be- 
ratungsbüros für Zeit-, Kosten- und Baudurchführungs- 
planung. 
» Die Kostenplanung sieht den Planungsgegenstand als 
Ganzes, sie zwingt zu einer engeren Zusammenarbeit 
des Planungsteams, einschließlich der beratenden 
Ingenieure. Diese dürften nicht länger als "Erfüllungs- 
hilfen" angesehen werden, die einen Auftrag des Ar- 
chitekten in Form vorgegebener Pläne entgegennehmen 
und auf dieser Basis ein fertiges Projekt aufstellen. 
Vom Standpunkt der Kostenplanung aus sind die Kosten 
der Leistungsbereiche des Architekten und der be- 
ratenden Ingenieure teilweise substituierbar, die ein- 
seitige Vorgabe einer Leistung schließt in der Regel 
aus, daß ein Gesamtkosten-Optimum erreicht wird. 
Z.B. sind Grundrißbildung (Architekt) und Lüftungs- 
projekt (beratender Ingenieur) kostenmäßig teilweise 
substituierbar, die Vorgabe eines bestimmten Grund- 
risses determiniert das Lüftungsproiekt weitgehend, 
IC
	        
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