Full text: ARCH+ : Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung (1968, Jg. 1, H. 1-4)

Kostenoptimierungen sind nur noch innerhalb der Ein- 
zelleistungen , nicht für die Gesamtleistung möglich. 
e Abgerechnete Bauten müssen nach einheitlichen Ver- 
fahren beobachtet und ausgewertet werden, das gilt so- 
wohl für die Kosten wie für die Technik. Kostenangaben 
dürfen nicht länger als Betriebsaeheimnisse gehütet wer- 
den. 
4. Ausschreibung und Vergabe 
Über Ausschreibungs- und Vergabewesen besteht eine 
umfangreiche Literatur, die nicht im Überblick dieses 
Artikels behandelt werden kann. Nur in Hinsicht auf die 
Planungsökonomie soll ein Hinweis angebracht werden. 
Der ausführende Unternehmer kommt im allgemeinen mit 
der Planung kaum in Kontakt. Die allgemeine Beratung 
durch seine Vertreter oder die Ausarbeitung von Richt- 
preisangeboten erfüllen kaum den Zweck, Unternehmer- 
erfahrungen der Planung produktiv nutzbar zu machen. 
Die Rückkopplung der Planung mit den Bauausführenden 
könnte verstärkt werden, wenn Planungsverfahren ent- 
wickelt würden, die den Unternehmer verantwortlich an 
der Planung teilnehmen lassen. Die Hergabe seines Know 
How muß dabei mit einem wirklichen Angebotsvorteil 
verbunden sein, denn anders wird es kaum hergegeben 
werden. Auf der anderen Seite muß die Konkurrenzsi- 
tuation der Bieter gewahrt bleiben. Die Teilnahme der 
Unternehmererfahrung an Planungsentscheidungen wird 
neuerdings begünstigt durch die Tendenz vom Gewerke- 
Unternehmer zum General-Unternehmer, denn dieser 
sieht das Bauwerk ähnlich wie der Architekt als Ganzes 
Einen praktischen Beitrag in der angegebenen Richtung 
hat zurzeit die Stadt Weinheim/Baden Württ. geleistet, 
indem sie ‚auf Vorschlag des Instituts für Schulbau der 
Universität Stuttgart einen Wettbewerb ausschrieb. In 
ihm sollen Architekten -Generalunternehmer-Teams ge- 
koppelte Entwurfs- und Angebotsvorschläge für ein 
grösseres Schulprojekt machen. Die Erfahrungen mit die- 
sem Verfahren werden wesentlich davon abhängen, wie- 
weit Architekten und Unternehmer ihre traditionellen 
Rollen in Hinsicht auf gemeinsame Arbeit zu ändern be- 
reit sind. 
5. Bauplaner und Baunutzung 
In der Regel erlischt das Interesse des Architekten an 
seinen Werken mit der Übergabe und der Veröffent- 
lichung in einer Fachzeitschrift. Nur als Referenz oder 
bei Schadensfällen tritt das fertige Gebäude wieder in 
sein Bewußtsein. Architekten, die Bauunterhaltung be- 
treiben, nehmen in der inoffiziellen Bewertungsskala 
der Architektentätigkeiten einen der letzten Plätze ein 
Beide Tatsachen zeigen das mangelnde Interesse an der 
Nutzungsphase der Gebäude. Dabei entscheidet sich in 
ihr die vielzitierte "Wirtschaftlichkeit" 
Alle wesentlichen Kostenarten , die von der Planung ne- 
ben den Baukosten zu berücksichtigen sind, sind Nutzungs- 
kosten. Auch ohne im Rahmen dieses Artikels den Beweis 
dafür antreten zu können, wird hier behauptet, daß eine 
tiefere Kenntnis des Nutzungsverhaltens von Gebäuden und 
der Nutzungskosten einen bedeutsamen Wandel der Pla- 
nungspraxis bewirken würde. 
Als Nutzungskosten werden hier folgende Kostenarten 
verstanden: 
® Enerigekosten (Heizung, Strom, Gas, Lüftung ...) 
e Gebäudereinigungskosten 
i- 
e Wartungskosten der technischen Anlagen 
e Bauunterhaltung, kleinere Umbauten 
Im weiteren Sinne sind dazu noch zu zählen 
e Vorhaltungskosten für Flexibilität 
e Wertminderungen die durch vorzeitige, geminderte 
Nutzbarkeit entstehen 
e Funktionskosten. 
Selbst Industriewerke, die für die Unterhaltung der 
Betriebseinriehtungen gut organisierte Plant Engeniee- 
ring-Abteilungen unterhalten, werden erst in letzter 
Zeit gewahr, daß deren Prinzipien auch auf den Ge- 
bäudebestand anzuwenden sind. (8). 
Wie alle Nutzungsanalysen ist auch die der Nutzungs- 
kosten eine zeitraubende Arbeit, die detailliertes sta- 
tistisches Material erfordert. In den letzten Jahren nimmt 
der Umfang einschlägiger Arbeiten zu (z.B. 9,10), die 
vorhandenen Kenntnisse sind jedoch noch länast nicht 
ausreichend. 
Bezogen auf die gesamte Lebensdauer übersteigen die 
Nutzungskosten die Baukosten um ein Mehrfaches. Nur 
fallen sie nicht wie die Baukosten als Gesamtheit an, 
sondern verteilen sich in kleinen Beträgen unauffällig 
über viele Jahre und mehrere Nutzungsgenerationen. Ihr 
Betrag hat im Vergleich zu den Baukosten eine steigende 
Tendenz, da eine Reihe von Nutzungskosten lohnintensiv 
sind. Die Bedeutung der Nutzungskosten für den Planer 
liegt jedoch nicht in ihrer Höhe, sondern in ihrer Be- 
einflußbarkeit durch die Planung. Allgemein formuliert 
würde man von der Substituierbarkeit der einmaligen 
Investitionen (Baukosten) und der laufenden Kasten 
(Nutzungskosten) sprechen. Das Ziel einer ökonomischen 
Betrachtung beider wäre die Feststellung der Minimal- 
kostenkombination als des wirtschaftlichsten Austausch- 
verhältnisses. Die Rückwirkung auf die Bautechnik liegt 
auf der Hand. Ein Beispiel wird am Ende des Artikels ge- 
geben werden. 
In Abbildung 1 sind die wesentlichen Nutzungskosten den 
Baukosten gegenübergestellt worden, um ihre Gleich- 
wertigkeit mit den Baukosten zu verdeutlichen.(Abb.] 5.5.34) 
Bauökonomische Entscheidungsmodelle 
Die Entwicklung und Anwendung von Entscheidungsver- 
fahren hat nach 1945 erhebliche Fortschritte gemacht, da 
in der gesamten Wirtschaft die Anzahl der Entscheidung- 
en, die Anzahl möglicher Alternativen und das Ent- 
scheidungsrisiko unter Konkurrenzdruck angewachsen 
sind, 
Die gesprächsweise Entscheidungsfindung bisheriger Art 
durch die Betriebsinhaber oder die’ Geschäftsleitung 
wurde ergänzt durch wissenschaftliche Entscheidungsme- 
thoden, die unter Namen wie Operations Research, 
Unternehmensforschung, Optimierungslehre u.a. zusam- 
mengefasst werden, Sie sind nicht direkt auf die spezifi- 
schen Probleme der Bauplanung übertragbar, doch können 
ihre Grundsätze und allgemeinen Methoden in geeigne- 
ter. Weise adaptiert werden, 
Die Entscheidungsverfahren haben gemeinsame Merkmale: 
e Sie beschäftigen sich mit denqvantifizier- 
baren Größen der zu entscheidenden Sachver- 
halte, 
e Entschieden wird in Hinsicht auf eine gewählte Z i e I- 
größe, die zu optimieren ist, d.h. entweder ein 
ARCH + 1(1968) H.4
	        
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