Full text: ARCH+ : Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung (1968, Jg. 1, H. 1-4)

Maximum oder ein Minimum erreichen muß, In den hier 
behandelten Fällen werden als Zielgröße im allgemein- 
en die Kosten gewählt. 
e Es wird ein Mode Il gebaut, das ein vereinfachtes 
Abbild des zu entscheidenden Sachverhalts ist, d.h. es 
enthält nur diejenigen Größen und ihre Verknüpfungen, 
die auf die Entscheidung Einfluß haben können, alle 
unwesentlichen werden außer acht gelassen oder nur 
summarisch abgeschätzt. 
Der Einfluß jeder Größe auf die Zielgröße muß klar er- 
kennbar sein, 
e Die Ausgangsgrößen werden in der für das Modell er- 
forderlichen Genauigkeit bestimmt. Ist das 
nicht möglich, muß das Modell geändert oder fallenge- 
lassen werden. 
e DerAufwand für Bau und Anwendung des Ent- 
scheidungsmodells muß in einem vertretbaren Verhält- 
nis zur Bedeutung des zu entscheidenden Sachverhalts 
stehen. Dieser Punkt ist für die Anwendung in der 
Planungspraxis von besonderer Bedeutung, da die Ar- 
beit an Entscheidungen sich In den übrigen Planungs- 
prozess einordnen muß, sie darf ihn nicht aufhalten, 
sondern muß ihn unterstützen. Das bedeutet, für all- 
tägliche Entscheidungen müssen einfache Modelle vor- 
handen sein, die keinen Spezialisten oder Computer- 
einsatz brauchen. 
Zur Veranschaulichung sollen abschließend Beispiele von 
zwei Entscheidungsmodellen angegeben werden. Das 
erstere behandelt einen einfachen Fall der täglichen 
Planungspraxis, der zweite eine Grundsatzentscheidung 
für ein Gesamtprojekt, letzteres kann hier nur skizziert 
werden. Beide Beispiele sind aus der Gebäudeplanung 
gewählt, mit grundsätzlich gleichen Ansätzen kann auch 
in der Stadt- und Regionalplanung gearbeitet werden, 
wobei die Art der Aufgabenstellung eine verstärkte meng- 
enstatistische Methodik erfordern wird. 
Beispiel 1 (Planen für veränderliche Nutzung): 
Aufgabe: Durch Nutzungsprogramm und - analyse sei 
der Planung bekannt, daß eine Baukomponente B (z.B, 
Trennwände) während der späteren Nutzung geändert 
werden muß. Es stehen mehrere technische Ausführungs- 
vorschläge zur Wahl. Bei etwa vergleichbaren tech- 
nischen Qualitäten unterscheiden sie sich in den Erst- 
kosten (Baukosten), den Änderungskosten und den Unter- 
haltungskosten. Bei welchem Vorschlag sind die Gesamt- 
kosten am geringsten, so daß gewählt werden sollte ? 
Lösungsweg: Es wird ein Kostenmodell hergestellt, in dem 
alle Kosten durch Diskontierung auf einen Zeitpunkt, 
hier: Beginn der Nutzung, vergleichbar gemacht werden, 
Vereinfachend werde angenommen, daß alle laufenden 
Kosten in jährlich gleichbleibenden Beträgen anfallen, 
Wird durch Eingabe der alternativen Werte keine ein- 
deutige Aussage erreicht, so sind die Annahmen gegeben- 
enfalls zu differenzieren, bzw. die Vorschläge sind 
kostenmäßig neutral. 
Modell: Die verwendeten Größen seien wie folgt bezeich- 
net: 
B - betrachtete Baukomponente 
1 /’- Anzahl technisch gleichwertiger Ausführungsvor- 
schläge 
ARCH + 1(1968) H.4 
K, - diskontierte Gesamtkosten bei Nutzungsbeginn 
Ka - Baukosten der Baukomponente B (als Einheitspreis 
z.B.) 
Kap“ Änderungskosten durch späteren Umbau (Umsetzen 
oder Abriß und Neubau, Einheit wie Ko). 
RUB” Bauunterhaltungskosten von B 
p _ jährliche Änderungsrate. Quotient aus jährlich ge- 
änderter Menge AB zur Gesamtmenge von B, Er- 
mittlung durch Nutzungsanalyse vergleichbarer 
Objekte, durch Annahme verschiedener Schätz- 
werte 0.4d. 
q - Zinsfaktor 
To - etwartete Lebensdauer von B, Hier für alle Vor- 
schläge gleich angesetzt. 
Die Zielfunktion dieser Größen lautet dann 
T 
q 673 
RE Ni A Kan 1 Kar ltr 
B 
q . (q-1) 
Das zweite Glied auf der rechten Seite ersetzt die jähr- 
lichen Änderungs- und Unterhaltungskosten durch eine 
einmalige Zahlung bei Nutzungsbeginn nach einem aus 
der Rentenberechnung bekannten Verfahren. 
Mit der angegebenen Zeitfunktion lassen sich eine ganze 
Reihe von Alternativen in kurzer Zeit vergleichen. Sie 
1äßt sich auch umstellen auf verwandte Fragestellungen, 
Z.B. kann man fragen, wie groß Awerden müßte, damit 
der Einsatz eines bestimmten Vorschlages gerechtfertigt 
ist. Auf diese Weise können Untersuchungen über den 
Wert von sinnvoll eingeschränkt werden. Oder man kann 
als Hersteller eines neuen Produktes feststellen, welche 
Kostenkombinationen Ko und Kap konkurrenzfähig 
sind usw. 
Durch dieses herausgegriffene Beispiel wird auch die 
oben erhobene Forderung nach Nutzungsanalyse und Be- 
trachtung des Nutzungsverhaltens bestehender Gebäude 
verdeutlicht. Änderungsraten, Änderungskosten, Unter- 
haltungskosten und erwartete Lebensdauer sind Faktoren, 
die nur auf diese Weise bestimmt werden können. Es hat 
keinen Zweck, die Theorie der Entscheidungsmodelle 
weiterzutreiben, wenn die Erarbeitung verläßlicher 
Eingabegrößen nicht nachkommt. 
Beispiel 2 (Nutzungs-Gebäudesimulation) 
Aufgabe: Eine Nutzung bestehe als Organisation aus 
mehreren Teilnutzungen, von denen angenommen werden 
kann, daß sie sich in verschiedener Weise entwickeln 
werden. Einige werden wachsen, andere schrumpfen, 
einige neu dazukommen. Die Variationsbreite möglicher 
Entwicklungen sei in Form einige Nutzungsmodelle vor- 
gegeben, außerdem sei die Erstnutzung bekannt. Nach- 
dem überschläglich die wirtschaftlich und technisch 
besten Lösungen der hauptsächlichen Baukomponenten mit 
Verfahren wie etwa nach Beispiel 1 entschieden sind, ist 
die Frage zu klären, welches Verhalten das Bauwerk als 
Ganzes erwarten 1äßt. Das Problem besteht darin, daß 
durch das positive und negative Wachstum der Teile 
Umorganisationen des Gesamtgebäudes erforderlich wer- 
den können. Die in schrumpfenden Teilen freiwerdenden 
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