Oldrich Strädal
Einige Optimierungs- und Strukturbilanzmethoden in der
Stadtplanung - Modelle und Experimente X
Einleitung
Die Regelung des Stadtaufbaus, die sachliche und zeitliche
Koordination, sowie die Übereinstimmung von Produktion
und Infrastruktur haben einen entscheidenden Einfluss auf
die Gestaltung des Milieus für die kulturelle Entwicklung
des Menschen und der Gesellschaft, für die Effektivität
des Aufbaus und dessen Betrieb.Die Stadtplanung befasst
sich mit der Raumkonzeption aller Bedürfnisse des Men-
schen, der ganzen Gesellschaft und der die Produktion be-
friedigenden Besiedlung in gegebenen Bedingungen.Der
Stadtplan stellt eine Gebietsprojektion der Entwicklung
der Gesellschaft dar. Seine Konzeption bedeutet eine In-
tegration der gesellschaftlichen und ökonomischen Prin-
zipien.
Man kann die Konzeption der durch den Gebietsplan ent-
worfenen Entwicklung des Stadtaufbaus als einen Wachs-
tumsprozess definieren, in dem die Quellen, die Produk-
Honskapazitäten und die Bevölkerung sich betätigen und
dessen Ergebnis die Bildung von Lebensmilieu und weiter-
en Produktionskapazitäten ist.Wir wollen versuchen, die-
sen Wachstumsprozess in einem Schema zu demonstrieren.
In der Tabelle 1 führen wir ein vereinfachtes Diagramm
der Grundbeziehungen an. Im linken Teil sind die primä-
ren bedingenden Faktoren, im mittleren Teil die eigenen
Tätigkeiten und Bedingungen der Entwicklung, im rechten
Teil dann die Folgen des Wachstums dargestellt.
Wie zu jeder vereinfachten Darstellung, kann man freilich
auch hier eine Reihe von Verbesserungsanregungen vor-
bringen. Es ist nichtsdestoweniger möglich vorauszusetzen,
dass das Diagramm wenigstens die Grundstrukturen und
-kopplunaen in der Entwicklung der Stadt erfasst .
Die Entwicklung der Stadt wird in ein bestimmtes Gebiet
projiziert, welches eine (mathematische) Menge aller zu-
lässigen ökonomischen Entwicklungslösungen darstellt.
Aus dieser Menge der zulässigen ökonomischen Lösungen
ist vom Standpunkt des Lebensmilieus aus nur eine bestim-
mte Submenge von Entwicklungslösungen möglich,die den
Anforderungen und Vorstellungen von Entwicklung und
Verbesserung des Lebensmilieus entspricht.
Srundsätzlich kann man drei Fälle unterscheiden:
1.Die Submenge der Entwicklungslösungen bietet grössere
Möglichkeiten neuer Investitionen als Forderungen an
dieselben. In diesem Fall tut es not,die Anwerbung in die
Stadt von neuen Produktionen, Dienstleistungen oder Ge-
bilden, wie sie z.B. die wissenschaftliche und Forschungs-
grundlage darstellt, in Erwägung zu ziehen.
2.Die Submenge der Entwicklungslösungen deckt sich mit
den Gesamtanforderungen der Entwicklungspläne der ein-
zelnen Industriezweige,die in das in Betracht gezogene
Gebiet plaziert werden.Die vorausgesetzte Entwicklung
hält das Gleichgewicht mit der vorausgesetzten Entwick-
lung von Industrie und Dienstleistungen.
3.Am häufigsten wird der dritte Fall vorkommen, wo die
für die Plazierung im Organismus der Stadt aufgestellte
Menge von Anforderungen der Industrie und Dienstleist-
ungen grösser sein wird als die Submenge der Entwick-
lungslösungen der Stadt. In diesem Fall ist es nötig, ent-
weder eine Auswahl in der Menge von Anforderungen in
der Weise vorzunehmen, dass die Kapazität des Gebietes
nicht überschritten wird, oder das ursprünglich in Erwäg-
ung gezogene Gebiet zu erweitern und die Betrachtung
zu wiederholen.
Im beschriebenen dritten Fall greift gewöhnlich die Lö-
sung der Stadtentwicklung in die Lösung ihrer Gesamt-
region über.Da ist es freilich nötig,das bisherige Stadtge-
biet als eine limitierende Region zu verlassen und die
Entwicklung der Stadt in arösseren Masstäben zu lösen.
Die organisatorisch-administrative Gliederung der Stadt
und des unmittelbar an sie grenzenden Vorort-(und ande-
ren)Gebietes kann ein ernstes Hindernis für die erfolgrei-
che Lösung des dritten Falls darstellen.
Mit der Entwicklung der Stadt und ihren Gesetzmässigkei-
ten befasst sich die wissenschaftliche Disziplin der städte-
baulichen Planung sehr intensiv,da sie dazu durch das
progressive Wachstum der Städte, besonders infolge der Mi-
gration, des steigenden Anwachsens von Problemen bei Ver-
grösserung der Städte und durch Verschlechterung des
städtischen Lebensmilieus gezwungen wird.
Die bisherige rasche Entwicklung der wissenschaftlichen
Disziplin der Stadtplanung, sowie die heftige Entfaltung
ARCH + 1(1968)H1