Eberhard Schnelle
ENTSCHEIDUNG UND PLANUNG
I! Leistung in soziotechnischen Systemen
2. Zur Diskussion über Ziele
3. Rückkopplungsprozesse in soziotechnischen Systemen
4. Planung in Abhängigkeit von der Klasse der Ziele
5. Volkswirtschaftliche Gesamtleistung
6. Motivation, Information, Organisation
7. Instanzen, die die Wandlungsfähigkeit der sozio-
technischen Systeme verbessern sollen
8. Zusammenfassung
1. Leistung in soziotechnischen Systemen
Durch das organisierte Zusammenwirken von Individuen
entsteht ein synergetischer Effekt. Dieser Mehrwert des
Output gegenüber dem Input ist bei materiellen Transfor-
mationen -meßbar, bei nichtdeterminierten informationel-
len Prozessen jedoch nicht. Der Anteil der nicht meßba-
ren Leistung steigt. Ein Indiz hierfür sind die steigenden
"Gemeinkosten". Die Leistungsmeßmethode und die Be-
wertung der meßbaren und der nicht meßbaren Leistung
liefert ein "soziotechnischer Sollwertgeber". Dieser sti-
muliert die Leistungsmotivation der Mitglieder des sozio-
technischen Systems. Ein "individueller Sollwertgeber" ,
der Leistungswille, modifiziert die Leistungsbereitschaft,
Die relative und absulute Zunahme der nicht meßbaren
Leistung (= Entscheidertätigkeit) verlangt ständiges syste-
matisches Lernen. Es gilt, die Lernprozesse zu organi-
sieren und zu institutionalisieren. Bildung wird wichtig-
ster Produktionsfaktor (Leistungsvorbedingung im folgenden
Schema).
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ARCH + 1(1968)H2
2. Zur Diskussion über Ziele
Das Wort "Ziel" liegt auf sehr hoher Abstraktionsebene;
d.h. es ist nicht operational, oder schlichter ausgedrückt:
jeder kann sich etwas anderes darunter vorstellen.
Eine operationale Definition geben heißt: was wir tun
oder was wir beobachten müssen, um die definierte Sache
oder ihre Wirkungen in den Bereich der eigenen Erfahrung
zu bringen. Eine operationale Definition des Begriffs "De-
mokratie" muß ausweisen, auf welche Weise wir jene Ver-
haltensregulationen erkennen können, die wir demokra-
tisch nennen und wie wir prüfen können, wie häufig jene
Regulationen beachtet oder mißachtet werden. Der Wert
einer Abstraktion ist nicht danach zu beurteilen, ob diese
auf einer sehr hohen oder einer sehr niederen Abstraktions-
ebene liegt, sondern allein danach, ob sich die Abstrak-
tion auf eine niedere Ebene, nämlich eine operationale,
zurückführen läßt.
Wer sich noch an die Verse erinnert: "Im ganzen haltet
Euch an Worte !/Dann geht Ihr durch die sichre Pforte/
Zum Tempel der Gewißheit ein", weiß, daß hier böser
Rat erteilt wurde. Worte stehen anstatt bestimmter Wahr-
nehmungen oder Empfindungen. Worte können "geistige
Landkarten" für ein bestimmtes, in der realen Welt exi-
stierendes Gelände sein. Wer seine "geistigen Landkar-
ten" selbst für das Gelände hält, hat Vorurteile. Da es
jedoch zu umständlich ist, Wahrgenommenes immer in
einer operationalen Sprache wiederzugeben, müssen wir
Abstraktionen (Zusammenfassungen, Superzeichen) zu
Hilfe nehmen: wir müssen aus praktischen Gründen weg-
lassen. Und das heißt: Worte sagen niemals über irgend
etwas alles aus und niemals etwas vollständig Ideologie-
freies. Beispielsweise sind die für statistische Zwecke not-
wendigen Unterteilungen in Klassen (Klassenmerkmale,
Klassengrenzen) nur praktisch für bestimmte Ziele; Ziele
aber beinhalten Wunschvorstellungen, sind also ideolo-
gisch vorbestimmt .
Ziele sind Wunschvorstellungen von dem, was sich in der
Zukunft ereignen soll, Ist ein Ziel "klar", d.h. sind
alle Wege beschrieben (Methoden, Mittel, Zeiten) wie
es zu erreichen ist, so sollte dieses, mit hoher Wahr-
scheinlichkeit voraussagbare Ereignis, nicht mehr Ziel
genannt werden. Ich würde den Ausdruck Ergebnis vor-
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