Full text: ARCH+ : Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung (1969, Jg. 2, H. 5-8)

und des umfangreichen damit zusammenhängenden Zah- 
lenmaterials ist die Bearbeitung durch elektronische Da- 
tenverarbeitunag besonders angebracht. 
Gefahr der "Suboptimierung" 
Eine ansehnliche, jedoch größtenteils unkoordinierte 
Informationsmenge über Universitätsplanung, die sich bei 
getrennten Organisationen, Firmen und Einzelpersonen 
angesammelt hat, ist vorhanden. Die Architects and 
Surveyors Group im University Grants Committee, die 
gebildet wurde, "um das UGC über die Pläne der Uni- 
versitäten für Einzelgebäude zu beraten und Systeme für 
Kostenanalysen zur Schaffung von Normen zu entwik- 
keln, nach denen solche Pläne beurteilt werden könnten" 
(4), hat bei Bestimmung von Kostenlimits beträchtliche 
Forschungsarbeit über Studentenwohnbau, Bibliotheken, 
Sportplätze, Mensa-Einrichtungen und die Verwendung 
von vorgefertigten Bauteilen im Universitätsbau gelei- 
stet. 
Viele gute Arbeit allgemeiner Anwendbarkeit ist von 
Planungs- und Beratungsfirmen geleistet worden, die von 
verschiedenen Universitäten mit Vorbereitung von Rah- 
menplänen beauftragt wurden. Ein Ausschuß der Leiter 
der Universitätsbauämter! hat begonnen, die bei seinen 
einzelnen Mitgliedern vorhandenen statistischen Daten 
in einem zentralen Informationsdienst zu sammeln. Und 
es gibt Beiträge von unabhängigen Firmen zur Planungs- 
theorie, die aus der umfassenden Erfahrung etwa der 
Firma Ove Arup and Partners auf dem Gebiet der Labor- 
bauten für Universitäten (5) oder von Einzelpersonen stam- 
men, wie dies z.B. mit 1.R.B. Taylor’s Ausführungen über 
den Unterrichtsraum in den Naturwissenschaften der Fall 
ist (6). Die Liste könnte beliebig weitergeführt werden: 
denn vielleicht noch umfassendere, in Amerika geleistete 
Forschungsarbeiten finden z.B. auch auf britische Uni- 
versitätsplanungen Anwendung. Die Gefahr besteht darin, 
daß, wenn auch in noch so vielen Sparten Forschung be- 
trieben wird, all diese Untersuchungen ihren Wert verlie- 
ren, solange sie in der Isolierung bleiben. Mögen sie an 
sich folgerichtig sein, so berücksichtigen sie vielleicht 
doch nicht die entscheidende Einwirkung von Parametern 
außerhalb ihres besonderen Bereichs und sind folglich 
nicht in der Lage, Informationen zu liefern, mit denen 
man das in bezug auf das Ganze Bestmögliche erreichen 
kann. Die Universitäten können in ihrer Planung nur 
profitieren, wenn sie einzelne Studien mit dem Gesamt- 
zusammenhang in Beziehung bringen. 
Um ein Beispiel zu nennen: Die Kaufsumme für neues 
Bauland und die Kosten des darauf erstellten Gebäudes 
werden gegenwärtig als getrennte Transaktionen behan- 
delt. So ist ein Hochhaus oder ein Gebäude in noch ver- 
dichteter Bebauung denselben Kostenlimits unterworfen 
(mit weniger Sonderbewilligungen für Aufzüge usw.)wie 
ein niedriges oder weitläufiges Gebäude mit derselben 
Nutzfläche, ohne Rücksicht auf die daraus folgende Er- 
sparnis an Grundstücksfläche. Ähnlich werden Kapital- 
und laufende Kosten isoliert behandelt, wie auch die 
Gebäudekosten, die Angestelltengehälter und Einrich- 
tungskosten. Man könnte sich den Entwurf eines an- 
scheinend platzverschwendenden Gebäudes vorstellen, 
der durch eine Reduzierung des Bedarfs an nicht-akade- 
mischem Personal gerechtfertigt ist. 
Die gesparten Gehälter dieses Personals stellen über die 
Lebenszeit des Baues gesehen eine Summe dar, die im 
1 Anm.d.Übers.: diese sind Beamte der Universität 
+4( 
Vergleich zu den Baukosten des Gebäudes hoch ist. Auch 
ließen sich große Anstrengungen machen, um den Be- 
darf an Vorlesungsräumen durch eine Organisation der 
Zeitnutzung zu verringern; daraus könnte sich jedoch ein 
erhöhter Bedarf an Laborplätzen ergeben, die im Ver- 
gleich zu den erstgenannten Plätzen viel teurer sind. 
Es wäre töricht anzunehmen, daß bei begrenzten Mitteln 
und innerhalb kurzer Zeit die ganze Breite der Untersu- 
chungen, die ein umfassendes Modell bedingen würde, 
gründlich behandelt werden könnte. Wir sind dennoch 
sehr überzeugt davon, daß die Vorteile einer breiteren 
Betrachtung die unvermeidbare Skizzenhaftigkeit in den 
frühen Stadien auf einigen Gebieten der Untersuchung 
kompensieren. 
Ehe wir das vorgeschlagene Modell in Einzelheiten be- 
schreiben, sollten wir auf den bedeutenden Unterschied 
hinweisen, der zwischen dem verallgemeinernden Pro- 
zeß des Modellbaus (durch Definition der Parameter und 
ihrer gegenseitigen Beziehungen) einerseits und dem 
speziellen Prozeß der Formulierung des Planes zur Lösung 
eines besonderen Problems (wobei die Parameter dann 
bestimmte Werte annehmen) andererseits besteht. Für je- 
den Parameter können innerhalb eines gewissen Bereichs 
Werte angenommen werden - in keinem Zustand werden 
feste ideale Werte vorgeschlagen. Das Modell ist auch 
nicht dafür entwickelt, unter bestimmten Zwängen zu 
optimieren (es sei denn, daß dies besonders gefordert 
wird), sondern einfach die Einwirkung einer Variablen 
auf andere aufzuzeigen und die Konsequenzen verschie- 
dener Entscheidungen in jedem Stadium sichtbar zu ma- 
chen. Die Entscheidungen über Formen des Unterrichts 
oder über Standards für die Raumbedarfsbemessung fallen 
ganz offensichtlich in den Aufgabenbereich der Erzie- 
hungsplaner, der Universitätsverwaltung und der von 
ihnen eingesetzten Architekten. Das Modell fußt in 
erster Linie auf Standards, Bedingungen und Organisa- 
tionsformen, wie sie an den Universitäten heute beste- 
hen. Damit ist aber nicht notwendigerweise gesagt, daß 
solche Bedinaungen annehmbar oder erstrebenswert sind. 
Das Modell 
Der Aufbau des Modells gliedert sich in zwei Teile: im 
ersten Teil wird die Beziehung zwischen der Hochschul- 
bevölkerung - Personal- und Studentenzahlen - zum 
Raumbedarf (gemessen nach Nutzflächen), im zweiten 
Teil wird die Beziehung dieser Nutzflächen zu dem da- 
raus folgenden Bauvolumen und weiter zum Geländebe- 
darf hergestellt. Um die Beziehung von Hochschulbe- 
völkerung zum Nutzflächenbedarf zeigen zu können, ist 
eine Beschreibung von Art und Weise der in diesen Räu- 
men stattfindenden Aktivitäten und der Kommunikations- 
formen zwischen den Nutzungsorten erforderlich. Um 
Nutzflächen zu Geländeflächen in Beziehung setzen zu 
können, muß eine Beschreibung der Form und inneren 
Gliederung der Gebäude sowie der Gliederung der Flä- 
chen zwischen Gebäuden vorgenommen werden. Es kom- 
men hier drei Hauptarten der Nutzung in Frage: Lehre, 
Forschung und Wohnen. 
Für den "formalen" Unterricht aller Art, ob dies nun Vor- 
lesungen, "Klassen", Seminare, Laborpraktika oder ir- 
gendwelche andere Arten des Unterrichts in Gruppen zu 
festen Unterrichtszeiten sind, unterliegt die Art der Raum- 
nutzung einer allgemeinen Theorie, welche die Größe der 
Gruppen und die Struktur der Studiengänge zu der Anzahl 
ARCH +2 (1969) H. 6
	        
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