auf Richtwert-Empfehlungen der entsprechenden zentra-
len, verwaltenden und beratenden Körperschaft, in
unserem Falle des UGC. Dieses Vorgehen ist ein Kreis-
lauf insofern, als der ursprüngliche Richtwert des UGC
vermutlich auf der Grundlage von "standards" entstan-
den ist, wie sie damals in der Praxis angewandt und von
anthropometrischen Daten hergeleitet wurden. Ähnlich
zeigt eine Übersicht über bestehende "standards" in
neueren Bauten größtenteils nur die. Übernahme der Emp-
fehlungen des UGC. Es scheint der beste Plan zu sein,
innerhalb vernünftiger Grenzen variable Richtwerte für
Flächenansätze festzusetzen und entsprechend die höhe-
ren oder geringeren Kosten durch großzügigere oder
knappere Zuschüsse zu veranschaulichen.
Bei den ausschließlich für die Nutzung durch eine Person
zugeteilten Nutzflächen - etwa einem Dozentenzimmer -
ergibt sich die gesamte Netto-Nutzfläche direkt aus der
Personenzahl mal dem entsprechenden Flächenrichtwert.
Bei den Nutzflächen für den formalen Unterricht liefert
der Stundenplan in Verbindung mit den "Flächen-Richt-
werten" den Flächenbedarf. Bei Nutzflächen mit spora-
discher und nicht vorauszusehender Nutzung, wie Biblio-
theken und Gemeinschaftsräumen hängt die zugebilligte
Fläche von einer mehr statistischen Schätzung der von
jedem Studenten oder jeder Lehrkraft dort verbrachten
Zeitdauer und von der maximalen Nutzung zu Spitzen-
zeiten ab.
Auxiliarräume
Um brauchbare Ziffern und Größen für Auxiliarräume zu
erlangen, muß ein Weg eingeschlagen werden, der sich
von dem für die Bemessung von Arbeitsplätzen ziemlich
stark unterscheidet, da die Räume im Prinzip "unbesetzt"
sind. Es wurde eine ziemlich allgemeine statistische Me-
thode angewandt, weil die Nutzungen von Auxiliarräu-
men so mannigfach und verschieden sind. Es wurde eine
Übersicht über neu erstellte naturwissenschaftliche Fach-
bereiche angefertigt, um etwa bestehende systematische
Beziehungen von Gesamtfläche für Auxiliarraum in jeder
Abteilung zu Gesamtfläche für Lehre und Forschung fest-
zustellen und um innerhalb dieser Gesamtfläche eine
typische statistische Verteilung von Auxiliarraumgrößen
zu finden. Der Anteil von Auxiliarräumen scheint von
Fachrichtung zu Fachrichtung nicht so stark zu variieren,
wenigstens nicht innerhalb der Naturwissenschaften. Er
variiert aber tatsächlich, wie zu erwarten war, beträcht-
lich, wo Unterschiede im Anteil von Forschung und Lehre
am Gesamt-Flächenbedarf bestehen.
Die Unterscheidung zwischen Auxiliar- und Forschungs-
räumen ist in vielen Fällen ziemlich gering, und es er-
weist sich wahrscheinlich als besser, beide miteinander,
anstatt getrennt zu berechnen.
Eine im Cavendish Laboratorium in Cambridge angestellte
Studie über die Geschichte der Umbauten und Verände-
rungen seit dem Kriege zeigt, daß sich besonders in den
Auxiliarräumen die umfangreichsten und häufigsten Ver-
änderungen ereignen. Die Übersicht unterscheidet zwi-
schen Veränderungen im Nutzungstyp - z.B. von Vorle-
sungssaal zu Labor oder von Labor zu Büro - und von
Größenveränderungen durch Vereinigung zweier oder
mehrerer kleinerer Räume zu einem großen oder durch
Unterteilung eines großen in kleinere. Die am meisten
inflexiblen sind jene größten Räume, die von Anfang an
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für ganz besondere Zwecke geplant wurden und die schnell
veralten. Im Gegensatz hierzu scheint eine Menge kleine-
rer Räume, die um die 20 Quadratmetergrenze liegen, an
eine Vielzahl von Verwendungszwecken ohne bauliche
Veränderung leicht anpassungsfähig zu sein - eine Be-
obachtung, die auch von Cowan in seiner Arbeit über
Wachstum und Veränderung in Krankenhäusern gemacht
wurde (19).
Die gegenwärtige Arbeit an Berechnungen von "Personen-
zahl zu Nutzfläche" befaßt sich mit der Messung des von
Jahr zu Jahr durch die Universität gehenden Personen-
flusses, wobei Darstellungsmethoden ähnlich den bestehen-
den dynamischen Modellen der Volks- und Oberschulsyste-
me verwendet werden (11). Die Probleme der Nutzung und
Flexibilität müssen über die gesamte Nutzungsgeschichte
eines Gebäudes betrachtet werden; die Cavendish-Studie
zeigt auch klar den Unterschied zwischen dem Wachstum
der Studentenzahl und dem der verfügbaren Gebäude. Die
Studentenzahl wächst ständig und stetig; Gebäude wachsen
naturgemäß in großen Wachstumsschritten und in unregel-
mäßigen Zeitintervallen. Dies bedeutet ständig sich än-
dernde Nutzungsbedingungen unter Nutzung gleich nach
Erstellung des Baus, die allmählich zur Überbelegung
tendiert, bis die Beengung unerträglich ist und mehr Raum
gebaut wird. Einer der Vorteile der Hereinnahme von
Zeitplanung und von Ausnutzungsberechnungen in die
Ermittlung des Flächenbedarfs ist der, daß es nun möglich
wird, diese Wachstumsprozesse in ihren Einzelheiten ver-
folgen zu können. Ein kurzfristiger Engpaß beim Rauman-
gebot im Lehrbereich kann evtl. eher durch Veränderung
des Stundenplans als durch einen Neubau gelöst werden,
etwa indem man die Unterrichtswoche verlängert. Dies
kann aber eine Vergrößerung der Dozentenzahlen ein-
schließen: Die Wirtschaftlichkeit der beiden Lösungen
kann verglichen werden.
Neve Unterrichtsformen
Die Einzelheiten des bis hierher beschriebenen Modells
wurden als traditionelle Formen des Universitätsunter-
richts und als Flächentypen und Nutzungsarten, wie sie
heute zu finden sind, angegeben. Wie weit kann das
Modell Veränderungen auf diesen Gebieten behandeln?
Einige Veränderungen wären mehr nach Grad als nach
Art, wie z.B. das Studienjahr mit vier Studienabschnit-
ten oder der Unterricht in Schools of Study anstatt in
Fachbereichen. Das Modell bedürfte keiner wesentlichen
Veränderungen, um mit diesen Fragen fertig zu werden.
Aber tiefgreifendere strukturelle Änderungen wären z.B.
nötig für die weitverbreitete Unterbringung der Lehrma-
schinen oder mechanischer Lehrhilfen in Bibliotheken.
Gründliche Information über einzelne Folgen solcher
Veränderungen ist schwer zu erlangen, obgleich die
amerikanische Erfahrung hier Hinweise geben könnte.
Das Tempo der Veränderungen ist wahrscheinlich nicht
so "halsbrecherisch", als daß eine ständige Angleichung
des Modells an den neuesten Stand stattfinden müßte.
Tatsächlich wirken die riesigen Investitionen an Einrich-
tung und Bauten der Universität als eine Art Trägheits-
moment im Innovationsprozeß.
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