Bauformen
Der nächste Schritt ist die Untersuchung der Probleme, die
sich bei der Umsetzung der gesamten Nutzfläche in ver-
schiedene Bauformen ergeben. Jeder Versuch einer er-
schöpfenden Behandlung ist offensichtlich eine Riesemauf-
gabe; aber um einige damit verbundene Prinzipien in be-
schränktem Maß aufzuzeigen, haben wir eine einzelne
Abteilung der Naturwissenschaft mit einer Personenzahl
von ungefähr 1 000 (Studenten und Personal) herausge-
griffen. Zwar erkennen wir die beträchtlichen Einsparun-
gen bei der Raumnutzung in einer zentral gesteuerten
Organisation des Lehrbetriebes gegenüber einem starren
Lehrbetrieb in Fachabteilungen an und sehen neben den
Fachabteilungen noch viele andere Möglichkeiten der
Organisation (z.B. das College-Prinzip oder sogar, wie
in einem Extremfall bei der Universität von Illinois, die
Aussonderung und Zusammenfassung aller Räume einer
bestimmten Art aus allen Disziplinen in einem Gebäude,
d.h. alle Labors in einem Gebäude, alle Vorlesungs-
räume in einem anderen usw.). Aber wir ziehen es in
diesem Stadium unseres Modellbaus vor, eine funktions-
mäßige Einheit innerhalb der Universität für sich zu be-
trachten, und zu diesem Zweck dient eine Abteilung
oder Fachrichtung als handlichstes und typischstes Bei-
spiel. Ein Raumprogramm wurde aufgestellt, das zu
einem typischen Stundenplan paßt, wobei wir ein Com-
puter-Programm zu Hilfe nahmen, das den Flächenke-
darf auf der Basis von Personalzahlen, Studienplänen,
Flächenrichtwerten und Schätzungen der erreichbaren
räumlichen und zeitlichen Ausnutzung ermittelt. Das
Ergebnis ist Nettonutzfläche; das Verhältnis von Netto-
zu Bruttoflächen variiert bei jeder Gebäudeplanung.
Dies ist etwas, was bei den Standard-Kostenbewilligun-
gen des UGC unberücksichtigt scheint. Die in unserem
Modell betrachteten geometrischen Formen der Gebäude
sind von vornherein auf rechtwinklige Blöcke begrenzt
worden, obgleich wir zukünftig auch Kreuz- und Hof-
formen in die Untersuchungen einschließen werden. Bei
den vorliegenden bearbeiteten Beispielen ist eine Di-
mension,die Länge der Blöcke fixiert, aber die Breite
und Höhe (Anzahl der Stockwerke) ist veränderbar. In
allen untersuchten Fällen bleibt die Gesamtnutzfläche
gleich, und das genau gleiche Raumprogramm ist ein-
gehalten. Die betrachteten Gebäude variieren von
einem einstöckigen Bau mit weitläufigem Grundriß bis
zu einem zehnstöckigen dünnen Scheibenbau. Der nächste
Schritt wird sein, auch Veränderbarkeit in der Länge
unter Beibehaltung einer konstanten Breite zu gestatten.
Die Einplanung desselben Raumprogramms innerhalb
dieser verschiedenen äußeren Bauformen wird der syste-
matische Vergleich von gestuften Gebäudeformen
(zwischen niedrig und flach und hoch und dünn) mög-
lich. Die durch die Firma Monk & Dunstone angefer-
tigten Kostenvergleiche dürften sich als besonders in-
teressant erweisen, da der Berufszweig der quantity
surveyors es schwierig findet, allgemeine Angaben so zu
machen, daß Regeln ablesbar werden. Baupreise von
Einzelobjekten sind in der Praxis je nach örtlichen Ver-
hältnissen, den Ungewißheiten von Konkurrenzangeboten,
den unterschiedlichen Ausführungsqualitäten usw. ver-
schieden. Wir haben hier einen (für alle Vergleichsbauten)
gleichbleibenden Ausführungsstandard wie auch gleiche
Bodenverhältnisse (so daß Gründungskosten verglichen
werden können) angenommen. Weil die Gebäude in allen
Einzelheiten durchgeplant sind, sollten die Kostenver-
gleiche realistisch sein.
Es müssen noch andere Vergleiche angestellt werden, z.B
über das Verhältnis von Außenfläche zu Geschoßfläche
und daher über das Verhältnis von Räumen mit Tageslicht
zu solchen in Dunkelzonen bzw. Mittelbundzonen. Dies
hat Folgen in bezug auf Heizung, Beleuchtung und Be-
lüftung des Gebäudes und daher auf die laufenden Kosten
Sind die Räume einmal bis in die Einzelheiten geplant,
dann kann der durch den Lehrbetrieb hervorgerufene Per-
sonenverkehr leicht gemessen werden. Es wurde ein Pro-
gramm aufgestellt, um diesen für verschiedene Raumver-
teilungspläne und Lehrprogramme zu errechnen. Verkehr
außerhalb des Lehrbetriebes ist schwer vorauszusagen.
Andererseits kann man erwarten, daß Spitzenleistungen
im Zusammenhang mit Wechsel zwischen Vorlesungen
auftreten und daß anderer Verkehr um das Gebäude zu-
fällig und sporadisch sein wird. Natürlich ist die Zahl
der Möglichkeiten für die Anordnung der Räume inner-
halb dieser begrenzten Auswahl an Bauformen sehr groß.
Zunächst gibt es Gesichtspunkte für die allgemeine
Verteilung von Raumtypen auf die verschiedenen Stock-
werke oder Gebäudeteile - z.B. daß Räume mit schwerer
Bodenbelastung, oder die von einer großen Personenzahl
frequentierten Räume vernünftigerweise im Erdgeschoß
geplant werden sollten. Man könnte eine Prioritätenskala
aufstellen, nach der gewisse Raumtypen in die Außenzone
angeordnet würden, weil sie Aussicht oder natürliches
Licht benötigen, etwa die kleineren Arbeitsräume, wie
Dozentenzimmer oder Forschungsräume; mit geringerer
Priorität gilt diese Lage für große Forschungsräume und
Lehr-Laboratorien, und noch geringer für Auxiliar- und
Vorlesungsräume. Innerhalb solcher allgemeinen Festle-
gungen gibt es unendlich viele variable Austausch- und
Kombinationsmöglichkeiten für die Raumgrößen und
-zuschnitte.
Es bleibt dahingestellt, wie weit Gebäudekosten und Fuß-
gängerverkehr bei den verschiedenen Raumaufteilungen
variieren. Mittlerweile wird eine Anzahl Programme er-
sonnen, um eine rasche Auswertung der verschiedenen
Aspekte dieser Planungen zu gestatten. Eines dieser Pro-
gramme macht Kalkulationen der Konstruktion für einige
grundsätzliche Konstruktionstypen, ein zweites ist dazu
ausersehen, wiederum für eine Vielzahl von Layouttypen
die Längen der Rohrleitungen zu errechnen. Beide liefern
wichtige Daten für die Vorbereitung von Baukosten-Schät-
zungen.
Schließlich soll ein Vergleich über die Gebäudenutzung
angestellt werden: Die durch das Gebäude selbst über-
baute Geländefläche und die Nutzungsforderungen an
das umliegende Gelände. Dies genau zu beschreiben ist
schwierig, aber sicherlich muß eine der Überlegungen
die Beschattung angrenzender Gebäude sein. Anhand von
Modellen sind Studien getrieben worden, um Lichtstärken
in "Räumen" bei verschiedenen Entfernungen gegenüber-
liegender Gebäude zu messen. Ebenerdige Parkplätze
sind geländeraubend. Die Anzahl der erforderlichen Park-
plätze hängt ab von den Benutzern der Gebäude, der Zahl
der Wageneigentümer (Studenten plus Personal) und der
Nutzungsweise des Gebäudes während des ganzen Tages.
Studentisches Wohnen
Von verschiedenen Seiten ist dem Problem des Studenten-
wohnens neuerdings Aufmerksamkeit zuteil geworden, und
es existieren Angaben über Bemessungs-Richtwerte für
Studentenzimmer und über geeignete Möbelmaße, die auf
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