Full text: ARCH+ : Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung (1969, Jg. 2, H. 5-8)

Die Beurteilung setzt sich nun zusammen aus der mehr- 
fachen Benotung der Entwürfe, jeweils unter dem Aspekt 
eines Kriteriums und der Zusammenfassung dieser Einzel- 
noten zu einer Gesamtnote für jeden Entwurf. Dies er- 
fordert neben den Arbeitsgängen der Einzelbenotung einen 
oder mehrere weitere Arbeitsgänge der Gewichtung. 
Zur Erläuterung bedienen wir uns des folgenden Modells: 
Modell der Hierarchie der Merkmalsklasser 
und Teppichboden getrennt bestimmte geforderte Funktio- 
nen erfüllen, in Kombination würde die Funktion des 
einen Elements, der Heizung, durch das andere Element, 
den Teppichboden, gehemmt. Diese Voraussetzung betrifft 
sowohl die Anforderungen als auch die speziellen Lösun- 
gen; ob diese Voraussetzung zutrifft, ist also auch an den 
Merkmalen selbst zu überprüfen. Falls die Voraussetzung 
nicht zutrifft, muß eine Neubestimmung der Beurteilungs- 
kriterien und damit der Merkmalsklassen durchgeführt 
werden. 
Gewichtung 
Durch die Benotung anhand der verschiedenen Beurtei- 
lungskriterien werden die Entwürfe nur je unter einem 
Aspekt verglichen. Die Noten haben noch keinen Bezug 
zur Gesamtqualität der Entwürfe. Um die verschiedenen 
Benotungen der Merkmale einer Gruppe zusammenfassen 
zu können, müssen die Noten relativiert werden gemäß 
der jeweiligen Momente (Anteile) der Merkmale dieser 
Gruppe für die Qualität und damit die Note des entspre- 
chenden Supermerkmals. Dies geschieht dadurch, daß 
den Noten je einer Merkmalsklasse dieser Gruppen ein 
relatives Gewicht gegeben wird und anschließend die No- 
ten der Klassen mit dem entsprechenden Gewicht multi- 
pliziert werden. Die Summe der Produkte für einen Ent- 
wurf ergibt die Note des entsprechenden Supermerkmals. 
Den Beurteilungskriterien entsprechen in den Entwürfen 
je ein Merkmal bzw. das Fehlen dieses Merkmals (und 
für jedes dieser Merkmale gibt es eine Note). 
Die Merkmale aller Entwürfe, die demselben Kriterium 
entsprechen, bilden zusammen eine Merkmalsklasse. 
Sie sind im Modell durch die gleiche Ordnungszahl ge- 
kennzeichnet. 
Wie die Beurteilungskriterien, son sind auch die Merk- 
malsklassen in einer hierarchischen Struktur aufeinander 
bezogen. Alle Merkmale, deren Ordnungszahl die glei- 
che Anzahl Ziffern hat, bilden eine Merkmalsstufe . 
Die Merkmale (bzw. die Noten), die auf der nächst 
höheren Stufe zusammengefaßt werden, bilden eine 
Merkmalsgruppe . Das ihnen zugeordnete Merkmal 
der höheren Stufe heißt Supermerkmal, z.B. ist im 
Modell das Merkmal (1.2) Supermerkmal der Gruppe der 
Merkmale ((1.12), (1.22) und (1.23)). 
Es wird im folgenden vorausgesetzt, daß die Merkmale in 
ihrer Funktion logisch unabhängig voneinander sind, d.h., 
daß sie sich nicht gegenseitig in ihrer Qualität hemmen 
oder fördern, und daß damit die gewichteten (siehe un- 
ten) Noten addierbar sind, z.B. können Fußbodenheizung 
Die Gewichte können nicht bestimmt werden, bevor die 
Differenzen zwischen den qualitativen Varianzen innet- 
halb der verschiedenen Merkmalsklassen bekannt sind. 
(Gemeint sind hier nicht die Varianzen der Noten - diese 
sind in allen Fällen gleich -, sondern die Varianzen der 
Merkmale selbst, genauer, der Qualität der Merkmale.) 
Beispiel: Nehmen wir an, Entwürfe sollten aufgrund der 
Merkmale Nutzen-und Kosten beurteilt werden. Stellen 
wir uns zwei Wettbewerbsfälle vor, die sich in der Varianz 
in der Merkmalsklasse der Kosten unterscheiden, aber 
nicht in der Varianz in der Merkmalsklasse des Nutzens. 
Im ersten Fall sei die Varianz einige Millionen DM, im 
zweiten Fall sei sie nur wenige hundert oder tausend DM. 
Es ist klar, daß dann den Kostenmerkmalen im Verhältnis 
zu den Nutzenmerkmalen im ersten Fall ein größeres 
Moment zukommt für die Gesamtqualität als im zweiten 
Fall, und daß den Noten in der Merkmalsklasse der Ko- 
sten im ersten Fall ein höheres Gewicht gegeben werden 
muß als im zweiten Fall. 
Würden die Gewichte bestimmt solange die oben beschrie- 
benen Differenzen nicht bekannt sind, so basierte die 
Gewichtung notwendigerweise nur auf dem Eindruck aus 
Erfahrungen hinsichtlich der zu erwartenden Varianzen 
der Merkmale und nicht auf den im Ergebnis des betref- 
fFenden Wettbewerbs auftretenden Varianzen. 
Dieses Verfahren der Gewichtung und der anschließenden 
Rechenoperationen wird über alle Merkmalsstufen fortge- 
führt bis Gesamtnoten für die Entwürfe erreicht sind. 
Aus der Art der Gewichtung, nämlich der Merkmale einer 
Klasse durch ein einziges Gewicht, folgt, daß die Zu- 
ordnung der Merkmale zu den Werten auf der Benotungs- 
skala ohne Verzerrung erfolgen muß, eben so, daß ihnen 
allen dasselbe Gewicht gegeben werden kann. 
ARCH+ 2 (1969) H.8
	        
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