Die treibenden Kräfte für die Anwendung analytischer
Methoden kommen sowohl von einer hersteller- als auch
von einer verbraucherorientierten Seite. Die Hersteller
wollen mit möglichst geringem Risiko einen Profit garan-
tiert haben, während die Verbraucher aufgrund des viel-
fältigen Angebots ohne Verbraucherberatung nicht mehr
abschätzen können, welche der angebotenen Gegenstände
für sie am nützlichsten sind.
Theoretisch können sämtliche das Produkt bestimmende
Einflüsse analysiert werden. Dies setzt allerdings voraus,
daß alle Einwirkungen bekannt sind und daß es Verfahren
gibt, die Einflüsse zu messen und zu beurteilen. Der heutige
Stand der Wissenschaft macht dies jedoch noch nicht möglich
Abb. 1:
Heimwerker: sehr umständliche Montage, zu
hohe Rüstzeiten
Der Grund für die fehlgeleitete Bedürfnisstruktur ist in der
Interessenlosigkeit der Hersteller an einer gut gelösten
Mensch-Produkt-Beziehung zu suchen und nicht etwa in
dem oft als Entschuldigung vorgebrachten augenblicklichen
Stand der Wissenschaft. Die im Institut durchgeführten
Untersuchungen beweisen, daß mit ein wenig mehr Denk-
aufwand und Systematik durchaus Gerätekonzeptionen
entwickelt werden könnten, bei denen wenigstens die Lei-
stung, Robustheit und Bedienung so gut gelöst wären, daß
viel Ärger erspart sowie wirkliche Erleichterung geschaffen
würde. Die Grundprobleme der fehlgeleiteten Bedürfnis-
struktur wären damit jedoch nicht behoben. Hier müßte
eine Produktforschung ansetzen, die sich mit den generellen
Problemen der Erzeugung von Gegenständen und deren
Verwendung befaßt. Sie hätte allerdings nur dann einen
Sinn, wenn sie nicht die Tendenz zum "Konsumterror"
(Moles) unterstützen, sondern sich mit dem soziopsycholo-
gischen Komplex der Bedürfnisse und deren Erfüllung aus-
einandersetzen würde
3. Produktanalyse
3.1 Allgemein
Aus der Notwendigkeit, Einblick in die immer komplexer
werdenden Einflußgrößen der Produkterzeugung zu bekom-
men, sind die Verfahren der Produktanalyse entstanden.
(Beispiel: Verifizierbarkeit subiektiver Einflüsse, vor allem
in der Asthetik.)
Eine umfassendere Strukturierung der allgemeinen Einflüsse
auf ein Produkt liegt ebenfalls noch nicht vor.
Es gibt grundsätzlich drei verschiedene Arten von Produkt-
analysen:
1. Einzelanalyse
2. Vergleichende Analyse
3. Systemanalyse
Bei der Einzelanalyse wird nur ein Produkt analysiert.
Bei der vergleichenden Analyse werden Produkte einer
Produktklasse untersucht und miteinander verglichen. Hier
kristallisiert sich durch die Erfassung einer breiten Skala
der sogenannte "Stand der Technik" heraus. Dies ist wichtig
für die Einordnung in ein Konkurrentenfeld oder beim
Abwägen von Alternativentwürfen.
Bei der Systemanalyse werden verschiedene Produktsysteme
miteinander verglichen, zum Beispiel unter der Frage-
stellung: Müllentfernung im Wohnbereich. Durch die
Systemanalyse werden die Probleme grundsätzlicher erfaßt.
Weiterhin kann jedes der drei analytischen Verfahren von
zwei Gesichtspunkten aus durchgeführt werden: vom Stand-
punkt des Herstellers und vom Standpunkt des Benützers.
Aus dem täglichen Umgang mit Produkten wissen wir, daß
sich die Vorstellungen der Hersteller und Verbraucher
keinesfalls immer decken
ARCH +2 (1969) H.5