Full text: ARCH+ : Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung (1970, Jg. 3, H. 9-11)

EDITORILAL 
Mit dem kurz aufeinanderfolgenden Erscheinen von 
Heft 9, 10 und 11 hat die Redaktion erfolgreiche 
Anstrengungen unternommen, den regelmäßigen Er- 
scheinungsmodus von 4 Heften im Jahr zu sichern. 
Gleichzeitig mußten wir feststellen, daß die Redak- 
tion immer stärker auf sich selbst angewiesen war 
und von ihren Korrespondenten im Stich gelassen 
wurde. Die mangelhafte Mitarbeit der Korresponden- 
ten ist wahrscheinlich auf zwei Hauptgründe zurück- 
zuführen: Zum einen sieht sich die Redaktion finan- 
ziell nicht in der Lage, die Tätigkeit der Korres- 
pondenten (ebensowenig wie die der Redakteure und 
Autoren) zu bezahlen; zum anderen fehlte bislang 
eine explizite Zielbestimmung seitens der Redaktion 
für die jeweils nächsten Hefte. 
Eine detaillierte Zielbestimmung ist in der Absicht, 
keine reinen Themenhefte zu machen, bislang be- 
wußt vermieden worden, Dadurch war es uns möglich. 
die Hefte 8, 9 und 10 - wie wir meinen - aktueller 
zu gestalten als die ersten beiden Jahrgänge. Zwei- 
fellos geht jedoch diese "Offenheit" zu Lasten einer 
leistungsfähigen Organisation von Redaktion, Korres- 
pondenz, Werbung und Vertrieb, Zudem häufen sich 
die Anfragen von ARCH+-Lesern an die Redaktion 
nach der "Linie von ARCH+", 
Deshalb scheint es uns notwendig, dies editorial einzu- 
führen, das die Zielsetzungen und Perspektiven der 
Redaktion verdeutlichen soll. 
Die inhaltlichen Schwerpunkte der beiden ersten 
ARCH+-Jahrgänge lagen vor allem in Beiträgen von 
Problemen und Strategien auf der Grundlage der für 
die Planung neuen Wissenschaften wie Kybernetik, 
System-, Entscheidungs- und Werttheorie, Operations 
Research und Planungsökonomie. 
Die die herrschende Berufspraxis weit überholenden 
Theorien zur Verwissenschaftlichung des Planens, 
wie sie von ARCH+ propagiert wurden, schlugen 
sich in den Reformversuchen der Planer- und Archi- 
tektenausbildung an den westdeutschen Hochschulen 
nieder (von denen in ARCH+ häufig berichtet wurde 
und wird): Die Berufsbilddiskussionen profilieren 
sich in den ersten Reformansätzen als Reaktion auf 
eine berufsständisch ausgerichtete Architektenaus- 
bildung an der Forderung nach einer Verwissenschaft- 
lichung des Studiums. Es wurde versucht, das Be- 
rufsbild ohne hinreichende Untersuchung der Pla- 
nungspraxis von der Hochschule aus zu bestimmen. 
Die spätere Tätigkeit im Beruf sollte der Erkennt- 
nis des"objektiv technologisch Notwendigen'' ange- 
paßt werden. Zeigten sich im Bereich der For- 
schung bei der Verwissenschaftlichung der Planungs- 
methodik schon Verselbständigungstendenzen, so war 
der Versuch der Verwissenschaftlichung des Stu- 
diums für die Studenten noch viel weniger ein Resul- 
tat sinnlich praktischer Erfahrung. 
Wenn in den ersten Heften versucht wurde, den 
apodiktischen Objektivitätsanspruch wissenschaftlicher 
Planung zu kritisieren, so haben wir uns in den letz- 
ten Heften darum bemüht, den instrumentellen 
Charakter gerade der Operabilisierung nachpositivi- 
stischer Planung deutlich zu machen. Wir sind uns 
dabei durchaus der Gefahr bewußt geworden, die 
herrschenden und zukünftigen Planungsmethoden 
vornehmlich als Moment systemstabili- 
sierender Herrschaftstechnik zu entlarven ohne ein 
deutliches Qualifikationsziel für Architekten und 
Planer zu kennzeichnen. In einer Fachzeitschrift 
können wir dazu allerdings nur Begrenztes leisten 
da wir nur sehr bedingt auf konkrete Fragen zu 
besonderen Problemen spezieller Studienproijekte 
eingehen können. 
Aus dem oben gesagten wird deutlich, daß wir in 
den folgenden Heften in verstärktem Maße versuchen 
müssen, eine Darstellung und Einschätzung der herr- 
schenden Planungspraxis zu leisten, um nicht uto- 
pistisch an den bestehenden Realitäten vorbei bzw. 
in unverbindlicher Weise Theorie über sie hinaus 
zu schreiben. 
In der Redaktionssitzung vom 13.7.70 wurden die 
folgenden allgemeinen Themenbereiche als Perspek- 
tive für die nächsten Hefte aufgestellt: 
1. Praxisorientierte, fortschrittliche Technologie 
und Planungstheorie 
Es soll versucht werden, wissenschaftliche For- 
schungsberichte und -ergebnisse in ihrem Anwendungs- 
bereich und planungstheoretische Grundlagen in ihrem 
ARCH+3 (1970) H. 11
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.