einen massiven Ausrottungsfeldzug gegen uns vorbe-
reiten. Überall sind die John-Birch-Society, die Be-
reitschaftspolizei, die Separatisten, die Nazis und die
Ku-Klux-Klan- Leute dabei, sich zu bewaffnen und für
den totalen Krieg gegen unser Volk auszubilden, Und
es gibt keinen Zweifel darüber, auf welcher Seite die
Polizei, das FBI, die Nationalgarde und die Regierung
stehen werden. '' Inzwischen ließe sich diese Liste
erweitern; wenn die Bau- und Transportarbeiterge-
werkschaften direkt hinzugezählt werden müssen, so
werden die technokratischen Planer vorerst indirekt
am Kampf gegen die unterdrückten Massen beteiligt
sein, indem sie die systemtechnischen Methoden der
Kriegsforschung auf Planung und Entwicklung von re-
gionalen Kommunikationsnetzen (für sozialpolitische
Kontrolle und Spionage), Verkehrsnetzen (Nachschub,
militärische Infrastruktur) sowie Sicherheitssystemen
(als welche Wohnquartiere, Siedlungen und Städte eben
auch begriffen werden müssen!) erfolgversprechend
zu applizieren suchen.
In einem wesentlichen Punkte stimmen die - revolu-
tionären wie konterrevolutionären Strategen der
Großstadtguerilla, des bewaffneten Kampfes im
Betondschungel, überein: daß die Chancen der Revo-
lution eine Frage ihrer Organisation ist. Umge-
kehrt sehen die Vertreter der Ordnungsmächte ihr
Heil in der Planung.
Der amerikanische Geheimdienstoffizier Robert B.
Rigg, Experte für Fragen der Planung und Zukunfts-
forschung in der Armee, spielt die Möglichkeiten eines
Guerillakrieges im Betondschungel durch
und kommt zu dem Urteil: "Die Anwendung von rein
militärischen Maßnahmen scheint eine ziemlich hoff-
nungslose Sache zu sein, aber politische Anstrengun-
gen können sich als nicht viel erfolgreicher erweisen.
Das Kernproblem '"... umfaßt Polizei, Nationalgarde.
Armee und lokale Behörden und ihre - vor allem po-
litische - Koordinierung, Kommunikation und Kon-
trolle. Hier liegt ebenfalls eine ziemlich große Auf-
gabe, die durch das Chaos und die Straßenkämpfe
noch schwieriger werden kann. Für jede Stadt, jeden
Notstandsfall muß gründlich vorgeplant werden. Pla-
nung ist lebenswichtig, vor allem, um alle Maßnah-
men - politische und militärische - zu kontrollieren
und aufeinander abzustimmen!'',
Je handgreiflicher die Auseinandersetzungen in den
dichtbesiedelten Regionen sind, je schärfer die Pola-
risierung der Klassen hervortritt, desto eindeutiger
wird die Position und Funktion mittelständischer Pla-
ner. Die objektiven Bedingungen stehen ihrem sub-
jektiven politischen Engagement entgegen. Ebenso
ausweglos ist konfliktsteuernde Präventivplanung, die,
indem sie jede Äußerung des Klassenkampfes als
’bedrohendes Chaos’ und jeden Widerstand affektge-
laden als ’ blinde Zerstörungswut’ oder scheinbar
unbeteiligt technokratisch als eine Summe von ’ Stör-
größen’ auffaßt, zur Vertiefung der Widersprüche
beitragen muß. Das Präventiv-Denken der herrschen-
den Klasse spiegelt die Angst vor ihrem historischen
Untergang. Verallgemeinert trifft diesen Sachverhalt
Siegfried Kracauer, wenn er über das Bild des Baues
in den Erzählungen Kafkas sagt: "Die Maßnahmen der
Existenzangst gefährden die Existenz.''
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ARCH+ 3 (1970) H. 11