teiligkeit vom Studienbeginn an erforderlich geworden.
Es kam im Sommersemester 1969 zu einem umfangreichen
Versuch mit projektbezogener Arbeit in Gruppen, derden
Schwerpunkt der Reform auf den Studienbeginn verlegte.
Der ursprüngliche Ansatz, das damalige 2. Semester in
einer Großgruppe mit Untergruppen zu organisieren, er-
wies sich schnell als unzureichend und unpraktikabel: Er
war der bislang letzte Versuch, so etwas wie einen ein-
heitlichen Studiengang für alle Studenten aufrecht zu
erhalten. Für die Einführung der Studienanfänger im Win-
tersemester 1969/70 wurden daraus extreme Konsequenzen
gezogen. In der damaligen Einführungsveranstaltung soll-
ten Berichte aus den verschiedensten Praxisbereichen die
Vielfalt möglicher Berufstätigkeiten demonstrieren, die
auf einen Absolventen der Hochschule warten. Pluralis-
mus, der nicht mehr wollte und konnte als Verunsiche-
rung, sollte eine analytisch fundierte Konzeption er-
setzen. Es war die Kapitulation der Lehre vor den schein-
bar undurchsichtig gewordenen Verhältnissen in der Praxis.
Das in 2.23 geschilderte Dilemma hat sich bis zum Jahres-
ende 1969 zu einer völligen Zersplitterung von Studium
und Lehre verlängert. Zugleich wurde in einer Sitzung
der Studienkommission vom 22.10.1969 mit dem Antrag
eine "zentrale Organisationsstelle'" für die Koordination
der Tätigkeiten in Studium, Lehre und Forschung einzu-
richten, eine wesentliche organisatorische Voraussetzung
für die konzeptionelle Weiterentwicklung geschaffen.
Auftrag an diese Organisationsstelle war: die raum - zeit-
liche Lehrorganisation, die Koordination der Studienbe-
ratung, die Funktionsüberwachung der Projektkurse,
fachübergreifende Tätigkeiten. Das Informationszentrum
legte als Organ der am 14.1.1970 nach GO bestätigten
Studienkommission am 19.1.1970 ein vorläufiges kon-
zeptionelles Papier vor (am 1.7.70 folgte ein umfangrei-
ches Organisations- und Zielpapier). An den in 2.22
dargestellten Entscheidungen läßt sich ablesen, daß seit-
dem die Entwicklung der Praxis mit Projektgruppen einen
beschleunigten Verlauf genommen hat. Das Stuttgarter
Reformkonzept wurde mehrfach mit Erfolg außerhalb der
Universität zur Diskussion gestellt, von der VW-Stiftung
ein Tutorenprogramm bewilligt, zugleich verschärften sich
die Auseinandersetzungen mit den anderen Bereichen der
Hochschule und der Kultusverwaltung. Einschränkungen
in der Finanzierung des Programms und juristische Beden-
ken erschweren die Weiterentwicklung und gesetzliche
Absicherung der entstandenen Konzeption.
2.3 Zusammenfassung
2.31 Spezialisierung, projektorientiertes Studium und
Training der Organisationsfähigkeit
In der folgenden Zusammenfassung des Teils 2 dieser Ar-
beit sollen die wichtigsten in diesem Abschnitt gemachten
Aussagen hervorgehoben und die Zielvorstellung für die
Arbeit allgemein entwickelt werden.
Zunehmende Arbeitsteiligkeit im Bereich der materiel-
len Produktion in der Bauwirtschaft und Planung ver-
langt eine entsprechende zunehmende Spezialqualifi-
zierung in der Architekten-/Planerausbildung. Daraus
resultiert die Forderung nach Gruppenarbeit.
Gruppenarbeit erfordert ein höheres Maß an Organisa-
tion und Kooperationsfähigkeit, als individualistische
Einzelarbeit. Daraus resultiert die Forderung nach
Training der Organisationsfähigkeit.
Zunehmend differenzierter werdende Probleme im Be-
reich der Berufspraxis können immer weniger mit einer
fachorientierten Qualifikation bewältigt werden. Da-
raus resultiert die Forderung nach projektorientiertem
Studium, Abwendung vom Fach- zum Problemspeziali-
sten.
2.32 Allgemeine Darstellung der angestrebten Konzeption
der Gruppenarbeit
Der inhaltliche Schwerpunkt dieser Arbeit liegt in der.
Darstellung der Konzeption, der Praxis und der Praxis-
schwierigkeiten von Gruppenarbeit unter den Bedingun-
gen der Selbstorganisation, der Arbeitsteiligkeit, der
Interdisziplinarität und der projektbezogenen Arbeit.
Ich bin der Meinung, daß ohne überhöhte Ansprüche an
diese Konzeption und bei entsprechenden organisatori-
schen Voraussetzungen auf seiten der Beratung (Lehre)
Gruppenarbeit in der im folgenden dargestellten Form
für die Masse der Studenten ein produktiveres Studium
erlaubt als die konventionelle Lehre: es kann eine fun-
dierte Qualifikation in verkürzter Studienzeit erreicht
werden.
Für die gesetzliche Absicherung läßt sich sagen, daß
sich weit mehr von dieser Konzeption unter den bestehen-
den Regelungen praktizieren läßt als wir in einer fehl-
geleiteten Freiraumstrategie ursprünglich angenommen
haben. Der Entwurf der neuen Prüfungsordnung setzt
einen illusionistisch weiten Rahmen und kann entspre-
chend neu überarbeitet und präziser gefaßt werden.
Im folgenden Teil 3 dieser Arbeit sollen die inhaltlichen
Aussagen über Gruppenarbeit mit einer Entwicklung von
allgemeinen Beschreibungskriterien und einer allgemei-
nen Systematik von Gruppentypen begonnen werden.
Allgemeine Beschreibung von Gruppenarbeit
Beschreibung von Gruppenarbeit und Gruppen-
typen
3.11 Entwicklung von Kriterien zur Beschreibung von
Gruppenarbeit
3.12 Benennung von Gruppentypen nach den genannten
Kriterien
3.13 (1) Beschreibung: Einzelarbeit
(2-7) Beschreibung: Gruppentypen
3.14 Diagramm zur Systematik der Darstellung von
Gruppentypen
3.15 Weitere Gruppentypen
3.16 Zusammenfassung
Eingrenzung der Aussagenbereiche
Eingrenzung der Aussagenvalidität der Arbeit nach
Praxisbezug
Eingrenzung der Aussagenvalidität der Arbeit nach
Spezieller Situation beim Entstehen
Benennung spezieller Aussagenbereiche und deren
Einschränkung auf den Fall arbeitsteilig/interdis-
ziplinärer, selbstorganisierter Projektgruppen
3
3. Allgemeine Beschreibung von Gruppenarbeit
3.1 Beschreibung von Gruppenarbeit und Gruppentypen
3.11 Entwicklung von Kriterien zur Beschreibung von
Gruppenarbeit
In Veröffentlichungen zur Hochschulreform und zu einer
neuen Hochschuldidaktik ist die Wichtigkeit von Grup-
ARCH+ 3 (1970) H. 11