Full text: ARCH+ : Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung (1970, Jg. 3, H. 9-11)

genommen wird, daß nur fachbezogene Aussagen gemacht 
werden, daß sich die Gruppe isoliert, daß sie die Grup- 
penmitglieder vorwiegend rezeptiv verhalten und illu- 
sionär/unkonkret arbeiten. 
3. Selbstorganisierte Gruppenarbeit bedeutet: Kenntnisse 
individuell zu erwerben, Aussagen dazu machen, von 
den Aussagen anderer Gruppenmitglieder Kenntnis zu 
nehmen, zu kritisieren, gemeinsam auszuwerten, anzu- 
wenden auf das Arbeits- und Anwendungsgebiet, daraus 
Zeitplan, Methoden und Aufgabendifferenzierung selbst 
zu programmieren. Sie schließt nicht aus: daß ohne Pra- 
xisbezug gearbeitet wird, daß unproduktiv in Konkurrenz 
gearbeitet wird, daß generalistisch gearbeitet wird, daß 
die Gruppe eine homogene Qualifikationsstruktur auf- 
weist, daß die Mitglieder der Gruppe Aussagen machen, 
die sich nicht ergänzen, sondern ausschließen, daß die 
Gruppe in einem vorgegebenen Programm arbeitet, daß 
sie Kritik und Aussagen von außerhalb nicht zur Kenntnis 
nimmt, daß sie. in ihren Aussagen auf ein Fach beschränkt 
bleibt, daß sie sich isoliert und illusionär arbeitet. 
4. Selbstorganisierte Gruppenarbeit mit arbeitsteiligem 
Vorgehen bedeutet: Aussagen zu individuell erworbenen 
Kenntnissen machen, von Aussagen anderer Gruppenmit- 
glieder Kenntnis nehmen, sie kritisieren, sich zu eigen 
machen, anzuwenden auf das eigene Aussage- und Auf- 
gabengebiet, Zeitplan und Problemdifferenzierung in der 
Gruppe zu programmieren, eine Verteilung der Gruppen- 
mitglieder auf Problemschwerpunkte zu organisieren, die 
individuellen Arbeitsaspekte feststellen, Arbeitshypothe- 
sen abgrenzen, daraus sich ergänzende Programme zu 
formulieren. Sie schließt nicht aus: daß ohne Praxisbezug 
gearbeitet wird, daß die Gruppe in einem vorgegebenen 
Programm arbeitet, daß sie Kritik und Aussagen von außer- 
halb nicht zur Kenntnis nimmt, insbesondere von außer- 
halb des eigenen Fachgebietes, daß sie also ein Problem 
fachborniert bearbeitet, daß sich die Gruppe isoliert und 
illusionär arbeitet. 
5. Arbeitsteilig/interdisziplinäre Gruppenarbeit in Selbst- 
organisation bedeutet: eigene Kenntnisse und die köom- 
munizierten Kenntnisse anderer Gruppenmitglieder auf 
einen individuellen Aussage- und Aufgabenbereich an- 
wenden, die individuellen Aussagen, Arbeitsaspekte und 
abgegrenzte (nicht mit gesicherter Aussage belegte) 
Arbeitshypothesen in ein gemeinsames Programm zu in- 
tegrieren, Verteilung der Gruppenmitglieder auf Problem- 
schwerpunkte und individuelle Arbeitsaspekte organisie- 
ren, Zeitplan, Methoden und Problemdifferenzierung zu 
programmieren, die Integration unterschiedlicher Fächer 
und Fachaspekte in sich ergänzenden Programmen vorzu- 
nehmen, Aussagenbereiche anderer Disziplinen für die 
Gruppenarbeit zu erschließen. Sie schließt nicht aus: 
daß ohne Praxisbezug gearbeitet wird, daß die Gruppe 
in einem vorgegebenen Programm arbeitet, daß sich die 
Gruppe isoliert und illusionär arbeitet. 
6. Projektbezogene Gruppenarbeit (arbeitsteilig/interdis- 
ziplinär, selbstorganisiert) bedeutet: Eigene Kenntnisse 
an einem Projekt aus der Praxis erwerben, dazu Aussagen 
machen und am Projekt überprüfen, von den Aussagen 
anderer Gruppenmitglieder in bezug auf das Projekt 
Kenntnis nehmen, den Projektbezug überprüfen, anwen- 
den auf das Arbeits- und Aufgabengebiet, das man selbst 
im Projektbereich bearbeitet, Zeitplan, Methoden und 
Aufgabendifferenzierung projektbezogen zu programmie- 
ren, eine Verteilung der Gruppenmitglieder auf Problem- 
schwerpunkte der Projektarbeit organisieren, den Projekt- 
bezug der individuellen Arbeitsaspekte feststellen, Aus- 
sagenbereiche des Projekts abgrenzen, die hypothetisch 
festgelegt werden, die Integration unterschiedlicher 
Fächer und Fachaspekte in den Aussagenbereich des 
Projektes zu sich ergänzenden Programmen vornehmen, 
Aussagenbereiche anderer Disziplinen für die Projekt- 
arbeit erschließen, den Wert jeder Fachaussage nicht in 
bezug auf mögliche Gesamtaussagen zum Fach beurtei- 
len, sondern an dem, was sie zum Projekt aussagt, zur 
Projektarbeit beiträgt. Das schließt nicht aus: daß ohne 
Praxisbezug gearbeitet wird, verringert aber die Distanz 
zur Praxis und macht so den Fehler leichter spürbar und 
vermeidbar; daß die Gruppe in einem vorgegebenen 
Programm arbeitet, daß sich die Gruppe isoliert. 
7. Gruppenarbeit in Zusammenarbeit mit anderen Grup- 
pen (arbeitsteilig/interdisziplinär, selbstorganisiert, 
projektbezogen) bedeutet allgemein, daß wesentlich 
komplexere Probleme noch arbeitsteiliger behandelt 
werden können, bei entsprechender (aufwendiger) Or- 
ganisation lassen sich ohne "fachbornierte'" Aussagewei- 
sen sehr komplexe, dynamische Projektbereiche mit 
hochspezialisierten, konkreten Aussagen abdecken (im 
Bereich der Planerausbildung zumindest scheint mir diese 
Arbeitsweise unabdingbar, Praxis und auch Training der 
Praxis (Studium) sind noch weit davon entfernt). Sie 
bedeutet im besonderen, eigene Kenntnisse an einem 
wohldefinierten konkreten Projekt aus der Praxis er- 
werben, dazu Aussagen machen, über ein Verteiler- 
system Aussagen anderer Gruppen und Gruppenmitglie- 
der zu den Projektbereichen zur Kenntnis nehmen, Stel - 
lenwert in der Gesamtarbeit prüfen, auf den eigenen 
Projektbereich abstimmen, anwenden, Methoden und 
Aufgabendifferenzierung projektbezogen programmieren, 
mit Programmen anderer (Teil)gruppen abstimmen, eine 
Verteilung der Gruppen(mitglieder) auf Projektbereiche, 
Projekte, Problemschwerpunkte und Arbeitsaspekte or- 
ganisieren, den Bezug des individuellen Arbeitsaspektes 
und Aussagenbereiches feststellen, abstimmen, abgren- 
zen, Arbeitshypothesen feststellen, formulieren, zur 
eventuellen Bearbeitung an den Verteiler übermitteln, 
die Integration unterschiedlicher Disziplinen, Fächer 
und Fachaspekte in die Aussagenfelder von Projektbe- 
reichen, Projekten, Problemschwerpunkten zu sich 
ergänzenden Gesamt- und Teilprogrammen vornehmen. 
Das schließt Arbeit ohne Praxisbezug zwar nicht völlig 
aus, verringert aber die Distanz zur Praxis mehr als alle 
anderen Formen der Gruppenarbeit. Wenn Gruppen sich 
isolieren und Gefahr laufen, illusionär zu arbeiten, ist 
eine Rückkopplung leichter möglich. 
Bei dieser Form der Gruppenarbeit liegen die Aussage- 
möglichkeiten für eine allgemeine Hochschuldidaktik in 
integrierten Gesamthochschulen. Hierüber konkrete Aus- 
sagen zu machen, hinge ab von einer beträchtlich wei- 
terentwickelten Praxis an den hohen Schulen, würde er- 
heblichen Forschungsaufwand zur Voraussetzung haben 
und also den Rahmen dieser Arbeit, die sich bewußt auf 
fachdidaktische Probleme der Studienrichtung Architek- 
tur beschränkt (was generalistisch genug ist), bei weitem 
sprengen. 
ARCH+ 3 (1970) H. 11
	        

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