Full text: ARCH+ : Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung (1970, Jg. 3, H. 9-11)

dersprechen zusammenlebender Bürger artikuliert (23). " 
Auch wenn die Sprachen der Wissenschaft und Technik 
dem Bürger verständlich übersetzt werden, wie Habermas 
fordert, und er sich zum sachverständigen Diskutanten 
"emanzipiert", bleibt die Frage nach dem politisch re- 
levanten Einfluß seines Sachverstandes unbeantwortet . 
Auch von C. Offe wird das von Habermas angebotene 
"pragmatische Modell", das dieser dem technokratischen 
gegenüberstellt, "... demzufolge die rigide Rollentei- 
lung zwischen Wissenschaftler und Politiker in einen 
Dialog aufgelöst werden soll", kritisch beurteilt: 
"Problematisch bleibt bei diesem Vorschlag der Weg, auf 
dem er realisiert werden soll: Wie kann die mit Exper- 
tenwissen ausgerüstete Bürokratie zum Dialog mit jenen 
Instanzen institutionell gezwungen werden, welche die 
Artikulation gesellschaftlicher Bedürfnisse leisten sollen 
also mit den "Politikern", wenn sie es selbst ist, die 
die Existenz der "politischen" Instanzen überflüssig 
macht? Diese Frage ist ungelöst (24)." 
Die politischen Parteien versuchen, mit den gleichen 
Mitteln wie die Industrie, den Fortbestand ihrer Arbeit 
und Machtausübung durch Akklamation der Bevölkerung 
zu garantieren, nämlich mit Hilfe der Werbung, der 
"Öffentlichkeitsarbeit": 
"Publizität hieß einst die Entblößung der politischen 
Herrschaft vor dem öffentlichen Räsonnement; publicity 
summiert die Reaktionen eines unverbindlichen Wohl- 
wollens (25). " 
Die Planungs- und Baubehörden benötigen zur Konsoli- 
dierung ihrer Machtpositionen, ebenso wie die politi- 
schen Parteien und die Industrie, die numerische Unter- 
stützung der Öffentlichkeit; jedoch in einem allgemeine- 
ren Sinne der publicity, der Imagepflege: nämlich 
weniger zur Legitimation der jeweils herrschenden poli- 
tischen Parteien, als vielmehr zur Etablierung eines 
allgemeinen good will der Bevölkerung in die Planungen 
der Bürokratien. Der Gefahr einer systemgefährdenden 
Kontrolle der Behörden durch eine demokratische Öffent- 
lichkeit soll durch den publizistischen Nachweis der 
"verantwortungsvollen Verwaltung öffentlicher Angele- 
genheiten" vorgebeugt werden. Der Umstand, daß die 
Planungs- und Baubehörden nur mittelbar über die von 
parteipolitischen Repräsentanten geleiteten Ministerien 
dem Akklamationszyklus öffentlicher Wahlen unterworfen 
sind, hat eine behördliche "Öffentlichkeitsarbeit" bisher 
in weitaus geringerem Maße notwendig erscheinen lassen 
als die partei- und verbandspolitische "Meinungspflege". 
So kann Göderitz in einem Nachwort zu "Demokratische 
Stadt- und Landesplanung" die öffentliche Auseinander- 
setzung über Probleme der Stadtplanung noch zur bloßen 
Anerkennung von Sachzwängen mißverstehen: 
"... Über die vorgeschriebenen Verhandlungen mit den 
beteiligten Kreisen hinaus haben die Stadtplaner in 
Vorträgen, Schriften und Ausstellungen geradezu Werbe- 
aktionen für ihr Vorhaben durchgeführt und sich um 
Auseinandersetzung um ihre Probleme bemüht. Aller- 
dings sind sie der Meinung, daß Stadt- und Landespla- 
nung kein Tummelplatz für Dilettanten ist, sondern ein 
schwieriges und verantwortungsvolles Fachgebiet, dessen 
Beherrschung ernsthaftes Studium und lange Erfahrung 
erfordert (26). " 
lichkeitsarbeit" der Planungs- und Baubehörden erscheint 
vorgezeichnet: ähnlich den Werbekampagnen politischer 
Parteien wird eine mögliche demokratische Kontrolle 
staatlicher Planung durch auf bloße Akklamation ausge- 
richtete publicity- und public-relations-Strategien 
unterwandert . 
1.4 Werbung 
Von Planern und Architekten wird in zunehmendem Maße 
in der Werbung ein Mittel zur effektiveren Kommunika- 
tion zwischen Planer und Nutzer entdeckt, um die Iden- 
tifikation des Nutzers mit seinem der Nutzung dienendem 
Objekt zu ermöglichen. Wie das public-relations-Mana- 
gement sind auch die Werbeagenturen darauf aus, "Öf- 
fentlichkeit" immer wieder künstlich herzustellen; es 
müssen immer neue Objekte der Identifikation geschaffen 
werden. "Altmann nennt das zutreffend den Akt der 
Kommunifikation (27). " 
In der Werbepsychologie erfährt der Kommunikations- 
begriff im Zusammenhang mit "Persuasion" eine spezifi- 
sche Nuance: das Kommunikationsmodell der Werbung 
ist unilateral, da keine Rückkopplung vom Empfänger auf 
den Sender und damit auf das zu verkaufende Produkt 
besteht (s. Abb. 1). Im Persuasionsprozeß werden soge- 
nannte "Sekundärsender'" eingeführt, die die Intention 
und Existenz der Werbeagenturen verschleiern helfen, da 
das Vertrauen der Empfänger in die "Medien" als solche 
und in die (Primär)Sender gering ist (28). 
Ein vereinfachtes Kommunikationsschema (Werbung) Abb 
— 
Entsprechung 
selten effektiv 
Entsprechung 
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linguistische M. 
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Merkmale 
antropologi- 
sche M. 
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2.psychologie 
sche M. 
antropologi- 
sche M. 
1. soziokultı 
relle M. 
+ pPsycholo- 
gische Me. 
Z.institutio-/|S E KW N DAR 
nelle M. SENDER 
Auftraggeber 
Agentur 
Texter 
Graphiker) 
werbungsspe- 
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Merkmale 
WM. E.D 1.U.M 
Presse 
Rundfunk 
Fernsehen 
Kino 
..... 
Das Ziel einer allmählich sich konstituierenden "Öffent- 
nach P.,TEIGELER, "Verständlichkeig und Wirksamkeit von 
ARCH+ 3 (1970) H. 9
	        

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