pation strategies: "education-therapy, behavioral
change, staff supplement, cooptation and community
power",
"Die Relevanz einer Strategie hängt einmal ab von der
Möglichkeit einer Organisation, die notwendigen An-
forderungen an die Effektivität einer Strategie zu er-
füllen, und zum anderen von ihrer Anpassungsfähigkeit
an die jeweiligen Gegebenheiten der Umwelt (43). "'
1.11 Education-Therapie-Strategy (ausbildungsbezogene
Strategie)
Dieser Strategie liegt ein didaktisches Verständnis von
Partizipation zugrunde: citizen participation wird als
ein Mittel zum "citizenship training" verstanden, um
die Einsicht der Bürger in die Notwendigkeit koopera-
tiven Handelns zur Lösung von Problemen, die die Öf-
fentlichkeit betreffen, zu evozieren.
Die krasseste Form dieser Strategie liegt in der thera-
peutischen Behandlung einzelner zur Förderung koopera-
tiven Verhaltens, z.B. im Rahmen fürsorgerischer Re-
sozialisierungsprogramme .
Burke erläutert, daß ausbildungsbezogene Strategien
immer wieder an dem Unvermögen gescheitert seien,
funktionstüchtige Organisationen zu bilden: manstellte
fest, daß die Bevölkerung sich durch lautere Bildungsab-
sichten offenbar schwer zur Zusammenarbeit bewegen
läßt, zumal wenn ihr, ähnlich einem Lehrer-Schüler-
Verhältnis, "Sachverstand" nicht zugebilligt werde und
die Beteiligten sich daher im permanenten Zustand des
Faktenlernens befänden.
1.12 Behavioral Change Strategy (Strategie der Verhal-
tensänderung)
Diese Strategie basiert auf der Gruppenmitbeteiligung
(group participation). Die Änderung gesellschaftlicher
Systeme kann nach Burke erreicht werden:
1) indem man den Zustand der Elemente eines Systems
oder Subsystems, d.h. das Verhalten der Gruppen-
mitglieder verändert und/oder
2) indem man die äußeren Einflüsse auf das System än-
dert (die inputs einer black box manipuliert).
Nicht nur die Ziele, die sich eine Gruppe setzt, sind
veränderbar, sondern auch die Gruppe selbst. Daher
resultiert die Anwendbarkeit dieser sozialtechnischen
Strategie aus folgenden Erkenntnissen:
1) Verhaltensänderungen von Individuen lassen sich
leichter als Folge von Verhaltensänderungen der
Gruppe bewirken als bei ungebundenen Personen.
Im Gegensatz zur education-therapy-strategy geht
diese Strategie von der Erkenntnis aus, daß die Öf-
fentlichkeit eher geneigt sei, Entscheidungen zu
unterstützen, wenn sie am Problemfindungsprozeß
(an der Artikulation notwendiger Zustandsänderungen)
aktiv beteiligt war.
7)
Burke sieht vor allem zwei Hauptschwierigkeiten bei der
Anwendung dieser Strategie:
1) Die Planer verbringen ihre Zeit "nur" noch damit,
gruppenpolitisch zu agieren und zu beraten.
2) Die Gruppen selbst bestehen letztlich doch wieder
aus Repräsentanten, da die Großgruppe ’ Gesellschaft”
nicht arbeitsfähig sei.
1.13 Staff Supplement Strategy (Strategie der Zusammen-
setzung der Teilnehmer)
Diese Strategie basiert auf der freiwilligen Mitarbeit
einzelner oder der ganzen Bevölkerung. Sie findet die
häufigste Anwendung bei Wohlfahrtsinstituten: Die Or-
ganisation selbst wird nicht in Frage gestellt; bei den
Mitgliedern wird vielmehr die Übereinstimmung mit den
Zielen der Organisation vorausgesetzt. Diese stellen sich
in den Dienst der guten Sache’ . Entscheidungskompe-
tenzen liegen allein bei den Fachleuten, während die
freiwilligen Mitarbeiter lediglich als good-will-Fußvolk
fungieren.
Burke weist darauf hin, daß die staff supplement strategy
für eine autonome Mitbestimmung der Bevölkerung nur als
"Zusatzstrategie"(!) anwendbar sei, die als "Hauptstra-
tegie" den Technokraten offenbar als zu entschleiernd
dreist reaktionär erscheint.
1.14 Cooptation (Kooptation)
"(This) citizen participation practice is to involve citizens
in an organization in order to prevent anticipated ob-
structionism." (S. 291)
Burke unterscheidet "informal'" und "formal cooptation",
1) Informal cooptation: Das Zusammenführen unterschied-
lich motivierter Gruppen und Individuen zum Zweck
des möglichst reibungstosen Interessenausgleichs.
Formal cooptation: Überzeugungskräftige Personen
werden im Sinne von Sekundärsendern (vor allem
Geistliche) ohne wesentliches Mitspracherecht in eine
Organisation integriert,
Burke weist darauf hin, daß die Bürger sich nur sehr wi-
derwillig zu Sanktionierungsagenten (sanctioning agents)
im Sinne der formal cooptation degradieren lassen, daß
also der sozialtechnische Charakter dieser Strategie zu
leicht entlarvbar sei.
1.15 Community Power Strategy (CPS) (Strategie gesell-
schaftlicher Machtkämpfe)
"Power may be defined as the ability to exercise one’s
will even over the opposition of others." (S. 292)
Es gibt nach Burke zwei Möglichkeiten, gesellschaftliche
Machtverhältnisse für das Erreichen von Planungszielen
auszunutzen:
1) Integration gesellschaftlicher Kräfte in bestehende
Organisationen, um sie zum politischen Kampf um
die Inhalte der Organisationen einzusetzen (ähnlich
informal cooptation und staff supplement):
Die Forderungen der Gesellschaft bzw. bestimmter
Gruppen werden von den Planungsbehörden oder ge-
sellschaftlichen Organisationen anerkannt, aber nicht
ihre Lösungsvorstellungen .
Gesellschaftliche Veränderungen werden durch gesteuer-
te Machtkämpfe gesellschaftlich-politischer Zentren er-
reicht. Dazu lassen sich Organisationen zu Machtzentren
ausbilden, die weniger durch Zielvorstellungen charakte-
risiert sind, wie "Kontrolle der Eigentumsverhältnisse"
und "Kontrolle staatlicher Institutionen", sondern deren
Macht allein auf ihrer Größe und sozialen Zusammen-
setzung beruht. Die Konfliktstrategie (conflict strategy,
bei Burke synonym verwendet für CPS) eigne sich am
besten für Organisationen, deren Ziel es ist, Grundkon-
ARCH+ 3 (1970) H. 9