Das Planungsziel besteht ganz allgemein darin, solche
Variablen auszuwählen, die ein möglichst hohes x er-
zeugen, wobei x eine Funktion der performance-Variab-
len ist: x = f (ps).
Im folgenden seien die einzelnen "Boxen" anhand eini-
ger in ihnen möglichen Verfahren näher erläutert.
Das systematische Auflisten und Abschätzen der c-, d-
und p-Variablen bezeichnet Rittel als Morphologi-
sche Analyse.
Die die Boxen beeinflussenden Variablen lassen sich auf
verschiedenen Skalen messen.
"Auf den Nominal-Skalen wird einfach numeriert
oder klassifiziert." (57) (Es werden diskrete Alternativen
gemessen, die keine natürliche Ordnung haben. A, D,
Fake)
Auf einer Ordinal-Skala wird schon eine Rangordnung
diskreter Variablen (A B C) unterschieden; es lassen
sich jedoch mit zugeteilten Zahlen noch keine arithme-
tischen Operationen durchführen (Beispiel: Bewertung von
Wettbewerbsentwürfen).
Auf der Intervall -Skala (auch Differenzen-Skala),
"... die konstante Maßeinheiten hat, wird im ’land-
läufigen Sinne’ gemessen. Der Nullpunkt ist dabei
willkürlich festgelegt, wie z.B. bei den Temperatur-
skalen nach Reaumur und Celsius" (57).
Die Ratio-Skala (auch Verhältnis-Skala) zeichnet
sich durch "Normierungskonstanten wie Kelvins Tempe-
raturskala oder die Zahlenreihe selber" aus. Auf dieser
Skala lassen sich mathematische Operationen durchfüh-
ren, da sie eine natürliche Null hat.
Zu Anfang eines Planungsprozesses werden die Variab-
len vornehmlich auf Nominalskalen gemessen (z.B. bei
der Wahl eines Bauplatzes: es gibt kein "mehr oder weni
ger", sondern nur ein "entweder oder''), während gegen
Ende des Planungsprozesses die Variablen eher auf In-
tervall- und Ratio-Skalen gemessen werden. (Bewertung)
1.1 Kontext-Modell (context-Variable)
In der C-Box, im context-Modell, wird darüber ent-
schieden, welche Randbedingungen (constraints)
eines Planungsobjektes (z.B. Bevölkerungswachstum,
Bedarfsprognose, bestehende Verkehrserschließung,
Besiedlung) als context-Variable, als "unabdingbar",
nicht manipulierbar, angenommen werden. ("Im contex*
werden alle die Faktoren aufgestellt, die nicht beein-
flußt werden können oder sollen, die jedoch berück-
sichtigt werden müssen. "')
Die Bezeichnung context-Variable deutet an, daß
es sich bei der Antizipierung des contextes keineswegs
um die Ermittlung ’objektiver” Tatbestände bzw. um das
Aufspüren von ’ Sachzwängen’ handelt, sondern viel-
mehr um individuelle Entscheidungen. Bestimmte Prog-
nosen und Trendanalysen (58), die der Planung per
definitionem zugrunde gelegt werden, garantieren nach
Rittel kein "rationales Handeln", denn rational handeln
würde bedeuten, daß ein Aktor die Konsequenzen seiner
Aktionen vorausschätzt und entsprechend handelt: Die
notwendige Fixierung auf einen bestimmten Prognose-
zeitraum verhindert jedoch den Überblick über die Kon-
sequenzen bestimmter Aktionen. "Wird z.B. für die
ersten zehn Jahre prognostiziert, kann es sein, daß die
Prognose für die nächsten zehn Jahre nur negative Fol-
gen hat." Ebensowenig sei der Trend eine normative
Größe: "Trend ist die Vermutung über das, was passieren
würde, wenn nichts passiert."
Das Abschätzen der context-Variablen stellt keine An-
nahme dar, sondern vielmehr das Treffen von Entschei-
dungen, also bereits ein Planungsproblem .
Arten der Entscheidungen:
Das Abschätzen der context-Variablen stellt einen per-
manenten Entscheidungsvorgang dar. Die Entscheidungen
werden mit einem unterschiedlichen Grad der Gewißheit
bzw. Ungewißheit gefällt.
Rittel unterscheidet drei Arten von Entscheidungen (Ent-
scheidungsmodellen). Die Wahl eines bestimmten Ent-
scheidungsmodells stellt wiederum eine subjektive Ent-
scheidung dar, die nicht auf Sachzwänge zurückgeführt
werden kann.
Entscheidungsmodelle (59):
1) Entscheidungen unter Gewißheit
2) Entscheidungen unter Ungewißheit
3) Entscheidungen unter Risiko
1) Entscheidungen unter Gewißheit (certainty) basieren
auf der Annahme, daß das, was vorausgesagt wird, auch
tatsächlich eintritt, daß z.B. in einem Bauplanungspro-
zeß bestimmte Zahlungen (Kosten) in einer bestimmten
Höhe (DM) zu einer besfimmten Zeit (t) zu leisten sind
2) Entscheidungen unter Ungewißheit lassen sich am
besten im Vergleich mit
3) Entscheidungen unter Risiko verdeutlichen. Hier wer-
den alternativen Zukünften Wahrscheinlichkeiten (p)
zugeordnet. Diese Wahrscheinlichkeiten "... kann man
sich ausdenken, ahnen, oder aufgrund von Analogien
ermitteln". Es wird angenommen, daß das tatsächlich
eintretende beobachtbare Verhalten unabhängig von der
gegenwärtigen Voraussage ist, d.h.: unabhängig von
den subjektiv eingeführten Wahrscheinlichkeiten.
Beispiel: Es ist ungewiß, ob es regnet oder nicht. Sol!
man einen Schirm’ mitnehmen?
Entscheidung unter Risiko.
Auszahlungsmatrix:
15% 85 %
( Wahrscheinlichkeit)
Stra-
te- ©
gie 5 7
Die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten (R = es
regnet nicht, S = keinen Schirm mitnehmen) werden
unter der Annahme bestimmter Wahrscheinlichkeiten
gewertet, wobei angenommen wird, daß die Wahrschein-
lichkeiten durch persönliche Aktionen nicht beeinflußt
werden können. In der Auszahlungsmatrix (von -3 bis
+3) werden die resultierenden Aktionen bewertet, wenn
bestimmte individuelle Aktionen (Strategien S und S)
mit bestimmten zukünftigen Ereignissen zusammentreffen .
Dabei wird die Strategie gewählt, die im Durchschnitt
das beste Ergebnis gewährleistet (optimistische Strategie):
Strategie S= 0,15 x 0 + 0,85 x (-1) = 0,85
ARCH+ 3 (1970) H. 9